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Die Eingeborenen behaupteten, daß sich außer
den bisher abgelieferten Gewehren nur noch zwei
Gewehre auf der Insel befänden, von denen
eines dem Eingeborenen Bako von Langambulos,
das andere dem Eingeborenen Ksakeu von NMdriol
(Nordspitze der Insel) gehöre. Die Häuptlinge
von Paak bestätigten diese Angaben. Wir brachen
zunächst nach dem Dorfe des Bako auf, das wir
nach etwa halbstündiger Wanderung, während
welcher wir in der Nähe des zerstörten Dorfes
Balamot auf kleinen Kanus über den schmalen
Kreek, durch welchen der südwestliche Ausläufer
der Insel von dem Hauptteile getrennt ist, über-
setzen mußten, erreichten. Das Dorf bestand nur
aus drei armseligen Hütten, welche in einer see-
artigen Ausbuchtung des Kreeks auf Pfählen er-
baut waren. Die Hütten waren menschenleer
und wiesen Spuren eiliger Flucht auf. Gewehre
oder Patronen wurden, ebenso wie in Galingai,
trotz eifrigen Nachsuchens in den Hütten nicht.
gefunden.
Ich eröffnete den Eingeborenen, welche ich
von Galingai mitgenommen hatte, und unter
denen sich auch ein Mann aus Ndriol, der Vater
eines der auf dem „Seestern“ befindlichen Geiseln,
befand, daß die Geiseln nur dann freigelassen
würden, wenn auch die beiden letzten Gewehre
nebst Patronen ausgeliefert würden. Die Leute
versprachen, für die Auslieferung zu sorgen; sie
machten den Eindruck, als ob es ihnen mit ihrem
Versprechen ernst sei. Auch die Häuptlinge von
Paak waren der Ansicht, daß die Auslieferung
der Gewehre nunmehr gesichert sei. Ich entsandte
die Leute nebst einem der Geiseln in den Busch,
um die Gewehre herbeizuschaffen und nach Ndriol
zu bringen, während wir selbst in unseren beiden
Booten, die wir nach der südlichen Ausmündung
des Kreeks hatten nachkommen lassen, aufbrachen,
um durch den Kreek nach der Nordküste der Insel
und von da nach Ndriol zu gelangen. Die Fahrt
verzögerte sich infolge des flachen Wassers des
Kreeks und des niedrigen Wasserstandes der See
am nördlichen Ansgang des Kreeks bedeutend, so
daß es schon spät am Nachmittag war, als wir
nach der nördlichen Küste der Insel kamen. Dort
erwartete uns schon der „Seestern“", der in der
Zwischenzeit die zu entlassenden Leute in Lonin
abgesetzt und das Gewehr des Pominis in Empfang
genommen hatte. Der Kapitän drängte zur Ab-
fahrt, um noch bei guter Beleuchtung aus den
Riffen in der Nähe der Insel herauszukommen.
Noch einen zweiten Tag für die Insel zu ver-
wenden, war unmöglich, da der Kohlenvorrat de-
„Seestern“, der nur für den eigentlichen Zwe-“
der Reise, die Aufklärung und Bestrafung des
Falles Komini, berechnet war, stark zu Ende ging.
So mußte ich mich entschließen, die Expedirio
abzubrechen und die Heimreise anzutreten. Die
Leute aus Paak, welche früher etwas ängstlic
gewesen waren und gebeten hatten, der „See-
stern" möge so lange zu ihrer Deckung liegen
bleiben, bis sie mit ihren Kanus in sicherer Em-
fernung von der Insel seien, zeigten sich jes
mutiger und erklärten, sie wollten in Lambutn#
bleiben und sich die Gewehre geben lassen. S#
wurden deshalb an Land gesetzt und erhielten
die Weisung, die Gewehre mit nach Paak zu
nehmen und sie dem dortigen Chinesen zu geben,
welcher sie mit der „Sumatra“, welche in den
nächsten Wochen auf ihrer Dockreise in Paak er-
wartet wurde, nach Herbertshöhe senden sollte.
Ferner wurde der Rest der Geiseln an Land
gesetzt.
Gegen Dunkelwerden verließ der „Seestem-
Lambutjo und kam, nachdem er am 26. Avduil
die bei Neu-Hannover liegenden Tingwon (Pon-
lands-Inseln) kurz angelaufen hatte, am 27. Aprü,
vormittags 11 Uhr, wieder in Herbertshöhe an.
Die beiden Gewehre aus Lambutsjo wurden
nebst einer Anzahl Patronen tatsächlich an die
Paak-Leute ausgeliefert und sind inzwischen mir
„Sumatra“ in Herbertshöhe angekommen. Weitere
zwei Gewehre wurden auf der Jusel Lou von
einem Hernsheimschen Angestellten den Eingeborenen
weggenommen.
Auf der Inselgruppe befinden sich, soweit be-
kannt, nunmehr folgende Schußwaffen in den
Händen der Eingeborenen: In Lala (Südküe
der Hauptinsel) 6 Karabiner, in Batussi (Süd-
küste) 1 Karabiner und 1 Minchester, ferner im
Hinterlande von Noru (Nordwestküste) 4 Karabiner,
aus dem Uberfalle des Hernsheimschen Kuners
Waikatu im vorigen Jahre stammend, und in
Ndrauo die dem Japaner Komini abgenommene
Browningpistole. Die letztere, zu welcher höch'ten-
noch drei Patronen vorhanden sind, ist infoige
ihres schwierigen Mechanismus wohl ungefährlich,
dagegen geben die Gewehre ihren Besivern ein
großes Ubergewicht über ihre Gegner, und völliger
Friede wird, solange diese Gewehre sich noch im
den Händen der Eingeborenen befinden, nicht
eintreten. Es muß deshalb das Bestreben der
Verwaltung sein, möglichst bald auch diese letzter
Gewehre den Eingeborenen wegzunehmen.