Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Mwita 350 000 Sisalagaven, mithin Gesamt- 
bestand am 15. Dezember 1908: 750 000, 
Mtwara 400 000 Sisalagaven, mithin Ge- 
samtbestand am 15.Dezember 1908: 400 000, 
also insgesamt 1 600 000 neu ausgepflanzte Sisal- 
agaven, so daß wir am genannten Tage einen 
Bestand von 3 295 000 Agaven im Felde hatten. 
Sehr erfreulich sind in jeder Hinsicht die Er- 
gebnisse der Zapfversuche, die im Laufe des 
Jahres an unseren ältesten Manihotbäumen vor- 
genommen worden sind. Nicht nur zeigten sich 
die zu diesen Arbeiten herangezogenen Schwarzen 
recht anstellig, so daß die Tagesleistungen des 
einzelnen vollkommen befriedigten, sondern auch 
der gewonnene Kautschuk entsprach in dquanti- 
tativer Hinsicht durchaus den gehegten Erwar- 
tungen und übertraf dieselben in bezug auf 
Qualität und Preis ganz bedeutend. Unsere im 
letzten Berichte geäußerte Meinung, daß die da- 
malige auf dem Kautschukmarkte herrschende Baisse 
eine vorübergehende Erscheinung sei und daß 
absolut kein Grund zu dauernder Bennruhigung 
vorliege, hat sich als vollkommen richtig erwiesen, 
denn seit Monaten haben die Kautschukpreise an- 
haltend angezogen, so daß wir dieselben heute 
als gut bezeichnen können. Im Sommer, also 
zu einer Zeit, wo der Kautschukmarkt noch flau 
war, ließen wir unsere Erstlingsprodukte, die wir 
in Mengen von 10 kg und 60 kg von der 
Plantagendirektion zugesandt erhielten, von zwei 
Hamburger ersten Kautschukfirmen bewerten. Die 
größere Probe wurde mit 5,40 ¾¼ pro Kilo- 
gramm bewertet und mit 5,20 .“ (in Anbetracht 
der kleinen Menge) verkauft, während die kleinere 
ältere und daher trockenere Probe sogar mit 6,50 
bis 6,600.“ bewertet wurde. Mit diesem Re- 
sultate können wir sehr zufrieden sein, umsomehr, 
als die untersuchenden Firmen auch die Auf- 
bereitungsart und das bei der Gewinnung ver- 
wandte Koagulationsmittel für zweckmäßig er- 
klärten. 
Inzwischen sind die Kautschukfabriken mehr 
und mehr zu der Erkenntnis gekommen, daß die 
nervige Beschaffenheit des Cearakautschuks be- 
sonders wertvoll für die Automobilreifenindustrie 
ist, so daß zwei der bedentendsten Fabriken 
Deutschlands sich einem Vertreter ostafrikanischer 
Manihotkautschukpflanzer gegenüber bereit erklärt 
haben, gut gewachsene und gereinigte Produkte 
zum Tagespreise des bisher stets erheblich höher 
bewerteten Parakautschuks abzunehmen. 
Nach Mitteilung unserer Plantagendirektion 
sind inzwischen weitere Terrains, und zwar die 
Strecken zwischen Naitivi— Majani, Majani — 
Kiduni und Kiduni —Lichwajwa, belegt worden, 
so daß wir jetzt über ein zusammenhängendes 
  
Terrain von Lichwajwa bis Naitivi verfügen. 
Des weiteren ist das Terrain westlich von Naitivi 
bis zum Tandangongorosee in einer Länge von 
4 km und einer Tiefe von etwa 3 km belegt. 
Der Tandangongorosee hat ein Areal von 
schätzungsweise 50 ha. 
Kus dem „TKropenpflanzer“. 
Soeben erschien die Januarnummer des von 
Prof. Dr. Warburg-Berlin und dem Geh. Re- 
gierungsrat Prof. Dr. Wohltmann-Halle heraus- 
gegebenen „Tropenpflanzer“; die Zeitschrift ist 
damit in den dreizehnten Jahrgang eingetreten. 
Wie alljährlich zum Jahreswechsel einer der 
Herausgeber das Wort ergreist, um einen Rück- 
blick auf das vergangene Jahr zu werfen, so gibt 
diesmal Geheimrat Wohltmann in einem grö- 
ßeren Leitartikel „Neujahrsgedanken 1909“ 
einen Überblick über das, was uns die beiden 
letzten Jahre brachten. Der Verfasser begrüßt 
zunächst den lebendigen, schaffensdurstigen Geist, 
der durch die öffentlichen wie privaten Unter- 
nehmungen in unseren Kolonien geht; er zeigt 
an den Gewinnen, die einige unserer größeren 
Pflanzungsunternehmungen bereits erzielten, wie 
Ausdauer und Fleiß Belohnung finden und das 
Vertrauen zu unseren Kolonien festigen; er gibt 
dann ein übersichtliches Bild von dem Handel 
unserer Kolonien in den landwirtschaftlichen Er- 
zeugnissen im Verhältnis zu dem des Mutterlandes. 
Die wichtigeren Produkte, wie Kakao, Sisalhauf, 
Kautschuk, Kaffee, Tabak, Olfrüchte, Baumwolle u. a., 
und ihre Aussichten für die Zukunft werden aus- 
führlich besprochen, wobei der Verfasser der sicheren 
Zuversicht Ausdruck verleiht, daß Deutschland 
seinen gesamten Bedarf an Kolonial= 
erzeugnissen in den Kolonien zu decken 
vermag. Zur Erreichung dieses Zieles sind 
zwar noch wichtige Aufgaben zu erfüllen: Es gilt 
vor allem, einen Stab tüchtiger, rationeller Tropen- 
landwirte heranzubilden, wobei der deutsche Land- 
wirt im Vordergrunde stehen sollte. Sodann ist 
nach dem Vorbilde anderer Kolonialmächte auf 
die wissenschaftliche Ausbildung in weiterem Maße, 
als es jetzt geschieht, Gewicht zu legen. Wie der 
Unterricht, so läßt auch unser koloniales Forschungs- 
wesen noch manche Wünsche unerfüllt; es fehlt 
in unseren Kolonien immer noch an genügenden 
Versuchsanstalten und botanischen Gärten, für 
deren vermehrte Anlage der Verfasser eintritt. 
Zum Schluß weist der Verfasser darauf hin, daß 
alle modernen Kulturvölker des gemäßigten Klima s 
in ihren Existenz= und Kulturbedürfnissen abhängig 
sind von den Tropen und Subtropen, und daß 
auch Deutschland wie andere Länder danach
	        
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