Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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in Joko gewesen wäre, auf einer von ihnen nach 
Norden marschirt, aber Ngambe liegt so weit westlich, 
daß der Weg über Banjo eine Zeitersparniß von 
acht bis zehn Tagen bedeutete. Allerdings war mir 
bekannt, daß sich die Banjobevölkerung der 4. Kom- 
pagnie, die dort vor drei Monaten gewesen war, 
gegenüber wenig wohlgesinnt gezeigt hatte, aber in- 
zwischen war Ngaundere gefallen und Malam Sibern 
aus Jola vertrieben, also wohl auch in Banjo das 
Selbstvertrauen etwas gesunken. 
Am 5. Dezember schickte ich einen Brief mit 
zwei Soldaten an den Lamido Omaru nach 
Banjo voraus und erreichte mit der Expedition 
die große, feste Tikarstadt Bambam, biwakirte am 
folgenden Tage nördlich des hier 300 m breiten, 
mannstiefen Mbamstromes und wurde am 7. und 
8. Dezember in den großen Städten Mbamkin und 
Bondam freundlich aufgenommen. 
Das Tikarland ist fruchtbar; Waldstrecken wech- 
seln mit Flächen hohen Grases; Oelpalmen sind 
zahlreich. Die Bevölkerung macht einen fortgeschritte- 
neren Eindruck, sämmtliche Leute sind nach Fullahart 
bekleidet, wie überhaupt der jahrelange Einfluß dieser 
nördlichen Nachbarn überall zu spüren ist. Unter 
dem Druck des Fullaheinbruchs haben sich die Tikars 
überall in große, seste Plätze zurückgezogen, in denen 
sie despotisch regiert werden. Einige Leute, die, als 
Arbeiter nach der Küste gestellt, auf den Expeditionen 
im Rio del Rey= und Croßgebiet Verwendung fanden, 
haben dazu beigetragen, in ihrer Heimath das Ver- 
ständniß für die Absichten der Regierung zu fördern. 
Ueberall tritt aber auch im Tikargebiet, namentlich 
in Ngambe, das Bestreben der Eingeborenen nach 
Decentralisation hervor; sie brauchen keine Einfälle 
der Fullahs mehr zu fürchten, wollen aber den 
Forderungen an Arbeitsleistungen, die ihre Häupt- 
linge an sie stellen, nicht nachkommen und versuchen 
sich jedem Einfluß durch versteckten Anban in lleinen 
Siedelungen zu entziehen. Dies kann nicht zum 
Nutzen des Landes und der Regierung sein, und eine 
Hauptaufgabe einer Station dürfte dahin gehen, das 
Ansehen der Häuptlinge stets so kräftig zu erhalten, 
daß ihnen ein Einfluß auf die Gesammtbevölkerung 
gewährleistet bleibt. 
An Produkten sind Gummi, Palmkerne und Oel 
zu gewinnen, die aber nicht über Yaunde, sondern auf 
westlichen Straßen der Küste zugeführt werden müßten. 
In dem kaum über mannstiefen Mbam schlug 
infolge Unvorsichtigkeit der Insassen ein Kanu um, 
wobei vier Yaundes ertranken. 
In Bandam traf am Abend des 8. Dezember 
ein Bote Omarus ein, der von dem Anmarsch der 
Erpedition gehört hatte und uns einen freundlichen 
Empfang zusichern sollte. Der Königsbote sorgte 
von Lugere Kascholla, dem Grenzdorf des Banjo- 
reiches an, wo wir am 9. Dezember eintrafen, bis 
zur Hauptstadt für die Unterbringung und Verpfle- 
gung der Expedition. Lugere Kascholla, das ist Thal 
des Obersklaven, wird von Lamido Omaru als 
Zwischenstation für die Haussahändler gehalten, die 
  
von hier — namentlich mit Vieh und Zeugen — 
westlich nach Batokum ziehen, wo sie mit den Bafuts 
zusammentreffen, um die im Süden so geschätzte 
Kolanuß (goro) zu kaufen, die in trefflicher Güte 
und großen Mengen angeboten wird. Dieser Kola- 
handel ist der Hauptlebenszweig von Banjo. Aus- 
schließlich dieser Nüsse wegen kommen die großen 
Karawanen den mühsamen Weg über den Gendero 
nach Süden. Die Händler, die wir am 10. Dezember 
in Seriki Boka (auf der Karte Mesalba) trafen, die 
gleichfalls nach Westen mit den Mambula-, Grari-, 
Tschinka= und Tem-Heiden handeln und hauptsichlich 
Kerne und Oel kaufen, kommen dagegen von Ibi 
und den vorgeschobenen Benuestationen her. Es sind 
meist Lagosleute, die europäische Stoffe und Artikel 
einführen. Jedenfalls sind die von den Fullahs 
nicht unterworfenen Heidenländer westlich Banio, 
die im Konzessionsgebiet der Nordwest = Kamerun- 
Gesellschaft liegen, trotz der jahrelangen Ausbeutung 
seitens der Royal Niger Company noch immer reich 
an Produkten. Mit der englischen Wasserstraße 
dürfte sich aber deutscherseits erst konkurriren lassen, 
wenn ein direkter, also billiger Abfuhrweg zur Küste 
— sei es durch das Bapagebiet, sei es über die alte 
Zintgraffstraße Mungo abwärts geschaffen ist. 
War die Vegetation schon seit Bandam mit der 
Zunahme von Bergformationen immer spärlicher ge- 
worden, so hörte von Ribao, wo wir am 11. De- 
zember eintrafen, fast jede Bewachsung auf mit Aus- 
nahme der Flußthäler; der Boden wurde steinig, 
überall waren bedeutende Erhebungen aufgesetzt. In 
Ribao hatte Osman, der Vater Lamido Omarus, 
der aus Konscha gekommen ist, wie das Herrscher- 
geschlecht Tibatis aus Tschamba, das Ngaunderer 
aus Tukurua, sein Kriegslager (conserni), als er 
die Mambulas und Kotofauas, denen das Land zu 
eigen war, unterwarf; hier liegt er auch begraben. 
Abgesehen von seiner historischen Vergangenheit, ist 
Ribao ebenso wie Tuburua, wo am 12. Dezember 
mehrere Banjogroße mit einem Pferd und zwel Kühen 
als Willkommengeschenk die Expedition erwarteten, 
ein, elender von armen Sklaven bewohnter Platz. 
Am 13. Dezember zogen wir in Banjo ein. 
Banjo ist die Hauptstadt des gleichnamigen Sultanats, 
das sich bis Konscha im Norden erstreckt, im Osten 
an Tibati, im Westen an die Heidenländer längs 
des Benue grenzt. Der ungefähr 20 jährige Lamido 
Omaru hat seit fünf Jahren tuta und rauani 
(Fahne und Turban — das Zeichen der Herrscher- 
würde) von Jola. Unser Empfang in Banjo war 
freundlich, die Unterbringung und Verpflegung der 
Expedition während der drei Tage unseres Dortseins 
gut. Banjo ist eine große Bauernstadt, die sich aus 
vielen einzelnen Gehöften freier Fullahs zusammen- 
setzt, von einer Befestigung ist kaum die Rede, und 
die nur in losem Zusammenhang gebaute Stadt hat 
sich weit über den einstigen Stadtgraben ausgedehnt. 
Größere Baulichkeiten finden sich außer dem ver- 
hältnißmäßig kleinen Sultansgehöft überhaupt nicht. 
Der Markt und der Verkehr in der Stadt sind groß;
	        
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