Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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4. In den beiden Jahren nach der ersten 
Anzapfung muß man auf beträchtliche Verluste 
an Bäumen gefaßt sein. 
Sisal. Großen Wert legt man in Dahomey 
zur Zeit auf Förderung der Sisalkultur. Im 
Garten sind noch keine ausgewachsenen Sisal- 
vflanzen vorhanden; Stecklinge müssen von aus- 
wärts bezogen werden. 
Herr Savariau setzt große Hoffnungen auf 
eine Agavenart -. Zapupe verde“, welche höhere 
Erträge liefern soll als Sisal. Sie ist erst 
kürzlich in Dahomey eingeführt; über ihr Ge- 
deihen ist noch nichts bekannt. 
Verschiedenes. Die Foureroya gigantea 
im Versuchsgarten ist auffallend klein; sie scheint 
kleiner zu sein als in Togo. 
An Früchten sind unter anderem vertreten 
fünf verschiedene Arten von Edelmangos. Die 
Mangobäume werden absichtlich sehr niedrig ge- 
halten, damit ihre Zweige sich zur Erde neigen, 
wodurch das Aufpfropfen erleichtert wird. 
Ferner sind mehrere gute Ananassorten, 
darunter eine gute brasilianische Art, vorhanden. 
Mit Baumwolle sind kleine Versuchsfelder 
angelegt, in welchen Versuche mit ausgesuchter 
Baumwollsaat ausgeführt werden. 
Es ist bei dieser Gelegenheit vielleicht an- 
gebracht, etwas über die Organisation der 
Agrikulturabteilung des Gouvernements 
zu sagen. Der Abteilung steht vor ein Chef 
(Oerr Savariau), der den gesamten Dienst 
leitet. Ihm ist zugeteilt ein Veterinär und ein 
Umerinspektor. Dieser ist zugleich Vertreter des 
Vorstandes. Ferner sind angestellt drei enro- 
vadische Agrikulturagenten. Einem von ihnen mit 
dem Sitze bei Allada sind die Bezirke von Por- 
konovo, Cotonou, Ouidah, Allada und Grand- 
vovo als Arbeitsgebiet überwiesen, einem zweiten 
die Bezirke von Abomey und Djiougou, 
die dazwischen liegenden Gebiete von Savalou 
und Cabole, einem dritten die Bezirke Zagna- 
nado und Parakou und das Gebiet von Saé. 
Diesen sind unterstellt die Versuchsstationen 
und Anlagen in bzw. bei Saé, Paonignan, 
Savalou, Abomey und Allada. 
Der Veterinär beschäftigt sich hauptsächlich mit 
dem Studium der Viehzucht und Viehkrankheiten. 
Die Tätigkeit der Agrikulturagenten und ihre 
Beziehungen zum Chef der Agrikulturabteilung, 
ebenso wie die zu den lokalen Verwaltungsbe- 
hörden sind durch einen Runderlaß des Gou- 
verneurs neuerdings geregelt worden. Ich füge 
lbersetzung dieses Runderlasses nachstehend bei; 
er dürfte allgemeineres Interesse bieten. 
14 # 
. 
sowie 
  
Rundschreiben des Gouverneurs, betreffend den 
Dienst der Ruituragenten in der Rolonie. 
Eine eingehende Beobachtung des Geschäftsganges 
des Service de l'Agriculture in Dahomey während der 
2 Jahre seines Bestehens hat mich von der Notwen- 
digkeit überzeugt, Bestimmungen über den Dienst, die 
Beziehungen zu Ihrem Departementsvorstande und zu 
den Bezirksleitern zu treffen. 
1. Dienst der Agenten. 
Sie sind angestellt worden, damit Sie ständig Füh- 
lung halten sowohl mit den enropäischen Kaufleuten 
und Pflanzern als auch mit der Eingeborenen-Be- 
völkerung. 
Um auf letztere einen wirksamen Einfluß zu ge- 
winnen, ist es zunächst nötig, daß Sie die Verhältnisse 
in denen die Eingeborenen leben, gründlich stu- 
dieren, daß Sie ihre Bedürfnisse kennen lernen und daß 
Sie ihre Kulturmethoden und die Gebräuche bei der 
Feldbestellung aufmerksam beobachten: dann werden Sie 
auch herausfinden, wo Sie zweckmäßige Verbesserungs- 
vorschläge machen können. 
Es ist also nötig, daß Sie mit den eingeborenen 
Pflangern in engste Fühlung treten, indem Sie ihre 
Dörfer und Pflanzungen häufig aufsuchen und sich ein- 
gehend mit ihnen unterhalten. In Ihren Bezirken 
werden Sie den größeren Teil Ihrer Zeit unterwegs 
und nur zum kleineren Teil seßhaft sein müssen. 
Würden Sie sich ausschließlich der Leitung einer land- 
wirtschaftlichen Station oder eines Versuchsgartens 
widmen, so müssen Sie sich auf gartenmäßige Kultur- 
versuche beschränken, die für die Kolonie von geringerem 
Nutzen sind. Wenn Sie dagegen Ihren Bezirk be- 
reisen, werden Sie sich Rechenschaft ablegen von den 
Hauptfragen, die für die Entwicklung der Landwirt- 
schaft von Bedeutung sind, und um die Sie sich 
kümmern müssen. Ihre Beobachtungen werden Sie 
befähigen, unter Berücksichtigung der niederen Ent- 
wicklungsstufe der Landwirtschaft und des Handels der 
Eingeborenen die richtigen Mittel zu deren Hebung zu 
finden. 
Kaufleme und Pflanzer sollen Gelegenheit haben, 
Sie um Ihren Rat zu bitten. Sie müssen es sich zur 
Pflicht machen, ihnen Auskunft zu erteilen, doch ver- 
gessen Sie nicht, daß infolge Ihrer Stellung Ihren 
Worten ein offizieller Charakter beigemessen werden 
muß, und daß Sie dadurch die Veranlassung zu neuen 
Unternehmungen geben können. Vermeiden Sie es 
deshalb über Ihre Untersuchungen und Versuche zu 
sprechen oder Schlüsse daraus zu ziehen, bevor Sie 
ihrer Ergebnisse. mögen sie günstig oder ungünstig 
sein, vollkommen sicher sind. Wenn Sie im Schrift- 
verkehr mit Privaten um Ihre Ansicht befragt werden 
oder Gutachten abgeben sollen, halten Sie sich vor 
Augen, daß Sie im Namen der Verwaltung handeln 
und sprechen. 
Es ist nötig. daß Sie Ihre Tüätigkeit ausschließlich 
auf die in Ihren Wirkungsbereich gehörigen Fragen 
beschränken und sich jeder Einmischung in solche An- 
gelegenheiten enthalten, die nicht in unmittelbarer 
Beziehung zu Ihrem Dienst stehen. 
Nach diesen Bemerkungen allgemeiner Art mochte 
ich besprechen, welche Arbeiten im einzelnen Sie aus- 
zuführen haben werden. 
In erster Linie dürfte eine genaue Besichtigung 
der landwirtschaftlichen Verhältnuisse Ihres Bezirks von 
größtem Nutzen sein. Sie werden sie erst allmählich 
lückenlos durchführen können, indem Sie von Ihrem 
Standlager aus strahlenförmig vorgehen. Damit 
Ihre Arbeit auch für andere unzbar wird, werden
	        
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