Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Die Eingeborenen behaupteten, daß sich außer 
den bisher abgelieferten Gewehren nur noch zwei 
Gewehre auf der Insel befänden, von denen 
eines dem Eingeborenen Bako von Langambulos, 
das andere dem Eingeborenen Ksakeu von NMdriol 
(Nordspitze der Insel) gehöre. Die Häuptlinge 
von Paak bestätigten diese Angaben. Wir brachen 
zunächst nach dem Dorfe des Bako auf, das wir 
nach etwa halbstündiger Wanderung, während 
welcher wir in der Nähe des zerstörten Dorfes 
Balamot auf kleinen Kanus über den schmalen 
Kreek, durch welchen der südwestliche Ausläufer 
der Insel von dem Hauptteile getrennt ist, über- 
setzen mußten, erreichten. Das Dorf bestand nur 
aus drei armseligen Hütten, welche in einer see- 
artigen Ausbuchtung des Kreeks auf Pfählen er- 
baut waren. Die Hütten waren menschenleer 
und wiesen Spuren eiliger Flucht auf. Gewehre 
oder Patronen wurden, ebenso wie in Galingai, 
trotz eifrigen Nachsuchens in den Hütten nicht. 
gefunden. 
Ich eröffnete den Eingeborenen, welche ich 
von Galingai mitgenommen hatte, und unter 
denen sich auch ein Mann aus Ndriol, der Vater 
eines der auf dem „Seestern“ befindlichen Geiseln, 
befand, daß die Geiseln nur dann freigelassen 
würden, wenn auch die beiden letzten Gewehre 
nebst Patronen ausgeliefert würden. Die Leute 
versprachen, für die Auslieferung zu sorgen; sie 
machten den Eindruck, als ob es ihnen mit ihrem 
Versprechen ernst sei. Auch die Häuptlinge von 
Paak waren der Ansicht, daß die Auslieferung 
der Gewehre nunmehr gesichert sei. Ich entsandte 
die Leute nebst einem der Geiseln in den Busch, 
um die Gewehre herbeizuschaffen und nach Ndriol 
zu bringen, während wir selbst in unseren beiden 
Booten, die wir nach der südlichen Ausmündung 
des Kreeks hatten nachkommen lassen, aufbrachen, 
um durch den Kreek nach der Nordküste der Insel 
und von da nach Ndriol zu gelangen. Die Fahrt 
verzögerte sich infolge des flachen Wassers des 
Kreeks und des niedrigen Wasserstandes der See 
am nördlichen Ansgang des Kreeks bedeutend, so 
daß es schon spät am Nachmittag war, als wir 
nach der nördlichen Küste der Insel kamen. Dort 
erwartete uns schon der „Seestern“", der in der 
Zwischenzeit die zu entlassenden Leute in Lonin 
abgesetzt und das Gewehr des Pominis in Empfang 
genommen hatte. Der Kapitän drängte zur Ab- 
fahrt, um noch bei guter Beleuchtung aus den 
Riffen in der Nähe der Insel herauszukommen. 
Noch einen zweiten Tag für die Insel zu ver- 
  
wenden, war unmöglich, da der Kohlenvorrat de- 
„Seestern“, der nur für den eigentlichen Zwe-“ 
der Reise, die Aufklärung und Bestrafung des 
Falles Komini, berechnet war, stark zu Ende ging. 
So mußte ich mich entschließen, die Expedirio 
abzubrechen und die Heimreise anzutreten. Die 
Leute aus Paak, welche früher etwas ängstlic 
gewesen waren und gebeten hatten, der „See- 
stern" möge so lange zu ihrer Deckung liegen 
bleiben, bis sie mit ihren Kanus in sicherer Em- 
fernung von der Insel seien, zeigten sich jes 
mutiger und erklärten, sie wollten in Lambutn# 
bleiben und sich die Gewehre geben lassen. S# 
wurden deshalb an Land gesetzt und erhielten 
die Weisung, die Gewehre mit nach Paak zu 
nehmen und sie dem dortigen Chinesen zu geben, 
welcher sie mit der „Sumatra“, welche in den 
nächsten Wochen auf ihrer Dockreise in Paak er- 
wartet wurde, nach Herbertshöhe senden sollte. 
Ferner wurde der Rest der Geiseln an Land 
gesetzt. 
Gegen Dunkelwerden verließ der „Seestem- 
Lambutjo und kam, nachdem er am 26. Avduil 
die bei Neu-Hannover liegenden Tingwon (Pon- 
lands-Inseln) kurz angelaufen hatte, am 27. Aprü, 
vormittags 11 Uhr, wieder in Herbertshöhe an. 
Die beiden Gewehre aus Lambutsjo wurden 
nebst einer Anzahl Patronen tatsächlich an die 
Paak-Leute ausgeliefert und sind inzwischen mir 
„Sumatra“ in Herbertshöhe angekommen. Weitere 
zwei Gewehre wurden auf der Jusel Lou von 
einem Hernsheimschen Angestellten den Eingeborenen 
weggenommen. 
Auf der Inselgruppe befinden sich, soweit be- 
kannt, nunmehr folgende Schußwaffen in den 
Händen der Eingeborenen: In Lala (Südküe 
der Hauptinsel) 6 Karabiner, in Batussi (Süd- 
küste) 1 Karabiner und 1 Minchester, ferner im 
Hinterlande von Noru (Nordwestküste) 4 Karabiner, 
aus dem Uberfalle des Hernsheimschen Kuners 
Waikatu im vorigen Jahre stammend, und in 
Ndrauo die dem Japaner Komini abgenommene 
Browningpistole. Die letztere, zu welcher höch'ten- 
noch drei Patronen vorhanden sind, ist infoige 
ihres schwierigen Mechanismus wohl ungefährlich, 
dagegen geben die Gewehre ihren Besivern ein 
großes Ubergewicht über ihre Gegner, und völliger 
Friede wird, solange diese Gewehre sich noch im 
den Händen der Eingeborenen befinden, nicht 
eintreten. Es muß deshalb das Bestreben der 
Verwaltung sein, möglichst bald auch diese letzter 
Gewehre den Eingeborenen wegzunehmen.
	        
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