Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Verschiedene Mitteilungen. 
Kuswanderung und KRolonien. 
Die Zentralauskunftsstelle für Aus- 
wanderer veröffentlicht soeben eine Statistik für 
die Zeit vom 1. Oktober 1906 bis 30. Sep- 
tember 1907, der wir nachstehende Einzelheiten 
entnehmen: 
An die Auskunftsstelle wurden in dem ge- 
nannten Zeitraum 5657 schriftliche und 1803 
mündliche Anfragen gerichtect. Die Gesamtzahl 
der schriftlichen und mündlichen Anfragen beträgt 
also 7460. Von den Anfragen kamen aus 
Preußen 4544, aus Elsaß-Lothringen 89, aus 
den übrigen Bundesstaaten 2494, aus dem Aus- 
land 317 und aus den deutschen Kolonien 16 
(Deutsch-Südwestafrika 11, Kamerun 2, Deutsch- 
Ostafrika 1, Kiautschon 2). 
Dem Berufe nach standen unter den Anfra-= 
genden die Kaufleute, Landwirte, Gärtner und 
Handwerker weitaus an der Spitze. Das Alter 
der Anfragenden ist bekannt von 4173 Personen. 
Es stehen im Alter von bis zu 20 Jahren 414, 
20 bis 30 Jahren 2558, 30 bis 40 Jahren 902, 
40 bis 50 Jahren 242, über 50 Jahre 57. 
Die Angaben fehlten bei 3287 Personen. Dem 
Familienstande nach waren ledig 2921, verhei- 
ratet 1521, verwitwet 20 Personen (ohne An- 
gabe 2998). Mitteilungen über die ihnen zur 
Verfügung stehenden Mittel wurden von den An- 
fragenden in 2051 Fällen gemacht. Danach 
besaßen unter 1000 Mk. 185 Personen, von 
1000 bis 9000 Mk. 675 Personen, von 10 000 
bis 49000 Mk. 548, von 50000 bis 100000 Mk. 
67, von 120 000 bis 500 000 Mk. 15 Personen. 
Auf die deutschen Kolonien bezogen sich 
im ganzen 10 506 Anfragen, und zwar auf 
Deutsch-Südwestafrika 4286, Deutsch-Ost- 
afrika 1815, Kamerun 795, Togo 698, 
Samoa 461, die Karolinen, Palau und 
Marianen 399, Deutsch-Neuguinea 351, 
Kiautschon 68, die deutschen Südsee-Inseln im 
allgemeinen 38, die deutschen Kolonien im all- 
gemeinen 1595. 
Die Summe der Aufstellung nach den ver- 
schiedenen Ländern (also auch nach den einzelnen 
Kolonien) übersteigt die Gesamtsumme der schrift- 
lichen und mündlichen Anfragen ganz erheblich, 
was daraus zu erklären ist, daß sich die Anfragen 
in zahlreichen Fällen auf mehrere Auswande- 
rungsgebiete beziehen. 
  
  
Die Lage der Baumwollindustrie Großbritanniens 
im Jahre 1907. 
Für die Baumwollindustrie brachte bereits 
das Jahr 1905 einen großen Aufschwung. Die 
vorteilhafte Situation hielt auch 1907 bis gegen 
das Ende des Jahres an. 
Die günstige Lage der Industrie erhellt aus 
dem größeren Verbrauch an Rohmaterial. Es 
gingen an roher Baumwolle ein: 
1907:21313284 Engl. Ztr. (Ver-- 
1906: 1792301t9 é. 55749640 
1905: 19674900 ( é. 52182656.) 
Es wurden ins Ausland wieder ausgeführt: 
70463 023 L) 
1907: 2949572 Engl. Ztr. (Wert: 9539317.9) 
1906: 219170T (6605053) 
1905: 2528274 (68561673) 
Es blieben also der einheimischen Industrie 
1907 zur Verfügung: 18 585712 Euglische 
Zentner gegen 15 731 346 und 17 146 586 in 
den beiden Vorjahren. 
Insbesondere war die Lage der Spinnereien 
anßerordentlich günstig. Wie oben bemerkt, war 
das Rohmaterial im Preise mehr und mehr ge- 
stiegen. Den Spinnern aber war es trotzdem 
möglich, erhebliche Gewinne zu erzielen. Sie 
konnten mit den Garnpreisen mit Leichtigkeit in 
die Höhe gehen, da die Nachfrage zeitweilig die 
Lieferungsfähigkeit der Spinnereien beträchtlich 
überstieg. Um Pfingsten herrschte ein solcher 
Mangel an Garn, daß eine Anzahl von Web- 
stühlen vorübergehend die Arbeit einstellen mußte. 
Nicht nur die inländische Nachfrage nach Garn 
war groß; auch die Ausfuhr, insbesondere nach 
dem Kontinent, nahm beträchtlich zu. Es wurden 
an baumwollenen Garnen ausgeführt: 
1907: 241115800 Pfund (Wert: 15417081 L) 
1906: 207378700 (119835603) 
1905: 205 100500 10318554) 
Auf Deutschland entfallen davon: 
1907: 67 082 300 Pfund (Vert- 5 084 969 L) 
1906: 41 013 600 é. 3227 921 ) 
1905: 39 513 100 ( -2697219-) 
Am Ende des Jahres trat auch für die 
Baumwollspinnereien eine Abschwächung der Kon- 
junktur ein, indes noch nicht in sehr fühlbarer 
Weise. Erst im neuen Jahr ist der Rückschlag 
stärker hervorgetreten. Die Rohbaumwolle zog 
gegenüber dem Preise wieder an, auf den sie bis 
gegen Ende Dezember 1907 herabgegangen war. 
Die Spinnereien mußten aber die Garnpreise 
herabsetzen und sammeln gleichwohl langsam
	        
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