Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Südbezirk antrat. über Bambut erreichte ich am 
27. Juni Babanki-Tungo, das im Talkessel malerisch 
gelegen ist und sich an drei schroffe, bis 150 m hohe 
Felssäulen anlehnt, die gewissermaßen die Ausgangs- 
pforten nach der Niederung des Nun bilden. Ba- 
bankl-Tungo ist berühmt durch seine Holz= und 
Elfenbeinschnitzerei. 
Das nächste Ziel der Expedition war Bakembat, 
das, auf einem isolierten, etwa 150 m hohen Fels- 
rücken mit schroffen Abhängen und nur drei beschwer- 
lichen Zugängen gelegen, einer uneinnehmbaren 
Felsenfestung gleicht. Der Häuptling von Bamum 
hat diese Feste mit einem großen Heer vergebens 
berannt und mußte unverrichteter Dinge wieder ab- 
ziehen. Unsre Aufnahme war eine sehr freundliche, 
wenn auch der Häuptling, wie stets bei Annäherung 
eines Europäers, in den Busch geflohen war. 
Bakembat ist, was Bauart der Häuser, Trachten 
der Männer usw. betrifft, das getreue Abbild seiner 
mächtigeren Schwesterstadt Bali. Auch der nach 
oben gabelförmig auslaufende Pfahl, der bei reli- 
giösen Festen ganz mit Perlen verkleidet wird, fehlt 
nicht. Über schroffe, glatte Granitfelsen stiegen wir 
am anderen Morgen in das nebelumwallte Tal, aus 
dem nur in der Ferne die hohen Bergkuppen von 
Bamum auftauchten. Nach einem Nachtlager im 
Farmdorf Bamukong, wo schöne Tonpfeifenköpfe 
angefertigt werden, erreichten wir nach Uberschreiten 
des Mifi die Landschaft Bagam, die eine wichtige 
Etappe auf dem vielbegangenen Weg von der Küste 
über Bali-Bafadschu nach Bamum bildet. Der 
Häuptling von Bagam versteht es, in einer Nacht 
aus Messingdraht oder leeren Patronenhülsen Metall- 
pfeifenköpfe zu gießen. Ob er hierzu auch im Lande 
selbst gewonnmenes Kupfererz verwendet, ist eine von 
ihm selbst bestrittene, noch nicht gelöste Frage. 
Von Bagam an beginnt ein fruchtbares Land 
mit fast ununterbrochenem Anbau und zahlrelchen 
stark bevölkerten, häufig eng zusammenhängenden 
Ortschaften. Bel Bafnunda passierten wir den 
Mia (einen Nebenfluß des Milfi) auf einer ein- 
gestürzten Hängebrücke und lagerten in Bandeng, 
dessen Häuptling Dale wegen seines ungeheuren 
Leibesumfangs weit und breit bekannt ist. Über 
Balüng, das etwa 2000 Hütten zählt und reich 
angebaut ist, Bafusab, das viele Rinder und 
Schweine besitzt, gelangten wir nach Banjun, der 
größten, reichsten und bevölkertsten Landschaft des 
Südbezirks (weit über 10 000 Hütlen). Der statt- 
liche Häuptling empfing uns im Baligewand und 
nannte sich einen Freund Fonjonges. Daß der Bali- 
häuptling seinen Einfluß sogar auf diese völlig un- 
abhängigen Reiche ausdehnen konnte, verdankt er 
einerseits dem Ansehen, das er als traditioneller 
Freund der Deutschen genießt, dann aber auch 
seiner klugen, maßvollen Politik und seiner fast 
sprichwörtlich gewordenen Freigebigkeit. 
Für uns bedeutet dieser Einfluß Balis zu Leb- 
zeiten Fonjonges eine Gewähr für den Frieden 
  
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und eine Stärkung unseres Ansehens, wenn auch 
nicht bestritten werden soll, daß er uns auch einmal 
unter einem weniger europäerfreundlich gesinnten 
Baliherrscher gefährlich werden kann. 
Am 6. Juli erreichte die Expedition die kleine, 
selbständige Landschaft Bangang, Fokam, am nächsten 
Tag Bangangte. Der klug aussehende, freundliche 
Häuptling dieser großen, aber anscheinend schwach 
bevölkerten Landschaft brachte einen großen Elfen- 
beinzahn als Geschenk. 
Der Nun war zweimal sichtbar, vom Banjun- 
farmdorf Ngangfonji und vom Nordrand der Land- 
schaft Bangangte aus. 
Von Bangangte aus wurde Bangwa besucht, 
dessen Häuptling schon vor Monaten um Hilfe 
gegen das benachbarte Bamenom gebeten hatte, das 
ihm einen für die Station bestimmten großen Elfen- 
beinzahn geraubt und zahlreiche Leute getötet hatte. 
Der Empfang in Bangwa war besonders großartig. 
Trotz meines Abredens lleß der Häuptling sofort 
2 Ochsen schlachten und brachte 20 Ziegen, viel 
Planten, Palmwein und einen großen Elfenbeinzahn. 
Da die Bamenom-Leute nichts von den Weißen 
wissen wollten und als räuberisch bekannt waren, 
erschien ihre Bestrafung im Interesse des Ansehens 
der Station geboten und wurde am 9. und 10. 
Juli durchgeführt. Die Bamenom-Leute hatten 
Wachen ausgestellt und leisteten zähen Widerstand. 
Bei ihrer minderwertigen Bewaffnung gegenüber 
den weittragenden Gewehren der Soldaten erlitten 
sie sehr starke Verluste. Auf unserer Seite wurden 
von den als Hilfstruppen dienenden Bongwas 14 
getötet. Erbeutet wurde zahlreiches Kleinvieh, von 
dem ein großer Teil als Entschädigung an die 
Bwangas abgegeben wurde. In der Nacht zum 
10. Juli hatten die Bamenoms das Häuptlings- 
dorf, in dem ein Teil der Expedition lagerte, in 
Brand gesteckt. Doch wurde das Feuer noch recht- 
zeitig bemerkt. 
Bamenom ist eine gut angebaute, starkbevölkerte 
Landschaft. Im Westen wird sie begrenzt von dem 
Tusse und Lambu Ngu-Berg (etwa 1000 m rel. 
Höhe). In Bangu wurde die Expedition freund- 
lich aufsgenommen. Der Häuptling schenkte einen 
großen Elfenbeinzahn. 
Zahlreiche Abgesandte aus unbekannten Gegenden 
erschlenen, um sich zu überzeugen, ob der „Com- 
mander“ wirklich da sei, und mit dem Versprechen, 
Geschenke von ihren Häuptlingen zu bringen, wieder 
fortzugehen. 
Lelder konnte ihre Rückkehr aus Mangel aon 
Zeit nicht abgewartet werden. 
Als die Expedition am 12. Juli nach einem 
Aufstieg von etwa 200 m in die Landschaft Baham 
einrückte, fand sie den Marktplatz dicht beim Häupt- 
lingsdorf von einer bewaffneten, schreienden Menge 
besetzt, die den Weg nach dem Häuptlingsdorf zu 
sperren versuchte. Dicht aufgeschlossen marschierte 
die Kolonne ruhig weiter und machte erst auf einem
	        
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