Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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nächst abhelfen, aber auch hier wird kaum etwas 
anderes übrig bleiben, als durch energisches 
Vorstoßen der Manengubabahn diese reichen 
mohammedanischen Hinterländer zu eröffnen. 
In Neuguinea find die Aussichten keines- 
wegs schlecht. Gute Erfolge mit Baumwolle 
zeigt ferner das nordöstliche Südwestafrika, die 
Gegend des Okawango. Größere Versuche müssen 
aber dort zur Zeit zurückgestellt werden, weil ich 
in einer zu großen Zersplitterung der Kräfte kein 
Heil sehe, und hauptsächlich weil die Frage der 
Arbeiterbeschaffung vorläufig noch ungelöst ist. 
Der Baumwolle folgt an Wichtigkeit der Hanf, 
das heute vornehmste Produkt Ostafrikas. Er ent- 
stammt zwei Quellen, erstens der Sisalagave, einer 
dem südlichen Mexiko entstammenden Pflanze, und 
zweitens, in wesentlich geringerem Maße, der 
heimischen und wild wachsenden Sanseviere. Der 
Sisalhanf kann nur plantagenmäßig gewonnen 
werden. Er verträgt nur einen kurzen Trans- 
port, weil der Fasergehalt zum Gesamtgewicht der 
Blätter in ungünstigem Verhältnis steht und 
weil diese Blätter auch beim Transport leicht 
verderben; dann aber auch, weil zur Entfaserung 
kostspielige Präzisionsmaschinen gehören und die 
Aufbereitung mit erheblicher Sorgfalt vor sich 
gehen muß. Die Ausfuhr Ostafrikas, welche zur 
Zeit nahezu 3 Millionen Mark beträgt, wird sich in 
den nächsten Jahren vervielfachen, besonders da 
auch der Südbezirk bald in die Produktion ein- 
treten wird. Die Pflanze ist sehr genügsam und 
kommt an vielen Stellen fort. Der Weltmarkt- 
preis ist in letzter Zeit stark gesunken, er gewähr- 
leistete aber immer noch eine Rentabilität; der 
Kultur kann durch die bei der Ausbereitung ge- 
wonnenen Erfahrungen und die damit erzielbare 
bessere Qualität geholfen werden. Sisalagaven 
kommen auch fort in Südwestafrika, wo größere 
Versuche allerdings noch nicht gemacht sind; die 
Agave wird aber auch gepflanzt in Kamerun, wo 
sie besonders im Südbezirk üppig gedeiht. Gleiches 
kann man von Neuguinea behaupten. 
Die Annahme ist unbedenklich, daß der Sisal- 
hanf in ganz kurzer Zeit einen in eine erkleckliche 
Anzahl von Millionen gehenden Exportartikel der 
deutschen Kolonien bilden wird. Gute Aussichten 
eröffnen sich für den Manilahanf (Musa textilis) 
und neuerdings werden aus Kamerun gut ge- 
lungene Versuche mit dem Anbau von Jute ge- 
meldet. Hier werden die Schwierigkeiten, welche 
mit der mechanischen Aufbereitung verknüpft sind, 
allem Anschein nach auch überwunden werden 
können; das Produkt ist zur Zeit noch nicht markt- 
fähig. 
Demnächst in der Reihe der Exportprodukte 
find die Ol produzierenden Pflanzen zu erwähnen. 
Zunächst die Kokospalme, für die Ostafrika gleichfalls 
  
den führenden Rang einzunehmen bestimmt 
scheint. Die an der Küste und auf der Insel 
Masia vorhandenen Palmen bestehen aus etwa 
5 Millionen Stämmen, davon tragen bisher viel- 
leicht ein Drittel, die anderen befinden sich im Ent- 
wicklungsstadium. Man war bisher der Ansicht, 
daß diese Pflanze nur im Küstenklima fortkommt; 
die bei Kilossa — 300 km von der Küste — 
gedeihenden Pflanzen scheinen aber darauf hinzu- 
weisen, daß auch andere Plätze dafür geeignet 
sind. Der Export entspricht noch nicht der Pro- 
duktion, weil die Nuß vielfach als Nahrungs- 
mittel verbraucht wird. Auch der Saft wird, 
unter großer Schwächung der Bäume, vielfach zur 
Herstellung berauschender Getränke verwendet. 
Dem wird seit einiger Zeit durch eine Besteuerung 
entgegengearbeitet. Große Bestände kommen in 
den nächsten Jahren in Neuguinea in die Pro- 
duktion, wo sie auf der Plantagenwirtschaft der 
Deutsch-Neu-Guinea-Gesellschaft in großem Stile 
gezogen werden. 
Auch Samoa und die kleineren Südseeinseln 
liefern in der Kopra ihr Hauptausfuhrprodukt. 
Hieran reiht sich die Olpalme, welche in 
außerordentlich reichen Beständen in Kamerun 
und Togo vorkommt. Wenn auch die in den 
englischen und französischen Nachbarkolonien er- 
zielten Mengen in den deutschen noch lange nicht 
erreicht werden, so nimmt doch die Ausfuhr von 
Palmöl und Palmkernen in diesen beiden Ko- 
lonien eine achtenswerte Stelle ein. Etwa 6 Mil- 
lionen Mark ist der Wert der im letzten Jahre 
ausgeführten Produkte. Eine außerordentliche 
Steigerung darf mit Sicherheit von der Voll= 
endung der Kameruner Nordbahn, die für das 
nächste Jahr zu erwarten ist, erhofft werden. 
Sie wird es ermöglichen, daß die gegenwärtig im 
Werte von Millionen nutzlos verfaulenden Früchte 
verwertet werden können. Es wird aber erforderlich 
sein, daß die Versuche für eine rationelle Olgewinnung 
fortgesetzt werden, da das jetzige Ausbringen durch 
eine allzu primitive Behandlung viel kostbares 
Fett verloren gehen läßt. In Ostafrika finden 
sich am Tanganjika und in Urundi reiche Ol- 
palmenbestände, die den Beweis liefern, daß der 
Baum auch dort gut fortkommt. Es ist deshalb 
für das nächste Jahr eine gewisse Summe zur 
Verfügung gestellt, um die Kultur als Volkskultur 
dort einzuführen. 
Gleichfalls am Mangel von Verbindungswegen 
hat bisher der Anbau der als Olfrucht wertvollen 
Erdnuß gelitten. Große Quantitäten kommen 
jetzt über den Victoria-Nyansa aus dem zentralen 
Teile unseres Schutzgebietes. Wenn die Ausfuhr 
im Jahre 1907 stark zurückgeblieben ist, so hat 
dies in der ungewöhnlichen Trockenheit seine Ver- 
anlassung. Ausgezeichnete Aussichten bietet nach 
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