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Kamerun.
Das Geblet der Utum und Mwel.
(Mit einer Kartenskigzc.)
Erst neuerdings ist damit begonnen worden,
die im Flußgebiet des Ntem (Kampo) südlich
von den Bulu wohnenden Volksstämme in inten-
sivere Verwaltung zu nehmen. Der zu diesem
zweck unter ihnen errichtete Posten hat seinen
vrovisorischen Sitz in Ambam (unweit nord-
westlich der Einmündung des Kje in den Ntem).
Er untersteht dem Bezirksamt Kribi.
Der zur Gründung und Führung des neuen
Postens ausersehene Stationsleiter Oskar Zimmer-
mann, der früher elf Jahre lang der Kameruner
Schutztruppe angehört hat, ist zunächst mit einer
mehrmonatigen Bereisung und Erkundung des
Gebietes beauftragt worden. Seinem Reisebericht
entnehmen wir die nachstehenden Einzelheiten:
Den Marsch ins Ntum-Gebiet trat ich in
Kribi am 22. April mit 10 Polizeisoldaten und
12 Trägern an. Der Weg führt zunächst auf
der Straße Kribi—Nkomakak— Ebolowa. Bei Bibu-
leman, nahe am Biwume, geht der Weg von
dieser Straße ab.
Bibuleman verließ ich am 28. April und
überschritt am selben Tage die Bulu-Ntum-Grenze.
Die erste Ntum-Ortschaft im Norden ist Ewuma.
Sie besteht aus sechs größeren Dörfern, die
Einwohner gehören dem Stamm Essambida an.
Ich begann den Eingeborenen, vor allem
den Häuptlingen, bekannt zu geben, daß das
Gouvernement das Ntum= und Mwei-Gebiet in
Verwaltung nehmen würde, und daß im Süden
des Ntum-Landes in der Nähe des Ntem (Kampo-
flusses) eine Regierungsstation errichtet würde.
In Ewuma und in den Mywei-Ortschaften
Awom, wo ich am 28. April Lager bezog,
wurde mein Erscheinen mit gemischten Gefühlen
aufgenommen. Auf meine Frage ob dieser
Stimmung wurde mir offen erklärt, daß man
viel lieber nach Kribi gehe, als nach dem Ntem,
denn nach der Küste seien die Wege gut, nach
dem Ntem sehr schlecht. Hier war ein deutlicher
Beweis, daß die Eingeborenen die guten Wege
wohl zu schätzen wissen, nur an der Herstellung
weniger Interesse zeigen.
Abwechselnd Ntum= und Mwei-Ortschaften
passierend, in deren Umgebung sich große, zum
Teil recht gut gepflegte Farmen befinden, erreichte
ich am 1. Mai den Mwila-Fluß. Dieser war
zur Zeit an der Übergangsstelle gegen 25 m
breit und 5 m tief. Auf einem aus Baum-
stämmen gefertigten Floß wurde das andere
Ufer erreicht, an dem fünf Minuten entfernt die
Ortschaft Nemajong (Karte von Moisel 1906
Enemajong) liegt. In der großen Regenzeit soll
der Mwila an dieser Stelle, da die Ufer sehr
flach gelegen sind, über 100 m breit sein und
auch eine ziemlich starke Strömung haben, so daß
das Ubersetzen auf den vorhandenen Flößen fast
nie ohne Verluste an Lasten, ab und zu auch
an Menschenleben, vor sich geht.
Von Nemajong kam ich nach Maju (Majus),
Wohnort des Oberhäuptlings Ndanga vom
Stamme Essambida. Ndanga, ein älterer Mann,
macht einen guten Eindruck und scheint einer der
größten und einflußreichsten Ntum-Häuptlinge zu
sein, denn von den Essambida, die im ganzen
Ntum-Lande zerstreut wohnen, wird er überall
anerkannt. Hier in Maju wurde es mit Freuden
begrüßt, daß in der Nähe des Ntem eine Station
errichtet werden sollte.
Am 4. Mai passierte ich den Mboro-Fluß,
der ganz den Charakter des Mwila hat. Auf
Flößen erreicht man das andere Ufer. Über
Biji, Maju — hiermit ist nicht die Ortschaft
Maju des Oberhäuptlings Ndanga gemeint; im
Ntum= und Mwei-Gebiet gibt es sehr viel Ort-
schaften gleichen Namens — erreichte ich am
5. Mai Ambam. Die Därfer von Ambam liegen
in einem Talkessel, umgeben von mehreren Hügel-
ketten von mittlerer Höhe. Auf einem dieser
Hügel, der in früherer Zeit von Essamangum
(Samagunde) bewohnt war, haben die Afrikanische
Kompagnie und die Firma Randad & Stein
ihre Hauptfaktoreien aufgebaut. In Ambam
wurde mehrere Tage Rast gemacht, und ein-
gehend Umschau in der näheren Umgebung ge-
halten, da meiner Instruktion gemäß Ambam
als Stationsplatz mit in Frage kam.
Am 9. Mai wurde der Weitermarsch nach
Akonanzji angetreten. Nach dreistündigem Marsche
von Ambam aus erreichte ich den Ntem (Kampo-
fluß). Der gegen 200 m breite Strom mußte
auf ebenso primitive Art überschritten werden,
wie der Mwila und der Mboro, d. h. auf 3
bis 4 Baumstämmen, mit Lianen (sogenannten
bushrope) verbunden. Auf diese Flöße gehen
höchstens 3 Mann ohne oder 2 Mann mit Lasten,
mithin wird geraume Zeit gebraucht, um eine
größere Koloune, bei der Breite des Stromes
wie hier, nach dem anderen Ufer zu bringen.
Am selben Tage erreichte ich nach 8½⅛½ Stunden
Marsch Akonanzji.
Vom Mwila über Ambam nach Akonanji
war ich durch ein Gebiet gekommen, das nur von
Ntum bewohnt wird. Da ich Fühlung mit den
östlich der Ntum wohnenden Mwei nehmen sollte,
marschierte ich von Akonanji nach Ngoasi,
Nkin Bikuk.
Ngoasi liegt am linken Ufer des Kje-Flusses,
der die deutsch-französische Grenze im Osten