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kräfte aufnimmt und aufzunehmen gezwungen ist,
je stärker die Gesamtbevölkerung zunimmt und
je weniger die Landwirtschaft in der Lage ist,
bei ihrer natürlichen Begrenzung und Aufnahme-
fähigkeit mit dieser Zunahme gleichen Schritt zu
halten. Aus dieser Tatsache ergeben sich zwei
Notwendigkeiten. Einmal zur Schaffung neuer
Absatzgebiete für unsere Fabrikate, zweitens zur
Erschließung neuer Rohstoffquellen für die ver-
arbeitenden Industrien. In je stärkerem Maße
es gelingt, diesen beiden Erfordernissen im Rahmen
der nationalen Wirtschaftssphäre gerecht zu
werden, umsomehr wird die deutsche Industrie vom
Ausland unabhängig, um so sicherer kann sie sich ent-
wickeln, um so günstiger wird die Lage der in ihr be-
schäftigten Arbeiter. Es ist in den einzelnen
Aufsätzen gezeigt worden, wie sich die Versorgung
Deutschlands mit den wichtigsten kolonialen Roh-
stoffen gegenwärtig vollzieht, welche Unzuträglich-
keiten und Gefahren sich aus der weitgehenden
Abhängigkeit vom Ausland ergeben, und welche
Mittel uns unsere Schutzgebiete bieten, um eine
Anderung in der angedenteten Richtung zu er-
zielen. Dabei ist nicht verschwiegen worden, daß
bisher eine tatsächliche Erleichterung unseres
Wirtschaftslebens durch unsere Schutzgebiete nur
in geringem Maße erfolgt ist. Es ist jedoch
gleichzeitig der Nachweis geführt worden, daß die
deutschen Kolonien durchweg, und zwar jede
einzelne in ihrem besonderen Rahmen, günstige
Aussichten bieten, sowohl Lieferungsgebiete für
Rohstoffe als auch Absatzgebiete für Fabrikate zu
werden. Ein Vergleich mit der Entwicklung
einiger benachbarter Kolonialgebiete, die heute
bereits eine hohe Blüte wirtschaftlicher Entfaltung
erreicht haben, hat gezeigt, daß auch diese klein
angefangen haben, und daß die bisherige Ent-
wicklung unserer eigenen Kolonien sich nicht nur
langsamer, sondern teilweise sogar schneller voll-
zogen hat als die der fremden. Auch ist darauf
hingewiesen worden, in wie starkem Maße durch-
greifende Kolonisationsmittel, wie Eisenbahnen
und dergleichen, in fremden Kolonien fördernd
gewirkt haben. Aus der Tatsache, daß sie neuer-
dings auch bei uns in erheblich größerer Aus-
dehnung zur Anwendung gelangen, läßt sich bei
den sonst vielfach gleichen Vorbedingungen auch
dieselbe wirtschaftliche Wirkung erwarten. Wohin
diese führen wird, muß die Zukunft lehren. Es
sei jedoch, um falschen Schlüssen vorzubengen,
darauf hingewiesen, daß es selbstverständlich nicht
zu erwarten ist, wir könnten mit Hilfe unserer
Kolonien einstmals dahin kommen, daß alles,
was die deutsche Industrie an kolonialen Roh-
stoffen benötigt, auch innerhalb unserer eigenen
Wirtschaftszone erzeugt wird. Um den Zweck,
uns wirtschaftlich möglichst selbständig zu machen,
zu erreichen, ist das auch nicht erforderlich. Die
Gefahr für unsere industrielle Entwicklung liegt in
der Abhängigkeit von den Weltmarktpreisen.
Diese aber bestimmen sich nicht allein nach der
Summe des Angebots, d. h. der Menge der in
der Welt verfügbaren Produkte einer bestimmten
Art, sondern nach dem Unterschiede, der zwischen
Angebot und Nachfrage besteht. übersteigt z. B.
der Weltbedarf an Rohbaumwolle den Weltvorrat
auch nur um ein geringes, so hat das eine
Preissteigerung zur Folge. Umgekehrt führt
ein Überschuß des Angebots über den Bedarf zu
einer Preisherabsetzung. Es genügt also, daß
wir in unseren Kolonien Rohstoffe in einer Menge
erzeugen, die einen Einfluß auf die Gestaltung
der Weltmarktpreise auszuüben und somit über-
mäßigen, oft spekulativen Preissteigerungen, wie
sie namentlich bei der Baumwolle zum Schaden
unserer Textilindustrie öfter zu verzeichnen waren,
entgegenzuwirken vermag, um eine Gesundung
unserer Rohstoffversorgung herbeizuführen, insbe-
sondere wenn die letztere von den beteiligten
Industriekreisen selbst in die Hand genommen wird.
Hiernach sind es ausschließlich wirtschaft--
liche Gesichtspunkte, welche die Entwicklung
unserer Kolonien zu einer Lebensfrage der
Nation machen, und das Ziel wird sich um so
schneller und sicherer erreichen lassen, je mehr die
Überzeugung von der Notwendigkeit dieser Ent-
wicklung Gemeingut der Nation wird.
Kus dem „TKropenpflanzer“.
Die Märznummer des „Tropenpflanzer" ent-
hält an erster Stelle einen Aufsatz von Dr. Va-
geler über die Komponenten des Wasser-
bedarfs der Nutzgewächse mit besonderer
Berücksichtigung tropischer Verhältnisse.
Als Beitrag zur Lösung der für die heißen Klimate
so wichtigen Wasserfrage versucht der Verfasser in
dieser Abhandlung den Begriff „Wasserbedarf der
tropischen Nutzpflanzen“ theoretisch zu zergliedern;
er will dadurch, angesichts der Tatsache, daß heute
oft Kulturen auf Böden und in Gegenden ange-
legt werden, wohin sie ihrem Wasserbedarf nach
nicht gehören, zur Beobachtung und weiteren
Arbeit auf dem noch stiefmütterlich behandelten
Gebiete anregen. In einem weiteren Aufsatz:
Zur Bekämpfung der Kokospalmen-Schild-
laus (Aspidiotus destructor Sign.) unterzieht
Dr. Schwartz die bisher in der Praxis ange-
wandten Bekämpfungsverfahren gegen diesen ge-
fährlichen Kokospalmenfeind einer Nachprüfung;
er kommt bei einem Vergleich der biologischen
Methode, d. h. der Vernichtung des Schädlings
durch andere Insekten, mit dem Verfahren der