Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Auf der Regierungspflanzung wird jetzt durchweg 
folgende Pflanzmethode eingehalten. Die Pflanz= 
löcher für die Kokosnüsse werden 2 Fuß tief und 
mit einer Weite von 1½ Fuß im Radius gegraben. 
Der Pflänzling wird dann sorgfältig in die Mitte 
dieses Pflanzloches gelegt und bis zum Stammansatz 
leicht mit Erde bedeckt. Um irrigen Schlüssen vor- 
zubeugen, soll bei dieser Gelegenheit betont werden, 
daß diese Auslassungen bezw. Vorschläge sich ledig- 
lich auf in der Regierungspflanzung gemachte Beob- 
achtungen stützen, und durchaus nicht die Absicht 
haben, zu verallgemeinern, sondern nur auf Neu- 
Mecklenburg und seine Bodenbeschaffenheit Bezug 
nehmen. Die tiefe Pflanzmethode hat den Zweck, dem 
Bestreben der Kokosnuß, ihre Saugwurzeln möglichst 
an der Erdoberfläche auszubreiten und das Reinigen 
zu erschweren, tunlichst entgegenzuarbeiten. Selbst- 
redend kann nur in schwerem Boden, der selbst bei 
heftgen Regengüssen die Pflanzlöcher nicht zu- 
schlemmt, diese Pflanzmethode Anwendung finden. 
Die Vorteile liegen auf der Hand. In den ersten 
Jahren, bevor der Baum Gelegenheit hat, höher ge- 
legene Wurzeln abzustoßen, kann ohne Gefahr der 
Wurzelverletzung bis an den Stamm mit einem 
Pfluge herangegangen werden. Nach dieser Methode 
wird nach vorheriger Anpflanzung von Kautsch- 
gras usin. den Viehherden, ohne die der Pflanzer 
nicht ouskommen wird, die Reinhaltung überlassen 
werden. Australisches Vieh gedeiht gut. Der Be- 
zirk ist zeckenfrei. 
Die bisber gemachten kleinen Versuche mit Ficus 
elastica, manihot glaziovii, castilloa elastica, 
Teakholz, lassen selbstredend noch keinen Schluß zu. 
Das Wachstum sämtlicher Kulturen ist indessen be- 
friedigend. Dem Beispiele der deutschen Handels- 
und Plantagengesellschaft in Samoa folgend, ist ein 
Versuch damit gemacht worden, eine Anzahl Kakao- 
pflanzen zwischen die Kokosnußpalmen zu pflanzen, 
letztere als Schattenbäume benutzend. Auch Ficus 
elastica dürfte sich dazu eignen, besonders, wenn 
man dem dazu ausersehenen Areal etwas künstlichen 
Dünger zufügt, welchem leider ebenso wie einer 
ratlonellen Fruchtfolge in der tropischen Agrikultur 
zu wenig Beachtung gezollt wird. 
  
Samva. 
Auszug aus dem Berichte des Negierungsargtes 
Dr. Schwesinger für die Seit vom J. Obktober bis 
37. Dezembder 1903. 
Dem ärztlichen Berichte des Regierungsarztes 
Dr. Schwesinger aus Apia vom 9. Januar d. Is. 
entnehmen wir folgendes: 
Die meteorologischen Beobachtungen ergeben, daß 
während des verflossenen Vierteljahres im wesent- 
lichen die Winde aus südöstlicher Richtung kamen, 
im November allerdings öfters umlaufende und 
  
168 — 
westliche Winde auftraten. Die Regenmengen be- 
trugen im Oktober 380,1 mm an 18 Tagen, im 
November 273.9 mm an 23 Tagen und im Dezem- 
ber 283,3 mm an 18 Tagen. Die mittlere Tempe- 
ratur im Vierteljahre war 26,1° C., der durch- 
schnittliche Feuchtigkeitsgehalt der Luft 83,9. Das 
durchschnittliche Maximum bezw. Minimum der 
einzelnen Monate war im Oktober 29,1 bezw. 
23,1° C., im November 29,8 bezw. 23,3° C. 
und im Dezember 28,9 bezw. 23,1° C. 
Im amerlkanischen Samoa wurde im Oktober 
die Schutzpockenimpfung obligatorisch eingeführt und 
eine Impfordnung dozu erlassen. Die Impfungen im 
Schutzgebiet wurden in den Distrikten Manono und 
Falealilt fortgesetzt und im Distrikte Atua begonnen und 
weitere 1511 Personen geimpft, so daß die Summe der 
diesjährigen Eingeborenen-Impflinge 3073 beträgt. 
Dazu kommen noch 10 eingeführte Melanesier, so 
daß die Gesamtzahl der 1903 vorgenommenen Im- 
pfungen 3181 ist. Bei der Impfreise durch den 
Falealilidistrikt wurde festgestellt, daß ein dort 
lebender Samoaner, der von der Polizei als lepra- 
verdächtig gemeldet war, nicht an Lepra erkrankt ist, 
sondern seine Mutilationen von Dynamitverletzung 
beim Fischen, die Hautverfärbungen von ausgedehnter 
Acne cachectica herrührten. In allen bisher ge- 
impften Distrikten außerhalb Apias habe ich noch 
keine Lepra gesehen. 
Neue chinesische Arbeiter wurden nicht eingeführt. 
Unter den bisherigen Kulis hier sind noch keine Er- 
krankungen bekannt geworden, welche die Befürchtung 
über Einschleppung neuer Seuchen gerechtfertigt 
hätten. Es starben im letzten Vierteljahr 3 und 
zwar: 1 on Lungentuberkulose, 1 an einfacher 
Dysenterie, und 1 verunglückte im Fleber durch Er- 
trinken in der See. 
Das Heilpersonal in Apla vermehrte sich um 
zwei Krankenschwestern vom deutschen Frauenverein 
für Krankenpflege in den Kolonien für das Re- 
glerungshospital, um eine Hebeamme aus Sydney 
(Engländerin), die vorübergehend Erholungsaufent- 
halt in Samoa genommen hat und dabel Proxis ausübt, 
und um einen amerikanischen, deutsch sprechenden 
Arzt, M. D. Vollmer, der von dem Foreigc 
Mission Board entsandt wurde, um die Stelle des 
verzogenen Dr. Braucht im Sanatorium desselben zu 
übernehmen. Der neuseeländische Zahnarzt Mr. Davis 
ist noch hier tätig. 
Die Arbeiten im Regierungshospital wurden mit 
Hilfe der beiden Krankenschwestern so weit gefördert, 
daß es am 9. Dezember in Dienst gestellt werden 
konnte. Bisher kamen darin 3 Kranke zur Be- 
handlung. 
Für das Eingeborenenhospital sind die Vor- 
arbeiten jetzt abgeschlossen, so daß die Anlage im 
laufenden Vierteljahre zur Ausführung gelangen 
kann.
	        
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