Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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der Karte den Wert des Gerüchtes über ein Erz- 
oder Mineralvorkommen beurteilen können. Vor- 
läufig sind wir davon noch weit entfernt; denn 
einstweilen gibt es nur von kleinen Teilen des 
Schutzgebietes brauchbare Karten im Maßstab 
1:200 000, dazu noch wenige Farmkarten im 
Maßstab 1:50 000, die als Basis für gcologische 
Feldaufnahmen dienen könnten. Im übrigen 
muß sich der Geologe die topographischen Unter- 
lagen selbst schaffen und sich mit vorläufiger Fest- 
stellung der Hauptergebnisse sowie mit Skizzierung 
interessanter Einzelheiten begnügen. Daß aber 
auch eine derartige oberflächliche Festlegung der 
geologischen Grenzen schon von Wert ist, glaube 
ich hier klargelegt zu haben. Noch viele Auf- 
gaben sind im Schutzgebiet zu lösen. Die Wasser- 
versorgung, das abbauwürdige Vorkommen von 
Mineralschätzen und Kohle sowie von Diamanten 
— alle diese Probleme können wissenschaftlich 
crakt nur erforscht und sichergestellt oder aus 
dem Bereich der Möglichkeit gestrichen werden 
durch die geologische Feldarbeit. 
Dr. Paul Range, 
Naiserlicher Geologe. 
6. Zt. Lüderitbucht, November 1906. 
Das OMinengebiet von Tlsumeb. 
Im November dieses Jahres ist die Otawi- 
baon, welche bekanntlich Swakopmund mit dem 
Minengebiet bei Tsumeb verbindet, unter leb- 
hafter Teilnahme der Bevölkerung eröffnet wor- 
DBen. Aus diesem Anlasse bringt die Deutsch- 
Hüldwestafrikanische Zeitung soeben einen nach- 
lehend im Auszuge mitgeteilten interessanten 
#u1 ericht; er gibt ein anschauliches Bild von dem 
m Entstehen begriffenen Platze Tsumeb selbst und 
ben der vorläufig noch in den einfachsten Formen 
ergbaulicher Technik betriebenen Kupfergewinnung. 
ichz der Minenplatz Tsumeb liegt landschaftlich 
don in einem weiten, von Höhenzügen um- 
gebenen Kessel. Dem heutigen Besucher tritt eine 
dliederung verschiedener Bestandteile des Platzes 
|“ ntlich entgegen. Verfolgt man das noch etwa 
ine Viertelstunde über das Stationsgebäude 
chnmeb hinausgeführte Bahngleis, so sieht man 
auf“ sehn Minuten hinter dem Stationsgebäude 
und der Nordseite des Bahnkörpers die Grube 
* ie Grubenanlagen vor sich. In südöstlicher 
htung davon, durch eine mäßige Bodenwelle 
noch verdeckt, liegt der Wohnplatz 
entferm aus vereinzelten weit voneinander 
gebildet stehenden kleinen Häusern und Zelten 
li chteir , die eine gewisse Gruppierung der Bau- 
tmB ten erkennen lassen: die Baulichkeiten der 
vigesellschaft (Verwaltungsgebäude, Store usw.) 
  
auf der einen Seite, die Anlagen Privater (ein 
großes Zelt der Damara= und Namaqua-Handels- 
gesellschaft, die Fundamente für das Haus der 
Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika, 
ein Wellblechhaus, von dessen Dach mit großen 
Buchstaben die Aufschrift „Glückshotel“ grüßt u. a.) 
auf der anderen Seite. Alles trägt hier das 
Gepräge des Entstehens, aber macht deshalb doch 
nicht wie ähnliche Bilder häufig einen unbehag- 
lichen Eindruck. Die weite, mit Büschen und 
Bäumen durchsetzte Grasfläche, die Bergzüge im 
Hintergrunde geben den herrschenden Ton des 
Landschaftsbildes an, in das die zerstreuten Bau- 
lichkeiten sich gewissermaßen als Staffage einfügen. 
Das eigentliche Interesse in Tsumeb gilt 
natürlich der Mine. Hier bietet dem Ange sich 
ein erfreuliches Bild emsiger Tätigkeit. An einer 
Stelle wird ein Schacht tiefer getrieben, aus 
einem anderen Schacht werden in einem eisernen 
Eimer Erze emporgewunden. Die Arbeitsvor- 
richtungen sind einstweilen noch von ursprüng- 
lichster Art. Ein großer Haufen Erz, das von 
den ersten Untersuchungsarbeiten her noch hier 
lagert, wird abgetragen, um das brauchbare Ge- 
stein zur Verwendung zu bringen. In ununter- 
brochener doppelter Kette ziehen eingeborene 
Weiber, kleine hölzerne Mulden auf den Köpfen 
tragend, schwatzend und lachend zwischen dem 
Erzhaufen und der Sortierungsstelle hin und wieder. 
An den Erzhaufen werden die Mulden gefüllt, 
an der Sortierungsstelle entleert. An einer 
anderen Stelle wird an der Herstellung einer 
schiefen Ebene gearbeitet, die dem späteren Tage- 
bau dienen soll. Anderswo sieht man andere 
Arbeiten vornehmen; sie mögen mit der Errichtung 
der Baulichkeiten zusammenhängen, deren Funda- 
mente etwas weiter hinaus neben dem Schienen- 
gleis aus dem Boden emporsteigen. Dort werden 
die Anlagen hergestellt, um die geförderten Erze 
vor der Versendung anzureichern. liber dem 
Ganzen liegt ein Hauch heiterer Geschäftigkeit 
und Tätigkeit. Die Natur ist von strahlendem 
Sonnenschein erfüllt, aber die Sonnenhitze sicht 
die daran gewöhnten Schwarzen nicht an. So 
dient die Sonne nur dazu, den Eindruck des 
Bildes lebhafter und heiterer zu gestalten. 
Der interessanteste Abschnitt des Besuchers, 
das Einfahren in die Grube, wird bis zuletzt 
aufgesparrt. Zwei Schächte haben wir schon 
wahrgenommen. Einen dritten lernen wir jetzt 
kennen. (Insgesamt sind bisher vier Schächte 
getrieben.) Er ist durch einen hölzernen Unter- 
ban versichert. Auf ein wenig schräg stehenden 
Leitern steigen wir in die Tiefe hinab, in einer 
Hand eine brennende Kerze. Alle vier bis fünf 
Meter etwa steht die Leiter auf einem Absatz 
auf, durch eine schmale Offnung zwängt man
	        
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