Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

goldreich und nannte sie Salomons-Inseln. Späterhin 
gingen diese angeblichen Goldinseln wieder verloren, 
bis sie von Bougainville, der zwischen Choiseul und 
Bougainville fuhr, 200 Jahre nachher wieder ent- 
deckt wurden. 
Die große Insel liegt zwischen dem 5. und 7. Grad 
südlicher Breite und dem 154. und 156. Grad öst- 
licher Länge von Greenwich. Ihr Flächeninhalt be- 
läuft sich auf ungefähr 9000 qkm, während die 
Einwohnerzohl auf etwa 8000 geschätzt wird. Korallen- 
riffe umgeben fast die ganze Insel und laufen der 
Küste parallel entlang auf einer Entfernung von 
vier bis sechs Meilen. 
Wie alle melanesischen Inseln ist Bougainville 
durch Senkungen und Hebungen gebildet. Die Sen- 
kungen beweisen die zu ungeheuren Tiesen stell ab- 
fallenden Riffe; die Hebungen die noch tätigen 
Vulkane, der Madreporen-Kalk findet sich auf ziemlich 
hohen Bergen. Zwel Vulkane sind jetzt noch tätig, 
der eine, Balagan, raucht noch, der andere, Balbi, 
speit Feuer und frißt Dörfer auf. Erderschütterungen 
kommen jedoch nur selten vor und sind nicht gefähr- 
lich. Uberall üppiger Baumwuchs, Urwald, in dem 
die Mikroben des Fiebers am allerbesten gedeihen. 
Das Klima ist ziemlich ungesund, sogar die Eingebo- 
renen selbst leiden öfters an den Fiebern. Den Weißen 
wird der Aufenthalt auf diesen Inseln nur durch 
Umhauen des Busches ermöglicht. Was Wind und 
Wetter angehen, so herrscht der Westmonsun von 
November bis April, das nennt man hier die 
Regenzeit. - . 
Dann Südostpassat von Mai bis Oktober, meistens 
trocken. Im allgemeinen aber vergehen hier selten 
14 Tage ohne Regen. Aus der Zyklonensphäre sind 
die Salomons-Inseln bekanntlich ausgeschlossen. 
Die Tierwelt ist der Neu-Guineas gleich; man 
findet unzählige Arten von Kakadus und kleineren 
bunten Vögeln. Das Insektenreich hat hier besonders 
viele Vertreter. Schlangen gibt es wenige, die oben- 
drein noch wegen ihrer unbeschreiblichen Schläfrigkeit 
gefahrlos sind. Krokodile dagegen sind ziemlich 
häufig in den Sümpfen und Seen des Innern zu 
finden. Als Wild können Wildschweine, Tauben und 
Enten aufgezählt werden, dazu kommt noch das 
Opossum, ein Beuteltier, das die Größe eines Hasen 
erreichen kann und eine Lieblingsspeise der Einge- 
borenen bildet. 
Blumen gibt es sehr wenige; die Vorsehung 
scheint sie durch die prachtvollen Baumblüten ersetzt 
zu haben. 
Unsere Eingeborenen sind Melanesier. Gesichts- 
farbe immer schwarz, bald glänzend schwarz (Küsten- 
stämme überhaupt), bald schmutziggrau, was wahr- 
scheinlich aus Unreinlichkelt, Krankheiten usw. kommt. 
Die Buschleute scheinen größer zu sein als die 
Uferleute. Größen von 6 Fuß find nicht selten, 
auch bei Frauen. . 
Wie die Papuas auf Neu-Guinea sind unsere 
Salomonesen kraushaarig, hier und da gibt es auch 
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Fälle von glattem Haar. Beil den jüngeren Leuten 
kommen öfters sehr schöne Erschetnungen vor, die 
gar nicht an den dicklippigen Afrikaner-Neger erinnern. 
Bei größeren Festlichkeiten wird das Haar rot gefärbt 
und hoch getürmt; an Kinn, Lippen, Brust wird es 
ausgerissen mit einer Muschel. Man sieht auch 
Leute, die einen spärlichen Bart wachsen lassen. 
Als Kleidung haben die Männer weiter nichts 
als Pfeil und Bogen, die Frauen elnen kleinen 
Grasbüschel und beim Ausgehen einen Blätterschurz. 
Außer der Kokosnuß gibt es kein anderes Getränk 
als Wasser. Man raucht überall aus selbstverfer- 
tigten Pfeifen; auch Kinder rauchen stark. Die Pfeifen 
sind von gehöriger Größe, wie aus ihrem Namen 
„Koze-itan“, d. h. „Kochtopf“, hervorgeht. 
Die Kunst ist bei unseren Schwarzen sehr schwach 
oder besser gar nicht vertreten. Sie bauen sich arm- 
selige Hütten, die auf prähistorischen Pfahlbauten 
ruhen. Ihre Boote sind ausgehöhlte Baumstämme 
und werden es für unabsehbare Zeiten blelben. In 
dieser Hinsicht sind die Eingeborenen Süd-Bougain- 
villes, die Körbe aller Art und prachtvolle Lanzen 
herstellen, den Kietanern weit überlegen. 
Diese sind gerade nicht träge, wie sonst die 
Neger, jedoch arbeiten sie nicht zum Vergnügen, 
sondern faulenzen, wo es möglich ist. Sie wollen 
alle schöne Pflanzungen haben und große Kaikai- 
Essen halten. In der Hinsicht ist der Häuptling der 
tüchtigste. Sie treiben Handel mit Vorliebe und frecher 
Begierde. Sie sind ehrlich, d. h. sie stehlen nicht, aus 
Furcht. Sie lügen aber gerade so gern und noch öfter, 
als sie die Wahrheit sagen, wenn sie nicht wissen, zu 
welchem Zweck man sie befragt. Sie sind grausam, 
lachen Verwundete oder Krüppel aus. Begierig 
suchen sie alles zu bekommen, was ihnen gefällt, 
danken nur, um mehr zu bekommen, verstehen über- 
haupt nicht gut, daß man ihnen etwas umsonst gebe, 
sie geben nur, damit sie mehr erhalten. Nichts für 
nichts! So kann man die jungen Leute nur dann 
zum Spielen zwingen, wenn man ihnen einige Preise 
verspricht. 
Derschiedene Witteilungen. 
Deutscher Rolonialfkongreß 1908. 
Der vom 5. bis zum 7. Oktober 1905 in Berlin 
stattfindende Deutsche Kolonialkongreß wird sich nicht 
allein mit kolontalen Fragen im engeren Sinne, 
sondern auch mit solchen Fragen beschäftigen, die in 
weiterem Umfange Deutschlands überseeische Inter- 
essengebiete berühren. Hierfür ist bereits eine 
Reihe bedeutsamer Vorträge gewonnen. Wie auf 
dem vor drei Jahren abgehaltenen Ersten Deut- 
schen Kolonialkongreß Max Schinkel von der 
Norddeutschen Bank in Hamburg über den deut- 
schen fberseehandel sprach, so wird auf dem 
bevorstehenden Kongreß Adolf Woermann einen
	        
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