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nächst abhelfen, aber auch hier wird kaum etwas
anderes übrig bleiben, als durch energisches
Vorstoßen der Manengubabahn diese reichen
mohammedanischen Hinterländer zu eröffnen.
In Neuguinea find die Aussichten keines-
wegs schlecht. Gute Erfolge mit Baumwolle
zeigt ferner das nordöstliche Südwestafrika, die
Gegend des Okawango. Größere Versuche müssen
aber dort zur Zeit zurückgestellt werden, weil ich
in einer zu großen Zersplitterung der Kräfte kein
Heil sehe, und hauptsächlich weil die Frage der
Arbeiterbeschaffung vorläufig noch ungelöst ist.
Der Baumwolle folgt an Wichtigkeit der Hanf,
das heute vornehmste Produkt Ostafrikas. Er ent-
stammt zwei Quellen, erstens der Sisalagave, einer
dem südlichen Mexiko entstammenden Pflanze, und
zweitens, in wesentlich geringerem Maße, der
heimischen und wild wachsenden Sanseviere. Der
Sisalhanf kann nur plantagenmäßig gewonnen
werden. Er verträgt nur einen kurzen Trans-
port, weil der Fasergehalt zum Gesamtgewicht der
Blätter in ungünstigem Verhältnis steht und
weil diese Blätter auch beim Transport leicht
verderben; dann aber auch, weil zur Entfaserung
kostspielige Präzisionsmaschinen gehören und die
Aufbereitung mit erheblicher Sorgfalt vor sich
gehen muß. Die Ausfuhr Ostafrikas, welche zur
Zeit nahezu 3 Millionen Mark beträgt, wird sich in
den nächsten Jahren vervielfachen, besonders da
auch der Südbezirk bald in die Produktion ein-
treten wird. Die Pflanze ist sehr genügsam und
kommt an vielen Stellen fort. Der Weltmarkt-
preis ist in letzter Zeit stark gesunken, er gewähr-
leistete aber immer noch eine Rentabilität; der
Kultur kann durch die bei der Ausbereitung ge-
wonnenen Erfahrungen und die damit erzielbare
bessere Qualität geholfen werden. Sisalagaven
kommen auch fort in Südwestafrika, wo größere
Versuche allerdings noch nicht gemacht sind; die
Agave wird aber auch gepflanzt in Kamerun, wo
sie besonders im Südbezirk üppig gedeiht. Gleiches
kann man von Neuguinea behaupten.
Die Annahme ist unbedenklich, daß der Sisal-
hanf in ganz kurzer Zeit einen in eine erkleckliche
Anzahl von Millionen gehenden Exportartikel der
deutschen Kolonien bilden wird. Gute Aussichten
eröffnen sich für den Manilahanf (Musa textilis)
und neuerdings werden aus Kamerun gut ge-
lungene Versuche mit dem Anbau von Jute ge-
meldet. Hier werden die Schwierigkeiten, welche
mit der mechanischen Aufbereitung verknüpft sind,
allem Anschein nach auch überwunden werden
können; das Produkt ist zur Zeit noch nicht markt-
fähig.
Demnächst in der Reihe der Exportprodukte
find die Ol produzierenden Pflanzen zu erwähnen.
Zunächst die Kokospalme, für die Ostafrika gleichfalls
den führenden Rang einzunehmen bestimmt
scheint. Die an der Küste und auf der Insel
Masia vorhandenen Palmen bestehen aus etwa
5 Millionen Stämmen, davon tragen bisher viel-
leicht ein Drittel, die anderen befinden sich im Ent-
wicklungsstadium. Man war bisher der Ansicht,
daß diese Pflanze nur im Küstenklima fortkommt;
die bei Kilossa — 300 km von der Küste —
gedeihenden Pflanzen scheinen aber darauf hinzu-
weisen, daß auch andere Plätze dafür geeignet
sind. Der Export entspricht noch nicht der Pro-
duktion, weil die Nuß vielfach als Nahrungs-
mittel verbraucht wird. Auch der Saft wird,
unter großer Schwächung der Bäume, vielfach zur
Herstellung berauschender Getränke verwendet.
Dem wird seit einiger Zeit durch eine Besteuerung
entgegengearbeitet. Große Bestände kommen in
den nächsten Jahren in Neuguinea in die Pro-
duktion, wo sie auf der Plantagenwirtschaft der
Deutsch-Neu-Guinea-Gesellschaft in großem Stile
gezogen werden.
Auch Samoa und die kleineren Südseeinseln
liefern in der Kopra ihr Hauptausfuhrprodukt.
Hieran reiht sich die Olpalme, welche in
außerordentlich reichen Beständen in Kamerun
und Togo vorkommt. Wenn auch die in den
englischen und französischen Nachbarkolonien er-
zielten Mengen in den deutschen noch lange nicht
erreicht werden, so nimmt doch die Ausfuhr von
Palmöl und Palmkernen in diesen beiden Ko-
lonien eine achtenswerte Stelle ein. Etwa 6 Mil-
lionen Mark ist der Wert der im letzten Jahre
ausgeführten Produkte. Eine außerordentliche
Steigerung darf mit Sicherheit von der Voll=
endung der Kameruner Nordbahn, die für das
nächste Jahr zu erwarten ist, erhofft werden.
Sie wird es ermöglichen, daß die gegenwärtig im
Werte von Millionen nutzlos verfaulenden Früchte
verwertet werden können. Es wird aber erforderlich
sein, daß die Versuche für eine rationelle Olgewinnung
fortgesetzt werden, da das jetzige Ausbringen durch
eine allzu primitive Behandlung viel kostbares
Fett verloren gehen läßt. In Ostafrika finden
sich am Tanganjika und in Urundi reiche Ol-
palmenbestände, die den Beweis liefern, daß der
Baum auch dort gut fortkommt. Es ist deshalb
für das nächste Jahr eine gewisse Summe zur
Verfügung gestellt, um die Kultur als Volkskultur
dort einzuführen.
Gleichfalls am Mangel von Verbindungswegen
hat bisher der Anbau der als Olfrucht wertvollen
Erdnuß gelitten. Große Quantitäten kommen
jetzt über den Victoria-Nyansa aus dem zentralen
Teile unseres Schutzgebietes. Wenn die Ausfuhr
im Jahre 1907 stark zurückgeblieben ist, so hat
dies in der ungewöhnlichen Trockenheit seine Ver-
anlassung. Ausgezeichnete Aussichten bietet nach
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