Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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kräften, und da der Proviant knapp wurde. 
Natürlich sind alle diese Beobachtungen für die 
weiter unten aufgestellte Hypothese von der Her- 
kunft des Diamanten von größter Wichtigkeit. 
Wir dürfen ganz im allgemeinen sagen, daß 
uns unsere Erfahrung hoffen läßt, entlang der 
ganzen Küste unter den Dünen, sofern sie keine 
Anhöhungen bedecken, auf dem anstehenden Ge- 
stein Diamanten zu entdecken. Wie die Diamanten 
dorthin gekommen sind, entzieht sich zunächst nach 
wie vor unserer Beurteilung, wir können da nur 
Vermutungen anstellen. Als jetzigen Ursprungs- 
ort und als Streuungszentrum der Diamanten 
entlang der Küste müssen wir jedenfalls die tiefer 
gelegenen Partien des festen Gebirges an der 
Küste annehmen. 
Osterklipp als selbständiges Streuungs- 
zentrum. 
Nördlich Spencer-Bai finden wir nur ein ziem- 
lich hochliegendes Hügelland. Daß vom Süden, 
bei so ungünstigen Terrainverhältnissen, Diamanten 
nach Norden geweht sein sollten, halte ich für 
ausgeschlossen. Ferner sind die Diamanten, die 
von Spencer-Bai stammen, durchweg sehr klein, 
8 bis 10 gehen auf das Karat. Die Steine 
dagegen, die ich bei Osterklipp gesehen habe, 
ferner diejenigen, die ich bei der Regiestelle in 
Lüderitzbucht als von Osterklipp stammend stu- 
dierte, sind bedeutend größer und stimmen im 
ganzen mehr mit den Steinen der nördlichen 
als mit denen der südlichen Felder überein. Ich 
möchte daher stark bezweifeln, daß die Diamanten 
bei Osterklipp und nördlich vom Süden stammen 
sollten. Viel eher möchte ich sogar nach Norden 
zu wieder mehrere Streuungszentren annehmen. 
Jedenfalls wäre es sehr schwierig, sich vorzu- 
stellen, daß die Diamanten von Osterklipp aus 
ihren Weg über das Sylviagebirge nach Hollams- 
bird gefunden haben sollten, da hier die gleichen 
schwierigen Terrainverhältnisse bestehen wie in 
Spencer-Bai und Osterklipp. 
Gerade diese ungemein schwierigen Terrain- 
verhältnisse haben es wohl auch bis jetzt ver- 
hindert, daß wir zwischen Osterklipp und Sylvia- 
Hügel Diamanten in größerem Maße gefunden 
haben und daß von Sylvia-Hügel, die Eristenz 
von Diamanten daselbst habe ich nicht prüfen 
können, bis Hollamsbird wieder eine klaffende 
Lücke entsteht. Zu gleicher Zeit sagen uns aber 
diese eigentümlichen Verhältnisse, daß wir uns 
möglicherweise noch auf ÜUberraschungen gefaßt 
machen müssen. Wir mögen weiter im Innern 
ausgefegte Dünentäler treffen, wo sich der 
Diamant reichlich findet. Die ganzen Verhält- 
nisse veranlassen mich, die Möglichkeit ins Auge 
  
zu fassen, daß wir in bezug auf die nördlichen 
Diamantenfelder vielleicht noch gar nicht die 
richtigen Stellen gefunden haben. 
Ursprung der Diamanten. 
Wenn ich alle Eigentümlichkeiten unserer 
Felder ins Auge fasse, komme ich immer wieder 
auf meine alte Idee zurück, der ich schon früher 
Ausdruck gab, daß nämlich die Diamanten aus 
dem Innern des Landes stammen und an die 
Küste transportiert worden sind. Die ursprüng- 
liche Orographie des Landes wurde durch säku- 
lare Hebungen absolut verwischt; diese kamen 
zweifellos vor und finden eine neue Illustrierung 
an den verwischten Betten aller westlich ver- 
laufenden Reviere, die sich möglicherweise unfern 
der Küste stauten. Nachdem die Diamanten an 
der Küste in kleineren oder größeren Zentren 
angesammelt worden waren, wurden diese sekun- 
dären Lagerstätten mit den Dünen bedeckt. Durch 
die nördlich fegenden Orkane wurden die 
Diamantenablagerungen in ihren westlichen Teilen 
bloßgelegt und an diesen bloßgelegten Punkten 
griffen dann die Orkane ein und zerstreuten die 
Diamanten strichweise nach Norden. Wir dürften 
demnach unter den Dünen weiter ostwärts, den 
alten Flußbetten folgend, noch Diamanten zu 
erwarten haben. 
Gegen diese Theorie spricht, wie ich gleich 
bemerken will, die völlige Abwesenheit der Be- 
gleitmineralien des Diamanten; wir müssen mit 
dem gesunden Menschenverstand folgern, daß 
unsere Diamanten, wie alle afrikanischen, aus 
dem Kimberlit stammen und nicht aus einem 
hypothetischen anderen Gestein, welches das Fehlen 
der Begleitmineralien erklären könnte. Schließ- 
lich könnte man ja für deren Fehlen das alles 
zersetzende Klima unserer afrikanischen Südwest- 
küste verantwortlich machen. 
Für die Theorie würde sprechen, wenn tat- 
sächlich, sei es auch nur vereinzelt, in ausgefegten 
Tälern weiter im Junern, wie bei Osterklipp, 
Diamanten gefunden würden. Sehr merkwürdig 
kommen mir auch die vielen zerbrochenen und 
die punktierten Diamanten vor. Beide finden 
wir fast gar nicht in den südafrikanischen allu- 
vialen Feldern, während man umsomehr von der 
Unvollkommenheit unserer südwestafrikanischen 
Diamanten überzeugt wird, je mehr man Ge- 
legenheit hat, diese zu studieren. Auf einem 
langen Transportwege würden die punktierten 
Diamanten, die schließlich nur schlecht kristalli- 
sierten Kohlenstoff darstellen, sehr bald der Ver- 
nichtung anheimgefallen sein. Vielleicht ver- 
bergen sich unsere primären Diamanten- 
minen in nicht zu großer Entfernung von 
der Küste unter den Dünen.
	        
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