Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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messer dieser Eindrücke war 20 cm lang; drei 
Zehen, die vierte nach außen nur schwach einge- 
drückt, waren zu erkennen. Zwischen den beiden 
Eindrücken sah man, wie der Bauch im Schlamm 
entlang gezogen war. Auch Leutnant Frhr. Hiller 
v. Gaertringen, der im Juli 1905 an der Fisch- 
flußmündung auf Station war, hat mit seinen 
Leuten ein Flußpferd im Oranje gesehen. Ferner 
bestätigen die Buren, die weiter unterhalb am 
Oranje farmen, gleichfalls das Vorhandensein von 
Flußpferden. An der Oranjemündung nennen 
die Buren die Stelle, bis zu der die Flut in den 
Fluß eintritt, Seekooidraai, d. h., wo die Seekuh 
(Flußpferd) vor der Flut umdreht. 
Flußpferdspuren habe ich noch öfters am 
Oranje angetroffen. 
Ich hatte von Außenkehr bis zur Fischfluß- 
mündung drei volle Tage gerechnet. Da wir 
aber schon etwas früher den Fischfluß überschritten 
und eine gute Weidestelle gefunden hatten, konnten 
wir uns einige Ruhe gönnen, die besonders den 
Maultieren nötig war. Die Pause benutzten wir, 
um die Ochsenspuren, die wir schon vor der 
Cornelius-Schlucht gefunden hatten, weiter zu 
verfolgen. Sie führten 2 km unterhalb der Fisch- 
flußmündung auf englisches Gebiet, wo sich eine 
Werft befand. Auf mein Rufen kam der Vor- 
mann, Pitt Land, zu mir herüber und erklärte 
mir, daß er deutscher Hottentott sei. Er wolle 
jetzt wieder mit seiner Werft auf deutsches Gebiet 
zurückkehren und den Bondelkapitän Johann 
Christian benachrichtigen. 
Nun wurde der Marsch fortgesetzt. Bis 
hierher kannte ich den Oranje durch die bereits 
erwähnte Patrouille im August. Jetzt fing aber 
für mich eine völlig unbekannte Gegend an, und 
ich mußte mich weiterhin vollkommen auf meinen 
Führer, den Hottentotten Pitt, verlassen. Leider 
versagte er nachher gänzlich. 
Kurz hinter der Fischflußmündung biegt der 
Oranje um und fließt bis zum Abasib-Revier in 
ziemlich gerader nordwestlicher Richtung. An der 
Biegung war eine Klippenstelle zu überwinden, 
nach der die Berge einer größeren Fläche Platz 
machten. Wir kamen hier ohne jede Schwierig- 
keit vorwärts. 
Kurz vor dem Abasib-Revier befand sich auf 
dem englischen Ufer eine Werft, von der ein 
Junge auf unserer Seite herumlief. Bei unserem 
Herannahen eilte er in wilder Flucht durch den 
Fluß und war trotz des Versprechens von Platten- 
tabak nicht dazu zu bewegen, zurückzukommen. 
Die anderen Bewohner der Werft, die wir im 
Gebüsch herumkriechen sahen, ließen sich auf unser 
Rufen auch nicht mehr sehen. 
Hinter dem Abasib-Revier macht der Oranje 
eine Biegung nach Westen. Von Norden münden 
  
dicht hintereinander mehrere Reviere in den 
Oranje. Welches nun wirklich das Kubus= und 
Arochab-Revier war, konnte mir Pitt nicht an- 
geben. Das Gebüsch wurde hier wieder sehr 
dicht und bereitete uns wieder einige Schwierig- 
keit. Auffällig waren hier mehrere verkohlte 
und vertrocknete Gebüschstellen, welche nach Pitts 
Aussage damals die Patrouille Altrock in Brand 
gesteckt hat, um sich einen Weg durch das Gebüsch 
zu bahnen. Dieses Gebüsch war höchstens 700 m 
lang. Dann kam offenes Steinfeld, das, längs 
des Oranje mit dichtem Gebüsch bestanden, steil 
zum Flusse abfiel und keinen Platz für Weide 
freigab. Nach Sonnenuntergang fanden win 
endlich an einem von Nordosten herunterführender 
Revier etwas Weide für die Maultiere und blieber 
die Nacht hier liegen. Ich hielt dieses Revie 
nach unserer Kriegskarte für das Dabimub-Revier 
während Pitt behauptete, daß dieses erst weite 
unterhalb münde. Hier war der kritische Zeit 
punkt, in dem unsere ferneren Irrfahrten in de 
Bergen begannen. 
Am nächsten Morgen wurde das Gebüse 
so dicht, nach rechts stieg schroffer Fels so ste 
an und zum Flusse fiel das Gelände im Gebüs 
so jäh ab, daß ein Vorwärtskommen am Flu#g 
unmöglich war. In einem Nebenrevier fand-. 
wir einen Umweg über die Berge, der aber de 
artig klippig war, daß zwei Kamele stürzten, e 
Sattel und leider auch — eine Flasche Rotwe 
zerbrachen. Gegen Mittag waren wir endlich wied 
am Oranje, wo wir auf einer Halbinsel Wei 
fanden. Vor uns sahen wir einen steilen Be 
in den Oranje abfallen, an dem der Fluß ## 
der allgemein nördlichen Richtung nach Süd 
scharf abbog. Von Osten kam ein breites Rev 
herunter, das ich für das Nuob-Revier hie 
Der Berg vor uns mußte Loreley sein. D. 
Pitt behauptete steif und fest, wir wären erst i 
Dabimub-Revier. Als Loreley bezeichnete er e 
Bergspitze, die weiter westlich über die Hös 
hinausragte. Leider habe ich mich auf ihn # 
lassen. 
Als wir am Nachmittag weiterritten, so“ 
wir natürlich an jenem Berge fest, wo der Ab 
zum Flusse so steil war, daß ein Weiterkomn 
unmöglich war und wir Kehrt machen muf# 
Ich habe später erfahren, daß Buren und 60 
geborene diesen Berg Pißberg nennen. Sie 
klären diesen Namen folgendermaßen: Der Re 
muß erst einen Umweg über die Berge such 
während sein Pferd ruhen und stallen kann. 
kannte diesen Namen, während Loreley o 
unbekannt war. 
Ich schickte die Kamele an den alten La 
platz, während ich mit Pitt einen Umweg -# 
die Berge suchte, den ich auch fand. Nachts
	        
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