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probte und in afrikanischen Verhältnissen erfahrene
Europäer zur Verfügung, die außerdem in Truppe
und Handel einen Stamm ebeuso erprobter und ihre
Muttersprache redender Eingeborenenelemente mit-
brachten. Wir aber erschienen mit Neulingen auf dem
Platz, die selbst erst lernen mußten, denen man auch
nicht eines der in Frage kommenden Eingeborenen-
idiome mit auf den Weg hatte geben können und die
froh sein mußten, sich auf irgend eine Weise in diesen
schvierigen Sprachverhältnissen zurechtzufinden. Uber
die Hälfte dersenigen Elemente aber, mit denen sie
zunächst zu tun hatten, nämlich die farbigen Mann-
schaften der Truppe, stammten aus englischen
oder englisch redenden KRKolonien. Was war na-
türlicher, als daß auch sie aufs Englische zurückgreifen
mußten, und daß nun auch die Namernuner Eingeborenen,
die als Soldaten in die Truppe einzutreten begannen,
sich bald das leicht erlernbare Pigeon-Cnglisch an-
cigneten, der Erlernung der ungemein viel schwereren
deutschen Sprache aber die größten Schwierigkeiten
bereiteten. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß man
eine ganze Reihe von Jahren seohr geteilter
Ansicht darüber war, ob sich die Einführung
der deutschen Sprache zunächst überhaupt
empfehle. War es doch mehr als einmal vorge-
kommen, daß auf Erpeditionen die Gegner von den
Absichten der deutschen Truppe Kenntnis erhalten
hatten, und zwar durch die hellhorigen Jungen der
Curopäer, denen ein Wort oder ein Name der deutschen
Unterhaltung schon genügt hatte, den Zusammenhang
zu erraten und ihre Stammesgenossen zu benachrich-
tigen. Nun man mit Recht seit 1902 diese Bedenken
hat fallen gelassen, ist es der Spracherforschung doch
erst in letzterer Zeit mit Hilfe von Missionen, Offizieren
und Beamten gelungen, zwei der in Frage kommenden
Eingeborenenidiome (Jannde und Fulbe) lehren zu
können und so den hinausziehenden Europäern eine
gewisse Unterlage für ihre sprachlichen Aufgaben zugeben.
Angesichts dieser Sachlage wird sich wohl niemand
des Eindrucks erwehren können, daß sich in Kamernun
unseren Pionieren in sprachlicher Hinsicht
ganz ungewöhnliche Schwierigkeiten in den
Weg stellten. Der unvermeidbare Personal= und Stellen-
wechsel hat bei dem vorhandenen Sprachengewirr der
zahlreichen Stämme naturgemäß auch vielfach der Ver-
wertung erworbener Sprachkennmisse im MWege ge-
standen. Dabei lagen auch die Ersatzverhältinisse der
farbigen Truppe selbst nicht günstig für die Verbreitung
der deutschen Sprache. In dem Etat für 1910 finden
wir zum ersten Male Mittel, die das Festhalten der
farbigen Soldaten bei der Truppe über die bishberige
zeit von drei Verpflichtungsjahren ermöglichen sollen.
Nun ist ja in der Kameruner Truppe die Kommando-
sprache von jeher deutsch gewesen und auch die Er-
teilung von deutschem Unterricht an die farbigen Mann-
schaften seit 1902 eingeführt worden. Bei den zahl-
reichen Expeditionen, welche die Truppe in dieser geit
ans zuführen hattc, ist aber naturgemäß die Sprachen-
frage in den Ointergrund getreten. Berücksichtigt man
außerdem, daß die farbigen Mannschaften nach Beendi-
gung ihrer kurzen Dienstzeit in ihre heimatlichen Ver-
hältnisse zurückkehrten oder sich dem lukrativen, aber
englischsprechenden Handel zuwandten, so kann man
sich einen Begriff machen, wieviel an deutschen Sprach-
kenntnissen bei diesen Leuten übrig geblieben ist. Mit
der Verlängerung der Dienstverpflichtungen ist
aber auch in diesem Punkt eine ganz wesentliche
Besserung zu erwarten, die sich später nicht zum
wenigsten dadurch bezahlt machen wird, daß neben den
„positiven Leistungen eines zu Ordnung und Verdienen
erzogenen Elements“ auch die deutsche Sprache in die
Bevölkerung hineingetragen wird.
Verkehrs-Nachrichten.
In Kete Kratschi (Togo) ist am 20. April eine Reichs-Telegraphenanstalt für den
internationalen Verkehr eröffnet worden.
Die Worttaxe für Telegramme nach Kete aratschi ist dieselbe wie für Telegramme nach den
übrigen Anstalten des Schutzgebiets.
Fostdaupfschiffsverbiudungen nach den deutschen Schutzgebieten für den Monat Mai 1910.
Die Abfahrt erfolgt
Nach vom Ein-
schiffungshafen
am:
Aus schiffung. bhafen.
Dauer
der Überfahrt
Briefe müssen aus
Berlin spätestens
abgesandt werden am:
Neapel 20.
(deutsche Schiffe)
Brindisi 15. Mai
(engl. Schiffe)
2
*
1. Deutsch-Neuguinea.
209. Mai
l
Mai 3. Juni
Friedrich-Wilhelms-
hafen B9 u. 43 Tage
Rabaul 41 u. 46 Tage
Nabaul 41 Tage
Friedrich " Wilhelms-
hafen 45 Tage
Nabaul 42 Tage
13. 18. 27.
10 0
Mai
Auf Verlangen des Absenders werden Briefe und Postkarten — nicht auch Drucksachen,
Geschaftspapiere und Warenproben — über Sibirien —Schanghai geleitet.