Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Die Bedeutung dieser Bahn liegt aber auch 
darin, daß damit die Delagva-Bay dem größten 
südafrikanischen Markte, nämlich den Goldfeldern, 
nicht unbedentend näher gerückt ist; ein Umstand, 
der für die englischen Küstenkolonien, die Kap- 
kolonie und Natal, ins Gewicht fällt, da sie schon 
ohnehin über den großen und fortgesetzt steigenden 
Anteil der Delagoa-Bay am Durchfuhrverkehr 
nach dem Transvaal im höchsten Grade beun- 
ruhigt sind. Allerdings verbieten es zur Zeit 
die bestehenden interkolonialen Abmachungen, die 
Bahnfrachtsätze im Durchfuhrverkehr ohne Ein- 
willigung aller Beteiligten herabzusetzen, und die 
kürzere und billigere Bahnverbindung wird daher 
den Konsumenten auf den Goldfeldern vorerst 
noch nicht zugute kommen. 
Natürlich wird der Passagierverkehr von Jo- 
hannesburg nach der Delagoa-Bay künftig über 
die neue Verbindungsbahn geleitet werden, wo- 
durch sich eine Zeitersparnis von 2½ Stunden 
ergeben wird. Die Dauer der Fahrt von Jo- 
hannesburg nach Lourenco Marques wird sich 
dann auf 17 Stunden erniedrigen. 
  
Fortschritte des Eisenbahnbaues in Dortuglesisch 
Westafrika. 
Der Verwaltungsrat der Benguella-Eisen- 
bahngesellschaft hat der Ende vorigen Jahres in 
Lissabon stattgehabten Generalversammlung einen 
Bericht für das Jahr 1905 vorgelegt, dem 
folgendes zu entnehmen ist: 
Die englische Firma Griffiths & Co., welcher 
im April 1905 vertragsmäßig der Bau der 
Eisenbahn zwischen Lobito und Monte Sahoa 
und die Ausarbeitung der Trace bis zum 
„Planalto“ übertragen worden war, hat ihre 
Aufgabe zur Zufriedenheit gelöst, soweit dies die 
Arbeiterverhältnisse und die unerwarteten Terrain- 
schwicrigkeiten bei Leugue erlaubt haben. Die 
letzteren Schwierigkeiten sind in Verbindung mit 
Wassermangel und ungesundem Klima als die 
größten anzusehen, die auf der ganzen Bahn- 
strecke zu überwinden sein werden. 
Um einen Tunneldurchstich zu vermeiden, 
der im ursprünglichen Projekt vorgesehen war, ist 
mit Genehmigung der Regierung eine Variante 
gewählt worden, die überdies eine Verkürzung 
der Strecke um 1968 m in sich begreift. Um 
diese Variante zur Ausführung zu bringen, war 
es nötig, ein Stück in der Länge von 2120 m 
als Zahnradbahn zu bauen mit einer Steigung 
von 6%%. 
An der 60 km langen Strecke Lobito-Sahoa 
fehlen gegenwärtig nur kleinere Arbeiten, wie 
z. B. die Wachthäuser. 
Im Hafen von Lobito ist eine provisorische 
Landungsbrücke fertiggestellt, an der große Dampfer 
  
anlegen können; denn die Tiefe bei Ebbe beträgt 
zwischen 13,20 m und 14,85 m. Der Hafen 
wird bereits regelmäßig von den Woermann- 
Dampfern und den Dampfern der portugiesischen 
Empreza Nacional angelaufen. Um dem Wasser- 
mangel abzuhelfen, ist eine Wasserleitung von 
Eisenröhren in der Länge von 14 km vom Ca- 
tumbella-Fluß nach Lobito gebaut worden mit 
Behältern von 22 chm. An fahrendem Material 
sind vorhanden: 6 Lokomotiven, 4 Wagen für 
Passagiere, 90 Güterwagen, 2 Zisternenwagen. 
In Betrieb sind die Strecken Lobito—Catumbella, 
11 km, und Catumbella— Benguella, 24 km. 
Der Genehmigung der Regierung unterliegen 
gegenwärtig die Pläue für die Strecke von Monte 
Sahoa nach Caconda (etwa 200 km). 
Der Bericht bemerkt ferner, daß die mit 
Eifer und großen Kosten (800 000 Fr.) gemachten 
Nachforschungen nach Erzen usw. bisher fruchtlos 
geblieben sind. 
Durch Buren, die dort das Gewerbe als 
„ transportdrivers“ betreiben, beabsichtigt die 
Gesellschaft von Benguella nach Katanga einen 
Transportdienst durch Ochsenwagen einzurichten, 
um nach dem Kongo hin eine mehr oder weniger 
regelmäßige Verbindung zu haben, bis die Bahn 
dahin gehen wird. 
Mit der englischen Firma Griffiths & Co. 
ist zum Zweck der Fertigstellung der Eisenbahn 
bis zum km 320 ein Vertrag abgeschlossen 
worden. Der Preis ist aber nicht nach km be- 
rechnet worden, sondern nach den Einheiten der 
verschiedenen auszuführenden Arbeiten. Die Aus- 
führung dieser Arbeiten hat bereits angefangen, 
und 1500 Tounen Material sind bereits aus 
England eingetroffen. 
Das Aktienkapital der Benguella-Eisenbahn= 
gesellschaft beträgt statutengemäß 2 000 000 L. 
Davon sind zunächst 1 000 000 K ausgegeben 
worden. Der zehnte Teil dieser Aktien gehört 
nach den Konzessionsbedingungen (ohne pekuniäre 
Gegenleistung) der portugiesischen Regierung; 
11 075 Stück hat Herr Robert Williams, 785 375 
die Tanganyka-Konzessions Ltd., 3750 Stück 
haben die Berwaltungsräte usw. gezeichnet. Die 
Generalversammlung hat nunmehr die Ausgabe 
der zweiten Hälfte des Kapitals beschlossen, 
wovon wiederum ein Zehntel der portugiesischen 
Regierung überlassen werden muß. 
Da die ersten 60 km 1947 Contos de Reis, 
d. h. pro km ungefähr 32½ Contos de Reis 
— 104 400 Mark gekostet haben, und die weitere 
Strecke bis zu km 300, d. h. bis die Hochebene 
erreicht sein wird, dieselben Schwierigkeiten bieten 
wird, so wird die zweite Hälfte des Aktienkapitals 
allerhöchstens bis zum km 200 ausreichen. Es 
bleiben dann noch 1300 km zu bauen.
	        
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