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bereits beim Anhäufen in den hiesigen Lager-
häusern Erhitzung und Gärung hervorrufen.
III. Es ist sehr zu empfehlen, daß jede Firma,
welche Erdnüsse ausführt, eine Tenne baut, um
die Nüsse bis zur Verschiffung gründlich nachzu-
trockhlnen. Eine aus Holz gebaute Tenne ist ge-
eigneter als eine Zementtenne, denn Zement leitet
selbst Feuchtigkeit vom Erdboden herauf.
IV. Die Schiffahrtslinien haben den Erd-
nüssen nach Möglichkeit Vorzugsverstauung zu
geben, dabei besonders auf ausreichende Venti-
lation zu achten.
Die Erdnußfrage ist um so wichtiger, weil
die Erdnuß mit dem viel angebauten Mais in
Fruchtwechsel treten kann. Bei dauerndem An-
bau von Mais werden die Felder nicht mehr
viele Jahre die jetzigen Erträge bringen. Ein
Wechsel mit einer Leguminose wie Erdnuß wirkt
anreichernd auf den Boden.
Wegen Beschaffung von erstklassiger Saat aus
Französisch-Senegambien hat das Gouvernement
bereits Schritte eingeleitet.
(Amtsblatt für Togo 1908, Nr. 28.)
Ostafrihonische Gesellschaft „Südhüste“.“)
Das Vorstandsmitglied Herr Pfrank berichtet
über eine Inspektionsreise nach den Plantagen in
Ostafrika, von welcher er kürzlich zurückgekehrt
ist, folgendermaßen:
„Die politischen Verhältnisse des Lindi= und
Mikindani-Hinterlandes waren befriedigend. Die
Ruhe ist nach dem großen Aufstande 1905.06
nicht mehr ernstlich gestört worden, indem jeder
Versuch, wie die bekannte Mekkabrief-Affäre be-
weist, durch das Bezirksamt und die Azskari-
kompagnie von Lindi mit starker Hand im Keime
erstickt wird. Hauptmann Baumstark führt den
unruhigen Elementen des Hinterlandes durch ge-
legentliche Expeditionen und Felddienstübungen
seiner Askaris und Maschinengewehrabteilung nicht
nur die Macht der kaiserlichen Herrschaft be-
ständig vor Augen, sondern es werden auch durch
die Anlage einer weiteren Bezirksamtsnebenstelle
in Masasi und mehrerer Unteroffiziersposten neue
Stützpunkte im Hinterlande geschaffen. Die Be-
wohner der Küstenstriche, aus denen sich aus-
schließlich unsere Arbeiter rekrutieren, haben die
Segnungen friedlicher Verhältnisse viel zu sehr
erkannt, als daß sie sich in unsichere Unter-
nehmungen einzelner ehrgeiziger Elemente ara-
bischer oder indischer Herkunft einlassen. Die Be-
völkerung widmet sich vielmehr intensiv der Ar-
beit.
*) Aus dem V. Bericht (Dezember 1908).
Im Lindibezirk übertraf das Angebot an
Arbeitskräften vielfach unseren Bedarf. Auffallend
ist das starke Angebot weiblicher Arbeitskräfte;
es ist wohl hauptsächlich darauf zurückzuführen,
daß im letzten Aufstande viele verheiratete Männer
gefallen und die Frauen nunmehr auf sich selbst
angewiesen sind.
Im Mikindanibezirk war das Arbeiterange-
bot zwar schwächer, doch immerhin genügend, um
die seitens der Gesellschaft geplanten Aufgaben
durchzuführen.
Die Verkehrsverhältnisse haben sich nicht ver-
ändert. Nach wie vor haben Lindi und Mikin-
dani eine dreiwöchentliche Postverbindung nebst
Güter= und Personenverkehr mit den übrigen
Küstenplätzen und Europa.
Die Oberleitung unserer Plantagen wurde
während meines Aufenthaltes aus Zweckmäßig-
keitsgründen nach Majani, der mittelsten der
Plantagen, verlegt.
Die Feldbahn ist seit dem 6. August zwi-
schen Lichwajwa und Majani in Betrieb und be-
fördert die für den Weiterbau nötigen Schienen
und Schwellen. Nach den neuesten Nachrichten
ist der Ngongobach, also die Nordwestgrenze Ma-
janis, erreicht. Naitivi arbeitet durch Anlage des
Bahnkörpers entgegen und war Ende Oktober an
seiner Südgrenze angelangt. Neueren Fest-
stellungen zufolge hat die Bahntrasse nämlich eine
Veränderung erfahren, indem durch das Ngongo-
tal ein bequemerer und kürzerer Weg gefunden
worden ist. Die Bahntrasse erhält danach keine
Zweiglinie nach Majani, sondern fährt über Ma-
jani direkt nach Naitivi, was eine erhebliche Er-
sparnis an Material, abgesehen von der An-
nehmlichkeit des direkten Verkehrs, bedeutet. Ende
dieses Jahres dürfte die Verbindung zwischen
Majani und Naitivi fertiggestellt und der Betrieb
Lichwajwa —Naitivi auf der ganzen Linie im
Gange sein.
Uber den Stand unserer Anpflanzungen
ist ganz allgemein zu berichten, daß Sisal durch-
weg gut steht und unsere Erwartungen voll und
ganz erfüllt werden.
Kautschuk läßt dagegen stellenweise zu wünschen
übrig, so daß wir, nachdem die Ursachen klar er-
kannt wurden, entsprechende Maßnahmen trafen.
Auf Naitivi, unserer ältesten Pflanzung, war
der Stand der 500 000 Agaven mit wenigen
Ausnahmen vorzüglich. Schätzungsweise werden
im April 1909 beginnend sukzessive 300 000
Agaven schnittreif werden.
Die Vorarbeiten zur Entfaserungsfabrik, welche
an den Naitivisee zu liegen kommt, sind im
Gange. Wir hoffen bestimmt, den Betrieb bis
spätestens Mai, also mit Schluß der Regenzeit,
aufnehmen zu können. Im ersten Erntejahre