Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

an der Küste eingetroffen. Einige Kälber sind 
während des Marsches, eines hier an Aufblähung 
krepiert, die Rinder und mehrere andere nicht vor- 
behandelte Kälber, die also als Kontrolltiere dienen, 
sind anscheinend ganz gesund. Die Untersuchung der 
von diesen Tieren angefertigten Blutpräparate sowie 
die Beobachtung ihres Zustandes während der 
nächsten Monate wird ergeben, wie sich diese vor- 
behandelten Rinder, welche zum Teile die künstliche 
Inkfektion überstanden haben, zum Telle noch Parasiten 
beherbergen, gegenüber der natürlichen Infektion 
durch die Tsetsefllege verhalten. Denn es ist an- 
zunehmen, daß diese Tiere während des langen 
Marsches ein oder mehrere Male von den jetzt 
zahlreich vorhandenen Fliegen gestochen wurden. 
bemerke von vornherein, daß es nicht wahr- 
scheinlich ist, daß alle Tiere ohne Ausnahme der 
natürlichen Infektion widerstehen werden, allein ich 
rechne auf einen Prozentsatz, der höher ist als der 
in Atalpame erzielte von 44 pCt. (siehe 1b). Nach 
meiner Rückkehr aus Kamerun werde ich diese Tiere 
neuerdings untersuchen und darüber Bericht erstatten. 
Dies Resultat wird von großer Bedeutung für die 
Beurteilung des ganzen Problems sein. 
Die Erwartung, daß Pferde, welche einen Anfall 
der Tsetsekrankheit überstanden haben, nun gegen 
die Krankheit immun seien, hat sich nicht bestätigt. 
Auch eine „latente“ Infektion mit Nagana kann 
schließlich zum Tode führen, bezw. eine Neuinfektion 
nicht verhüten. 
Die von Stabsarzt Dr. Zlemann geäußerte Ver- 
mutung, daß auch in Togo Texasfieber vorkomme, 
hat mich veranlaßt, genauere Erkundigungen anzu- 
stellen über Auftreten von Hämoglobinurie bei 
Rindern. Die Krankheit ist hier ganz unbekannt. 
Die Untersuchung einer größeren Reihe von Blut- 
präparaten, welche von Rindern, sowohl der Küste 
als des Hinterlandes, genommen wurden, wird über 
diese Frage Auskunft geben. 
Am 26. November werde ich, meiner Ver- 
pflichtung entsprechend, nach Kamerun reisen und 
mich dem dortigen Gouvernement zur Verfügung 
stellen. Ich rechne darauf, nach 4 bis 6 Monaten 
wieder meine Arbelten in Togo aufnehmen zu 
können. Ich hoffe, dabei die Erfahrung der Stabs- 
ärzte Dr. Ziemann und Dr. Diesing verwerten zu 
können. 
Schlaskrankbeit. 
Einem in der „Times“ vom 8. Dezember 1903 
abgedruckten Bericht von Sir P. Manson an der 
London Shool of Tropical Medicine entnehmen wir 
folgenden interessanten Fall: 
Anfang des Jahres 1902 wurde in dem Kranken- 
haus der Londoner Tropen-Medizinschule eine Patientin 
aufgenommen, bei der sich im Blute Trypanosomen 
und die sonstigen, der Trypanosomenkrankheit eigen- 
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tümlichen Erscheinungen fanden. Die Behandlung war 
ohne Erfolg, und Patientin wurde im März 1902 
aus dem Krankenhaus entlassen, aber weiter beobachtet. 
Zwei Monate später zeigten sich Erscheinungen von 
Schlafkrankheit, und am 26. November starb die 
Patientin an dleser Krankheit, zwei Jahre und drei 
Monate nachdem die tödliche Infektion durch den 
Biß eines Insekts nach Art der Tsetsefliege am 
oberen Kongo erfolgt war. 
Sur Frage der Baumwollversorgung Deutschlands. 
Der Verband Rheinisch-Westfälischer Baumwoll- 
spinner, der Fabrikanten-Verein in M.-Gladbach 
und der Industrie-Vereln zu Werdau, Werdau 1. S., 
hielten am 10. und 11. Dezember zahlreich besuchte 
Versammlungen ab, die sich mit der natlonalwichtigen 
Frage der Baumwollversorgung Deutschlands befaßten. 
UÜber den heutigen Stand der deutschen Baumwoll- 
kulturversuche in Afrika berichtet der Sekretär des 
Kolonlal-Wirtschoftlichen Komitees, Berlin, Herr 
Wilckens, unter anderm: Baumwollinspektionen sind 
in Deutsch-Ostafrika und in Togo eingerichtet, zur 
Sicherstellung der Baumwollvolkskultur ist den Ein- 
geborenen der Aufkauf jeder Menge Baumwolle zu 
einem festen Preise auf Jahre hinausß gewährleistet, 
Baumwollmärkte mit Ginstationen sind in größerer 
Zahl errichtet, Prämien, Vorschüsse und Darlehen 
werden gewährt. Die diesjährige Ernte der „Komitee- 
Baumwolle“ (Togo einheimische) wird auf 150 000 
Pfund, der deutsch-ostafrikanischen auf 50 000 Pfund 
geschätzt. Die Verbesserung der Kultur und Ernte- 
bereltung ist durch die Taxe der Bremer Baumwoll= 
börse nachgewiesen, welche die letzten Lieferungen der 
Komitee-Baumwolle wieder höher als frühere, nämlich 
auf „fully good middling“ (heute 67 Pf. per Pfund) 
bewertet, während die ostafrikonische infolge ihrer 
Ahaulichkelt mit der ägyptischen eine entsprechend höhere 
Wertstufe einnimmt. Bei der im August stattgehabten 
landwirtschaftlichen Ausstellung im englischen Mom- 
bassa erzielte die deutsch-ostafrikanische Baumwolle 
erste Preise und den sogenannten Spezialprels. In 
einer historischen Darstellung der Baumwollkultur- 
versuche der europäischen Kolonialstaaten schreibt das 
Organ der British-Cotton Growing Association: „Bei 
keiner Bewegung in der wirtschaftlichen Entwicklung 
Westafrikas ist eine solche Elnmütigkeit, frei von 
Engherzigkeit und beschränkter Abschließung, zutage 
getreten, wie bei den Bestrebungen zur Einführung 
der Baumwollkultur. Deutschland, England und 
Frankreich sind, wie Sir Alfred Jones sie kürzlich 
richtig bezeichnete, Bundesgenossen in diesen Be- 
strebungen. Mögen sie es lange bleiben."“
	        
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