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20½ v. H. Zuckergehalt erzielt. Trotz Veröffent-
lichung solcher Erfolge ist es jedoch noch nicht ge-
lungen, in weiterem Umfange eine intensivere Be-
arbeitung des Bodens und eine durchgreifende
Düngung einzuführen.
Die großen Besitzungen, z. B. die Usina Uniso
ee Industria im Staate Pernambuco haben durch
ihr ganzes Gelände ein ausgedehntes Netz von
Eisenbahnen, auf denen das Zuckerrohr nach der
Fabrik transportiert wird. Wo solche Eisenbahnen
nicht vorhanden sind, wird das Zuckerrohr entweder
auf Karren oder direkt auf dem Rücken der Maul-
esel transportiert.
Im Staate Pernambnco sind 45 Fabriken, mit
zum Teil vorzüglichen Einrichtungen, zur Ver-
arbeitung des Zuckerrohrs vorhanden. Sie ver-
arbeiten während der Saison in 24 Stunden 60 bis
500 Tons Zucker. Neben diesen Fabriken be-
stehen aber noch etwa 2000 Kleinproduzenten, diese
betreiben sog. Bangues, kleine Zuckersiedereien, in
denen sie ihr selbstgebautes Zuckerrohr zu einem
braunen, weniger reinen Zucker verarbeiten, der im
Inlandskonsum Verwendung findet.
Der angrenzende Staat Alagoas besitzt ebenfalls
fünf große, bis zu 600 Tons Zuckerrohr in
24 Stunden verarbeitende Fabriken und etwa 1000
kleine Bangues.
Die Fabriken nehmen das Zuckerrohr den Be-
sitzern oder Pächtern im Verhältnis zum jeweiligen
Zuckerpreise ab. Bei einem Preise des Zuckers von
3 Milreis pro Arroba (— 15 kg) werden z. B.
pro Carload (— 1500 kg) Zuckerrohr 10 Milreis
gezahlt. Jede Abweichung des Zuckerpreises um
100 Reis pro 15 kg nach oben oder unten bedingt
eine Erhöhung oder Ermäßigung der Zuckerrohr-
preise um 300 Reis pro 1500 kg. Berechnet man,
daß der Ertrag eines Hektars 50 Tons Zuckerrohr
zum Preise von 62/ Milreis abzüglich 20 v. H. für
Pacht ist, so erhält der Pächter etwa 260 Milreis,
und da man die Bearbeitungs= und Erntekosten für
dieses Quantum auf 130 Milreis veranschlagt, so
hat der Pächter einen Gewinn von 130 Milreis
pro Hektar. Bei den großen Flächen stehen sich die
Pächter, wie mir mitgeteilt wurde, recht gut.
Die Fabrik Usina Uniso, e Industria, Santos
Dias & Co. ist eine der besteingerichteten; sie ver-
arbeitet während der Saison in 24 Stunden
300 Tons Zuckerrohr und hat eine Jahresproduktion
von etwa 4000 Tons Zucker. Die Werkstätten zur
Instandhaltung der Betriebsmaschinen usw. sowie
die Bahnanlagen entsprechen allen Anforderungen
der Neuzeit.
Das Zuckerrohr wird in der Fabrik von zwei
Mühlen vollständig ausgepreßt, der ausgepreßte
Zuckersaft sodann in Gefäße gepumpt, die sich in
der oberen Etage des Fabrikgebäudes befinden. In
diesen Gefäßen wird der Saft durch Dampf er-
wärmt, mit Kalk neutralisiert und bis zu einer ge-
wissen Konsistenz eingedampft; die sich hiernach an
der Oberfläche zeigenden Ausscheidungen werden
abgeschäumt, alsdann wird der Saft im Vakuum
vollständig eingedampft. Aus dem Vakuumapparat
läuft der kondensierte Zuckersaft in Bassins, um
darin während der Abkühlung zu kristallisieren.
Mit Zentrifugen wird der kristallisierte Zucker von
der Melasse getrennt und in drei Qualitäten sortiert.
Die Melasse fließt durch Röhren in ein Bassin und
wird schließlich auf Branntwein verarbeitet.
Die Art der Fabrikation ist, von unbedeutenden
Verschiedenheiten abgesehen, in den meisten Fabriken
die gleiche. Soweit bekannt, wendet nur eine Fabrik
im Staate Pernambuco und eine im Staate Säo
Paulo ein anderes, das Diffusionsverfahren an.
Die Kleinproduzenten in den Bangues produzieren
eine Sorte braunen Zucker, den sie aus dem im
offenen Kessel sehr dick eingekochten Zuckersaft
kristallisieren lassen. Der Zucker wird, ohne Zentri-
suge oder dergleichen, nur durch Ablaufenlassen der
Melasse gewonnen und unter dem Namen Bruto
Secco und Bruto Melado in den Handel gebracht.
Dieses Produkt enthält, nach einer mir zur Ver-
fügung gestellten Analyse, 69 v. H. Zucker, 13 v. H.
Glukose, 2 v. H. Asche, 7 v. H. organische Substanz
und 9 v. H. Wasser. Die weißen, im Inland kon-
sumierten Zuckersorten enthalten dagegen bis 98 v. H.
Zucker, und der für das Ausland bestimmte Kristall
Amarello, der unter dem Namen Demarara ex-
portiert wird, 96 v. H. Zucker.
Ein verhältnismäßig kleiner Teil des braunen
Zuckers wird auch nach England versandt und dort
zu speziellen Zwecken, so z. B. zur Bier= und
Kuchenfabrikation verwandt. Dieser braune Zucker
wird auch, z. B. im Staate Ceará, zu Broten ge-
preßt, die in Brasilien sehr beliebt sind.
Auch die kleinen Zuckersiedereien verarbeiten die
übrigbleibende Melasse zu Branntwein.
Über die Ausbeute an Zucker in den kleinen
Zuckersiedereien ist nur schwer Bestimmtes zu er-
fahren, dagegen liegen aus großen Betrieben die
Ziffern vor. In der Fabrik von Santos Dias & Co.
im Staate Pernambuco stellte sich die Ausbeute,
wie folgt:
Es wurde im Jahre 1907 gewonnen:
an 1. Oualität 5 v. H. branco cristal
= 2. 2½ = branco usina vom Ge-
oder cristal wicht
amarello des
". 3. - 1 = branco Zucker-
III. Sorte rohrs
. Melasse 2
Somit ist aus dem Rohr eine Ausbeute von 9 v. H.
Zucker erzielt worden.
Die Fabrik des Herrn Francisco Schmidt im
Bezirk Riberäo Preto, Säo Paulo, hatte bei einer
Jahresproduktion von 1800 Tons Zucker eine
Ausbeute von 6 v. H. des Gewichtes an Zuckerrohr.