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Deutsch-Südwestatrike.
Rechtsanwalt Dr. Erich Lübbert aus Ham-
burg ist zur Ausübung der Rechtsanwaltschaft
beim Kaiserlichen Bezirksgericht in Lüderitzbucht
zugelassen worden.
Wiederausgereist ist am 18. April: kommiss.
Bezirksamtmann Dr. Schultze.
Mit Heimaturlaub sind am 1. April abgereist:
Bezirksschreiber Köppen und Streckenaufseher
Pohl, ferner (krankheitshalber) Bahnmeister Hill-
brecht.
Angenommen ist: als Lehrerin: Hedwig Dan-
nert; als Zollaufseher: Bachmann. Zum Ma-
terialienverwalter ist ernannt: Magazinaufseher
Brendel.
Tichtamtlicher Teil
Baumwollfragen.
Vortrag, gehalten von Seiner Erzellenz dem Herrn Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts Dernburg
auf Veranlassung des Deutschen Handelstages am 14. April 1910.
Meine Herren! Als ich vor Ihnen vor etwas
über drei Jahren von dieser Stelle aus über
die Zielpunkte der deutschen kolonialen Ent-
wicklung sprechen durfte, habe ich als eine
Hauptaufgabe bezeichnet eine höchst weitgehende
Befreiung der deutschen Industriewirtschaft von
der Bevormundung durch andere Nationen, welche
die unentbehrlichen Rohstoffe beherrschen. Die
Kolonien sollten durch Produktion der Rohstoffe
Deutschland in dem Bezug unabhängiger ge-
stalten, monopolistische Bestrebungen auf dem
Weltmarkt zu verhindern suchen und ein Macht-
element abgeben, auf das bei den vielfachen
Zollabmachungen sich der Unternehmer stützen
kann. Wenn ich damals diese Ziele als ver-
mittels unseres Kolonialbesitzes, allerdings mit
mancherlei Einschränkungen, für erreichbar erklärt
habe, so bin ich heute, nachdem mehr als drei
Jahre verflossen sind, in der Lage, im wesentlichen
meine damalige Anschanung aufrechtzuerhalten. Ja,
wir können heute sagen, daß für manche wichtige
Rohstoffe die feste Basis gewonnen ist, die uns mit
Sicherheit im Verlaufe von kurzen Fristen einen
großen Teil des betreffenden Rohmaterials liefern
wird. Wenn das in den gegenwärtigen Ziffern
des tatsächlichen Exports aus den Kolonien noch
nicht mit Deutlichkeit hervorgeht, so liegt das
daran, daß diese Kulturen eines längeren Zeit-
raums bis zur Erntereife bedürfen.
Wenn z. B. der deutsche Konsum an Kopra
im Jahre 1907 einen Wert von 23½⅛½ Millionen
Mark gehabt hat und der Gesamtexport im
Jahre 1908 aus unseren Kolonien nur einen
Wert von 5,7 Millionen Mark hatte, so wird
man hierbei doch nicht vergessen dürfen, daß in
Ostafrika, welches ungefähr für 1 Million Mark
Kopra geliefert hat, die Statistik 104 000 trag-
fähige und 470 000 noch nicht tragfähige Bäume
verzeichnet, und das gleiche ist für Neu-Guinea
und das Inselgebiet, welches für etwa 2½ Milli-
onen Mark Kopra geliefert hat, der Fall, wo
mindestens sechsmal soviel Kokosbäume plantagen-
mäßig gebaut werden, als zur Zeit fruchtbringend
sind. Da eine zehnjährige Palme eine normale
Ernte zu bringen pflegt, so können Sie aus
diesen Ziffern selbst ersehen, wie innerhalb ganz
kurzer Zeit in den deutschen Kolonien so viel
Kopra gezogen werden wird, als im Jahre 1907
der deutsche Import war.
Dasselbe ist der Fall hinsichtlich der Hanf-
stoffe, wo z. B. in Ostafrika, welches einen Export
im Jahre 1908 von 3 Millionen Mark hatte,
von einigen 40 Millionen Sisalagaven nur
7½ Millionen ertragsfähig gewesen sind. Der
Gesamtbedarf an Manila-Hanf, Sisal-Hanf und
indischem Hanf war aber im Jahre 1907 nur
etwa 8 Millionen Mark. Die Sisalkultur hat
eine vierjährige Periode. Es berechnet sich
daraus, daß jeder deutsche Bedarf schon in etwa
1—2 Jahren gedeckt werden wird.
Anders steht es allerdings mit anderen kolo-
nialen Produkten, wie z. B. dem Kautschuk, bei
dem Deutschland etwa 100 Millionen Mark zu
den Preisen des Jahres 1907 an das Ausland
zu bezahlen hatte. Das Gesamtquantum war
15 800 t. Ostafrika hat im Jahre 1908 250 t
geliefert, davon etwa ein Drittel aus Plantagen.
Aber die Plantagenstatistik zeigt, daß ungefähr
nur ein Neuntel der gesamten Plantagen-Kaut-
schukbäume in das Erntestadium eingetreten waren,
so daß auch hier ein ganz erheblicher Fortschritt
in kurzer Zeit offenkundig werden muß. In
Kamerun sind nach der Plantagenstatistik im
ganzen 2700 ha in Kickria angepflanzt, aber erst
13 ha tragfähig. 270 ha sind mit Hevea an-
gepflanzt, wovon noch nichts tragfähig ist. Außer-