Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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feuers aus seinen Deckungen nur wenig und 
schlecht schoß. Hierdurch wurde erreicht, daß stets 
schon eine erhebliche Strecke des Sprunges zu- 
rückgelegt war, ehe der Feind ein lebhafteres 
und gezieltes Feuer abgab. 
Der Feind nahm den Sturmangriff nicht an, 
sondern räumte kurz vor dem Einbruch seine 
Stellung, indem er von Buschgruppe zu Busch- 
gruppe zunächst unter mehrfachem Frontmachen 
in allgemein südlicher Richtung zurückging. Das 
Feuer trieb ihn nach Südwesten und Westen, 
wo durch den Zug Ebinger der Ring nur un- 
vollkommen geschlossen war. Dieser Zug hatte 
schon vorher schwere Verluste erlitten. Die 
Schützen waren durch Zwischenräume von 15 bis 
20 m getrennt. So gelang es einem Trupp von 
etwa 25 Mann hier durchzubrechen. Leutnant 
Ebinger selbst siel im Nahkampf. Andere Haufen 
nahmen eine mehr südwestliche Richtung. 
Hauptmann Grüner ordnete sofort nach In- 
besitznahme der inselartigen Düne die Verfolgung 
nach Süden und Südwesten an. Unter dem 
steten Nachdrängen starker Schützen artete der 
Rückzug der Hottentotten schließlich in regellose 
Flucht aus. Die Verfolgung wurde im Busch- 
gelände nicht weit über das Gefechtsfeld aus- 
gedehnt, da der Feind sich völlig zerstreut hatte, 
und ein einheitliches Ziel nicht mehr vorhanden 
war, das nach den gewaltigen Leistungen der 
Truppe erneute, unübersehbare Anstrengungen 
gerechtfertigt hätte. 
Erst nach gründlichem Absuchen des Kampf- 
platzes ließen sich die eigenen und feindlichen 
Verluste übersehen. Außer dem Führer und 
Leutnant Ebinger waren elf Mann gefallen. 
Schwerverwundet waren Leutnant v. Tschirnhaus 
und neun Mann, von denen zwei ihren Wunden 
in den nächsten Tagen erlagen, leichtverwundet 
die Oberleutnants Krautwald und Petter, Ober- 
arzt Jungels und sechs Mann. Weit schwerere 
Verluste jedoch hatte der Feind erlitten, er ließ 
allein 58 waffenfähige Hottentotten tot auf dem 
Gefechtsfelde liegen, also über die Hälfte seiner 
Orlogleute. Unter ihnen befanden sich zwei 
Großleute, Isaak Kopper, ein Bruder des Ka- 
pitäns, und Eliesar, der Führer der Bande, die 
am 8. März den UÜberfall bei Kubub ausgeführt 
hatte. 
Nachdem das Expeditionskorps den Tag über 
auf dem Gefechtsfelde gelagert und die Toten 
beerdigt hatte, trat es abends den Rückmarsch 
auf Geinab an. Der Zustand der Kamele und 
die Hitze erlaubten nur, in der Zeit zwischen 
Sonnenunter= und Aufgang zu marschieren. Am 
19. früh wurde Geinab erreicht und abends 
der Weitermarsch auf Arahoab angetreten. In 
der Nacht ging ein kurzer, aber heftiger Regen 
  
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nieder, dessen in den Zeltbahnen aufgefangene 
Wassermengen eine Neufüllung sämtlicher Wasser- 
behälter und notdürftiges Tränken der Kamele 
ermöglichten. Auch der bereits erteilte Befehl 
zur Auflösung der Station Geinab konnte daher 
zurückgenommen werden und ebenso die Station 
Akanous bestehen bleiben. In Akanous löste 
Hauptmann Grüner das Exrpeditionskorps auf 
und ließ die Truppenteile ihren Marsch selbständig 
nach Arahoab fortsetzen. 
Die Kalahari-Expedition hatte einen glänzenden 
Erfolg erzielt, der weit über die auf sie gesetzten 
Hoffnungen hinausging. War es auch nicht ge- 
glückt, des Kapitäns selbst habhaft zu werden — 
nach den Aussagen der gefangenen Weiber soll 
er für seine Person bereits in der Nacht vor dem 
Angriff sich in Sicherheit gebracht haben — so 
hatte doch der Stamm der Simon Kopper-Hotten- 
totten eine so schwere Einbuße an waffenfähigen 
Orlogleuten erlitten und war in alle Winde 
zerstoben, daß für absehbare Zeit eine ernste Ge- 
fahr für die Farmer-Besiedlung an der Kalahari- 
Grenze nicht mehr zu bestehen scheint. Mag es 
auch in Zukunft nochmals nötig werden, neue 
Streifzüge gegen die wieder gesammelten Reste 
des räuberischen Stammes zu führen, so wird es 
doch nach den großen Erfolgen und den Er- 
fahrungen der Erckert-Expedition keiner so um- 
fangreichen und schwierigen Unternehmungen mehr 
bedürfen als im März 1908. 
MO 
Deutsch · Neuguinea. 
Verschlagene Insulaner. 
Im März d. Is. wurde der Kaiserliche Konsul 
zu Manila von den amerikanischen Behörden 
benachrichtigt, daß nach einer Meldung aus Abu 
zehn Eingeborene der Palau-Inseln nach 
dreißigtägiger Fahrt auf die Suluan-Inseln 
(südlich von der Südspitze der philippinischen 
Insel Samar gelegen) in hilfsbedürftigem Zustande 
verschlagen worden seien. 
Bevor das Konsulat sich der Leute annehmen 
konnte, hatten sie die Rückreise angetreten und 
sind inzwischen auf den eigenen Fahrzeugen in 
die Heimat zurückgelangt. 
Der Bezirksamtmann in Jap berichtet über 
diese Reise, welche wieder die allgemeine see- 
männische Geschicklichkeit der Zentralkaroliner und 
ihre umfangreiche Sternenkunde beweist, folgende 
Einzelheiten: 
„Die nach den Philippinen verschlagenen zehn 
Leute sind Eingeborene der zum Bezirk Jap ge- 
hörenden Insel Ululsi. Sie beabsichtigten nach
	        
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