Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

W 147 2ÖC 
Im Alter von 8 bis 10 Jahren tritt die Palme 
in ihre ertragreichste Produktionszeit. 
Die Frucht der gewöhnlichen Palmensorte hat 
eine olivenähnliche ovale Form. Die Unterseite 
ist eingedrückt durch die eng auf der Frucht- 
spindel stehenden, benachbarten Früchte; sie sind 
3 bis 5 cm lang und haben an ihrer dicksten 
Stelle einen kreisförmigen Querschnitt von 2 bis 
4 cm Durchmesser. Während des Wachstums 
sehen sie dunkelgrün aus, später nehmen sie eine 
dunkelviolette Färbung an, die allmählich rot- 
orange wird. Diese Färbung behalten die Früchte 
vom unteren Ende bis zur Spitze bei; die Spitze 
bleibt oft dunkelviolett, auch dann, wenn die 
Früchte überreif sind. 
Schneidet man eine reife Frucht durch, so 
findet man außen zuerst eine dünne orangerote 
Haut, dann stößt man auf ein Gewebe, dessen 
Zellen eine fetthaltige Masse enthalten. Zwischen 
diesen Zellen, die in der Längsrichtung der Frucht 
angeordnet sind, liegen Fasern, und zwar um so 
dichter, je näher man an den Kern kommt. Der 
Kern ist von einem dichten Filz solcher Fasern 
vollständig umschlossen. Auch das Innere seiner 
sehr harten Schale enthält solche Fasern. 
Das Innere der Frucht ist in drei und zwei 
Abteilungen geteilt; viel häufiger enthält es aber 
nur eine einzige. In den Abteilungen ruhen die 
Samen, die Palmkerne, die nach Europa aus- 
geführt werden, und dort ein in der Seifen= und 
Stearinindustrie sehr geschätztes Ol liefern. 
Die oben erwähnten Fasern, welche den größten 
Teil des Fruchtfleisches ausmachen, bilden die 
bei der Gewinnung des Palmöles verbleibenden 
Rückstände. 
2. Varietät mit weichen Kernen. 
Die Eingeborenen bezeichnen sie mit dem 
Namen „Dégbakun.“ Infolge der Ahrlichkeit der 
Blätter und der Form der Blüten kann man sie 
nur schwer von der gewöhnlichen Art unterscheiden. 
Ein leichter Unterschied scheint darin zu bestehen, 
daß die Früchte eine länglichere Form und hellere 
Färbung haben. Das Charakteristische dieser Ab- 
art ist, daß sie einen Kern hat, dessen weiche 
Schale man leicht mit den Zähnen aufbeißen kann. 
Schneidet man diese Frucht quer durch, so findet 
man zunächst eine dünne Haut, darunter ein 
Gewebe mit ölgefüllten Zellen; die Fasern, die 
bei der gewöhnlichen Art sich in großer Anzahl 
im Fruchtfleisch vorfinden, sind bei dieser Art 
weniger zahlreich. Die Schale des Kernes ist 
dünner; die Kerne werden größer. Diese Form hat 
also vor der gewöhnlichen zwei Vorteile: 1. sie 
hat weniger Fasern und mehr Ol im Fruchtfleisch; 
2. die Schale des Kernes ist dünner, der Kern 
selbst ist schwerer. 
  
Die Eingeborenen schätzen diese Form sehr, da 
ihr Ol klareres Aussehen und einen besseren Ge- 
schmack hat, als dasjenige der gewöhnlichen Art; 
sie verarbeiten die Früchte gesondert und ver- 
wenden das Ol zu ihrem persönlichen Gebrauch. 
Leider ist diese Art recht selten; man findet sie 
nur in der nächsten Umgebung der Dörfer. 
Die Eingeborenen in der Gegend von 
Portonovo behaupten, daß sich diese Va- 
rietät durch Samen nicht fortpflanzen läßt. 
Im Versuchsgarten von Portonovo wurden 
500 Früchte gepflanzt, von denen nur 6 
ausgekommen sind. 
3. Varictät ohne Kerne. 
Wie Nr. 2 ist auch diese Form ihrem Aus- 
sehen nach von der gewöhnlichen nur schwer zu 
unterscheiden. Die weiblichen Blütenstände scheinen 
stets klein zu sein. 
Auch die Früchte sind bedeutend kleiner als 
diejenigen der beiden vorhergehenden Varietäten; 
als größte Länge kann man 3½, als größten 
Durchmesser 2½ cm annehmen. In der Farbe 
unterscheiden sie sich kaum von den Früchten der 
gewöhnlichen Art. 
Durchschneidet man eine Frucht, so findet man 
Fasern zunächst nur in sehr geringer Zahl; doch 
werden sie zahlreicher je tiefer man in die Frucht 
hineinschneidet. Die Kerne dieser Abart haben 
keine Schale; sie sind kugelförmig, sehr klein und 
nur von einem dichten Netz von Fasern umhüllt. 
Die Eingeborenen schätzen diese Abart der 
Elaeis guineensis, die sie in der Djé-Dsi-Sprache 
„Dédolan“ nennen. Sie gibt nicht viele Früchte 
und diese verwenden die Eingeborenen nicht zur 
Bereitung von Palmöl, sondern sie nehmen sie 
für sich als Nahrung. 
4. Fetischvarietät. 
Von den Eingeborenen „Fadé“ (Orakelpalme) 
genannt. Sie hat ganze Blätter, die nur da ge- 
kräuselt sind, wo sonst die Fiederblättchen ansetzen. 
Ihr seltenes Vorkommen und ihr für das Auge 
gefälliges Aussehen haben die Fetischleute ver- 
anlaßt, sie für ihre Kultuszwecke in Anspruch zu 
nehmen. 
Die Blütenstände sind kleiner und runder als 
diejenigen der gewöhnlichen Art; die Früchte sind 
gleichfalls kugelförmiger und im allgemeinen 
dunkelviolett mit leichter orangefarbiger Schattie- 
rung an ihrem unteren Ende. Das Ol der 
Früchte dieser Palme wird nur von Fetischleuten 
aufbereitet und dient ausschließlich zu Fetisch= 
zwecken. 
Anbau, Pflege und Ernte der OÖOlpalme. 
Die Olpalme wird in bestimmten Gegenden 
am Mono und in der Umgebung von Onidah ge-
	        
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