Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

sperren. Bei den Gefechten von Misang zeichnete 
sich Unteroffizier Siebrandt besonders aus. Der 
zähe Widerstand ist neben der großen Zahl des 
Gegners hauptsächlich den Geländeverhältnissen zuzu- 
schreiben, die ein überraschendes Auftreten der Ba- 
mettas ermöglichten und ihnen durch die Felsgrup- 
pierungen ausgezeichnete Deckung gewährten. Die 
Aufklärungstruppe der Bandengs versagte häufig aus 
Furcht vor den Feinden. 
Am 16. hielt ich den ersten Teil meiner Auf- 
gabe für gelöst und befahl für den 17. den Vormarsch 
in südöstlicher Richtung über Fominian auf Take, 
wo starke Bamettaansammlungen gemeldet waren. 
Nach übereinstimmenden Aussagen von Gefangenen, 
Meldungen von Patrouillen und aus Bali sollten 
die Gegner in Take und Banja sich zusammen- 
gezogen haben. Der ziemlich einflußreiche Häuptling 
Fominian hatte unterdessen sich eingefunden, seine 
Treue beteuert und es übernommen, den Oberhäupt- 
ling zur Unterwerfung zu veranlassen. Letzterer 
war nach Banja geflüchtet. 
Am 17. wurde bei 1460 m Höhe das Gebirge 
zwischen Fominian und Fongu überschritten und 
Take nach einem Gefecht genommen, in dem Sergeant 
Grobleben durch sein entschlossenes und energisches 
Vordringen mit dem zweiten Zuge besonders 
hervortrat. Take war stark besetzt, die Vertreibung 
der Bamettas war erst am Nachmittag beendigt. 
Take liegt dicht an der Südgrenze von Bametta. 
Die Gegner flüchteten in westlicher Richtung über 
die Berge nach Banja, welches am 20. genommen 
wurde. Der Marsch dahin führte über Turkein, 
Goniam nach Turbam, wo der Steilaufstieg nach 
dem Banja nordöstlich vorgelagerten Gebirgszuge 
beginnt. Der Transport der Kanone bereitete 
Schwierigkeiten. Banja liegt in einem von drei 
Seiten durch Gebirge umschlossenen tiesen Tale, das 
nach Südwesten sich öffnet. Das Dorf ist sehr weit- 
läufig gebaut und von Bächen, Schluchten und Busch- 
streisen durchzogen. Im Dorfe selbst liegen Hügel, 
welche sich 125 m über die eigentliche Talsohle 
erheben. 
Lautes Geschrei empfing die Expedition, überall 
ertönten die Kriegstrommeln und Hörner und die 
Eingeborenen schrien, sie wollten Krieg. Banja schien 
sehr stark besetzt zu sein. Die Eingeborenen steckten 
in Gehöften, in Schluchten und Buschstreifen, wo sie 
nur durch die Gläser entdeckt wurden. Bei der 
Einnahme dieses Dorfes hat die von Sanitätssergeant 
Briesemeister bediente Kanone der Expedition große 
Verluste erspart. Wie zahlreich Banja besetzt war, 
bewiesen die Scharen Eingeborener, welche durch das 
Geschützfeuer aus ihren Verstecken vertrieben wurden 
und nun in Massen dem Talausgange und den 
nördlich gelegenen Bergen zu flüchteten. Banja wurde 
darauf genommen, der letzte Widerstand durch starke 
Europäerpatrouillen gebrochen und auf einem hohen 
Hügel im Dorfe Lager aufgeschlagen. 
Die Einnahme von Banja, welches zu Bametta 
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gehört und dessen Häuptling neben Fomeki wohl 
der mächtigste Unterhäuptling Fomenjes ist, machte 
auf letzteren den erhofften Eindruck. Am 23. er- 
schien er in Begleitung des Häuptlings von Fominian, 
um Frieden zu erbitten und seine Unterwerfung an- 
zumelden. Die Expedition verließ an demselben Tage 
Banja, marschierte nach Bali und erreichte am 24. 
die Station, wo am 25. der Friede in Anwesenheit 
Fomenjes, Fominians und zahlreicher Bamettas ge- 
schlossen wurde. Der Oheim des Häuptlings von 
Banja gehörte zu den Gefangenen. Er gab die 
Tötung eines Balimannes durch Banjaleute zu. 
Der Erfolg der Expedition ist um so erfreulicher, 
als er ohne wirtschaftliche Schädigung des reichen 
Bamettalandes erreicht worden ist und die eigenen 
Verluste (zwei schwerverwundete Soldaten, zwei 
schwer= und ein leichtverwundeter Bandeng) nicht 
bedeutend sind. Letzteres ist dem Umstande zuzu- 
schreiben, daß die Patrouillen nur in stärkerer Zahl 
und stets von Europäern geführt auftraten, sowie 
dem moralischen Eindruck des Geschützfeuers. Die 
Mitnahme der Kanone hat sich belohnt, da durch sie 
das gesteckte Ziel mit viel geringeren Verlusten auf 
beiden Seiten erreicht wurde, als ohne dieselbe 
eingetreten wären. 
Die gefürchtete Stellung Bamettas erscheint jetzt, 
nachdem durch die Expedition das Land aufgeklärt 
worden ist, begreiflich. Bei einer Zahl von ungefähr 
40 Dörfern, von welchen die Expedition 29 besucht 
hat, zählen die Bamettas wohl 15 000 bis 20 000 
Einwohner, worunter mehrere tausend Krieger. 
Die beginnende Regenzeit machte die ohnehin 
nicht guten Wegeverhältnisse schwierig. Das Ver- 
halten der farbigen Dienstgrade und Soldaten wäh- 
rend der Gefechte und das Aushalten der großen 
Anstrengungen, welche die Expedition mit sich brachte, 
verdient volle Anerkennung. 
  
Togo. 
Die Eisenbahn Come —palime. 
Über die Trassierung der Togo-Eisenbahn Lome— 
Palime berichtet der Jahresbericht des Kolonial= 
Wirtschaftlichen Komitees 190 2/3, daß die Arbeiten 
nunmehr abgeschlossen sind, und daß der Kosten- 
anschlag für diese Linie bei einer Länge von 122 km 
und einer Spurweite von 75 cm pro Kilometer 
57 650 Mk. = rund 7 000 000 Mk. beträgt. 
Bezüglich der Rentabilität der Linie macht die 
mit der Trassierung betraute Vereinigte Maschinen- 
fabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft A.-G. 
Nürnberg folgende Angaben: Die Einnahmen stellen 
sich unter der Annahme, daß der Güterverkehr bei 
der Eröffnung im Jahre 1906 dem Lastenverkehr 
auf der Straße Lome —Palime, wie er sich nach den 
Zählungen des Jahres 1902 ergeben hat, vermehrt 
um die in den vier Jahren zu erwartende, natürliche
	        
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