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drungenen Gestalt hübsch und gut gebaut. Sie
nehmen an allen Kriegszügen teil, verwahren
und sammeln die Pfeile, um sie den Kämpfenden
zuzureichen, und tragen die Verwundeten und
Toten aus dem Getümmel. Verwundungen der
Weiber sind daher fast ebenso häufig wie solche
der Männer. Als Waffen führen die Zissano
leichte Pfeile, auf deren Spitze ein scharf an-
geschliffener, mit starkem Widerhaken versehener
Vogelknochen befestigt ist. Trifft ein Pfeil gut,
so fällt der Pfeil ab und der Knochen bleibt in
der Wunde versteckt. Das Herausschneiden dieser
Knochen ist ebenfalls Sache der Weiber und wird
mit Bambus vorgenommen. Der Verachtung
fällt ein Mann anheim der dabei einen Schmerzens-
laut von sich gibt.
In den untereinander feindlichen Dörfern
gibt es stets einige Leute, die mit der Gegen-
partei befreundet sind. Solche Leute sandte ich
an die bei meiner Landung geflohenen Dorf-
bewohner mit der Aufforderung, sie sollten die
mir bekannten Anführer innerhalb zweier Tage
ausliefern. An einen Erfolg glaubte ich dabei
selbst nicht.
Am 25. Juni brach ich in dem größeren
Boote nach Leitere auf und landete dort am
andern Morgen, ohne von den Eingeborenen
bemerkt worden zu sein. Das Boot schlug halb
voll Wasser, und wir waren außer Stande, es auf
den steilen Strand heraufzuholen. Ich blieb beim
Boote, das wir mit Mühe gegen die Brandung
halten konnten, und sandte den mich begleitenden
Händler Schultz mit der Hälfte der Soldaten
nach dem Hause der Malaien. Meine Leute
trafen zuerst auf zwei große Häuser am Strande,
die sie von den Malaien verlassen fanden. Nachher
fuhren sie mit einem Kanoe auf die Lagune und
gelangten, abermals unbemerkt von den Ein-
geborenen, bis an das Pfahlhaus der Wilddiebe.
Auch dieses war verlassen.
Eingeborenen geweckt und mir zur Hilfe nach
dem Boot gesandt. Erst nach einigen Stunden
war es uns gelungen, das Boot zu bergen.
Ich erfuhr nun, daß die Malaien am selben
Tage, als die Leitere-Kanoes der Ansiedler Saridja
nach Eitapé begleiteten, die Flucht ergriffen hätten.
Ein zufällig anwesender Wannimo berichtete, sie
seien im Angriffshafen gar nicht an Land gewesen,
sondern weiter nach Tanamera gefahren. Ich
gab die Verfolgung als aussichtslos auf.
Nachträglich brachten mir die Eingeborenen
und der Häuptling von Leitere die Meldung,
daß in Wutong (Bougainville-Bucht) ein Kanoe
mit den Leichen von fünf aus Leitere geflohenen
Malaien angetrieben sei. Die Leichen seien
unverwundet, aber von der Sonne gebraten und
aufgeborsten gewesen. Die Wutong-Leute haben
Nun wurden die
die gefundenen Gewehre und die Paradiesvögel
dem holländischen Polizeimeister, der neuerdings
in Tanamera stationiert ist, abgeliefert. Sie
wußten nämlich bis dahin noch nicht, daß sie
zum deutschen Gebiet gehören.
Über den Verbleib der übrigen Malaien ist
seitdem nichts bekannt geworden.
Leitere liegt in einer nicht allzugroßen von
steilen Bergen eingefaßten Lagune; es besteht aus
den drei Dörfern Neipa, Morio, Agai und ist
ein unbedeutender Platz mit ungefähr 60 Häusern,
die auf Pfählen in die Lagune gebaut sind. Die
Häuser sind arg verwahrlost, was sich sowohl aus
der großen Bauschwierigkeit in dem sehr tiefen
Wasser, als auch aus dem Mangel an jungen
Männern erklärt. Leitere ist von der Anwerbung
stark mitgenommen worden. Ich sah auch nur
wenig junge Frauen und wenig Kinder, obwohl
die Leute sehr zutraulich waren. Der Hinter-
grund der Lagune ist dort, wo sie flach wird,
ganz mit großen Blättern bedeckt, über die sich
die rosaroten Blüten einer angenehm duftenden
Wasserrose erheben. Die Lagune wimmelt von
Krokodilen, die jedoch nach Aussage der Ein-
geborenen den Menschen ungefährlich sind. Land-
schaftlich ist Leitere einer der schönsten Punkte
Neu-Guineas. Wirtschaftlich ist es — bis auf
seine beinahe erschöpfte Bedeutung als Anwerbe-
gebiet ziemlich wertlos. Das Hinterland soll
stark bevölkert sein.
Am 27. Juni früh brach ich von Leitere auf.
Mit gutem Landwind und späterem Nord, gelang
es, noch in der Nacht Zissano wieder zu erreichen.
Unterwegs liefen wir Seer an. Der mich be-
gleitende Häuptling von Arup schwamm an Land,
da ich dem Boote die abermalige Landung nicht
zumuten wollte. Er beruhigte die Seer-Leute,
von denen er nur einige Wachen sah, und forderte
sie in meinem Namen auf, ruhig in ihre Dörfer
zurückzukehren, da ich ihnen zu ihrem Rechte
verhelfen würde; sie selbst sollen sich jeder Rache
an Zissano enthalten. Der Häuptling Siar von
Arup ist ein sehr brauchbarer Mensch, zuverlässig
und mit den Sprachen von Jakumul bis Seer
vertraut.
In Zissano waren die Häuptlinge und viele
Eingeborene aus Maloll, Arup und Warapn
anwesend. Ich benutzte einen Ruhetag zu Ver-
handlungen mit diesen und den Zissanos. Die
Warapus beschlossen auf mein Zureden, sich an
der Küste westlich Arup anzusiedeln.
Die Zerstörungen durch das Erdbeben im
Dezember 1907 sind bedentend größer, als zuerst
angenommen wurde. Die Küste ist von der
Mündung der Warapu-Lagune bis Zissano ge-
sunken. Ein mehrere Kilometer breiter mit ab-
gestorbenen Palmen und Urwald bestandener