Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Kamerun. 
Das Geblet der Utum und Mwel. 
(Mit einer Kartenskigzc.) 
Erst neuerdings ist damit begonnen worden, 
die im Flußgebiet des Ntem (Kampo) südlich 
von den Bulu wohnenden Volksstämme in inten- 
sivere Verwaltung zu nehmen. Der zu diesem 
zweck unter ihnen errichtete Posten hat seinen 
vrovisorischen Sitz in Ambam (unweit nord- 
westlich der Einmündung des Kje in den Ntem). 
Er untersteht dem Bezirksamt Kribi. 
Der zur Gründung und Führung des neuen 
Postens ausersehene Stationsleiter Oskar Zimmer- 
mann, der früher elf Jahre lang der Kameruner 
Schutztruppe angehört hat, ist zunächst mit einer 
mehrmonatigen Bereisung und Erkundung des 
Gebietes beauftragt worden. Seinem Reisebericht 
entnehmen wir die nachstehenden Einzelheiten: 
Den Marsch ins Ntum-Gebiet trat ich in 
Kribi am 22. April mit 10 Polizeisoldaten und 
12 Trägern an. Der Weg führt zunächst auf 
der Straße Kribi—Nkomakak— Ebolowa. Bei Bibu- 
leman, nahe am Biwume, geht der Weg von 
dieser Straße ab. 
Bibuleman verließ ich am 28. April und 
überschritt am selben Tage die Bulu-Ntum-Grenze. 
Die erste Ntum-Ortschaft im Norden ist Ewuma. 
Sie besteht aus sechs größeren Dörfern, die 
Einwohner gehören dem Stamm Essambida an. 
Ich begann den Eingeborenen, vor allem 
den Häuptlingen, bekannt zu geben, daß das 
Gouvernement das Ntum= und Mwei-Gebiet in 
Verwaltung nehmen würde, und daß im Süden 
des Ntum-Landes in der Nähe des Ntem (Kampo- 
flusses) eine Regierungsstation errichtet würde. 
In Ewuma und in den Mywei-Ortschaften 
Awom, wo ich am 28. April Lager bezog, 
wurde mein Erscheinen mit gemischten Gefühlen 
aufgenommen. Auf meine Frage ob dieser 
Stimmung wurde mir offen erklärt, daß man 
viel lieber nach Kribi gehe, als nach dem Ntem, 
denn nach der Küste seien die Wege gut, nach 
dem Ntem sehr schlecht. Hier war ein deutlicher 
Beweis, daß die Eingeborenen die guten Wege 
wohl zu schätzen wissen, nur an der Herstellung 
weniger Interesse zeigen. 
Abwechselnd Ntum= und Mwei-Ortschaften 
passierend, in deren Umgebung sich große, zum 
Teil recht gut gepflegte Farmen befinden, erreichte 
ich am 1. Mai den Mwila-Fluß. Dieser war 
zur Zeit an der Übergangsstelle gegen 25 m 
breit und 5 m tief. Auf einem aus Baum- 
stämmen gefertigten Floß wurde das andere 
Ufer erreicht, an dem fünf Minuten entfernt die 
Ortschaft Nemajong (Karte von Moisel 1906 
  
Enemajong) liegt. In der großen Regenzeit soll 
der Mwila an dieser Stelle, da die Ufer sehr 
flach gelegen sind, über 100 m breit sein und 
auch eine ziemlich starke Strömung haben, so daß 
das Ubersetzen auf den vorhandenen Flößen fast 
nie ohne Verluste an Lasten, ab und zu auch 
an Menschenleben, vor sich geht. 
Von Nemajong kam ich nach Maju (Majus), 
Wohnort des Oberhäuptlings Ndanga vom 
Stamme Essambida. Ndanga, ein älterer Mann, 
macht einen guten Eindruck und scheint einer der 
größten und einflußreichsten Ntum-Häuptlinge zu 
sein, denn von den Essambida, die im ganzen 
Ntum-Lande zerstreut wohnen, wird er überall 
anerkannt. Hier in Maju wurde es mit Freuden 
begrüßt, daß in der Nähe des Ntem eine Station 
errichtet werden sollte. 
Am 4. Mai passierte ich den Mboro-Fluß, 
der ganz den Charakter des Mwila hat. Auf 
Flößen erreicht man das andere Ufer. Über 
Biji, Maju — hiermit ist nicht die Ortschaft 
Maju des Oberhäuptlings Ndanga gemeint; im 
Ntum= und Mwei-Gebiet gibt es sehr viel Ort- 
schaften gleichen Namens — erreichte ich am 
5. Mai Ambam. Die Därfer von Ambam liegen 
in einem Talkessel, umgeben von mehreren Hügel- 
ketten von mittlerer Höhe. Auf einem dieser 
Hügel, der in früherer Zeit von Essamangum 
(Samagunde) bewohnt war, haben die Afrikanische 
Kompagnie und die Firma Randad & Stein 
ihre Hauptfaktoreien aufgebaut. In Ambam 
wurde mehrere Tage Rast gemacht, und ein- 
gehend Umschau in der näheren Umgebung ge- 
halten, da meiner Instruktion gemäß Ambam 
als Stationsplatz mit in Frage kam. 
Am 9. Mai wurde der Weitermarsch nach 
Akonanzji angetreten. Nach dreistündigem Marsche 
von Ambam aus erreichte ich den Ntem (Kampo- 
fluß). Der gegen 200 m breite Strom mußte 
auf ebenso primitive Art überschritten werden, 
wie der Mwila und der Mboro, d. h. auf 3 
bis 4 Baumstämmen, mit Lianen (sogenannten 
bushrope) verbunden. Auf diese Flöße gehen 
höchstens 3 Mann ohne oder 2 Mann mit Lasten, 
mithin wird geraume Zeit gebraucht, um eine 
größere Koloune, bei der Breite des Stromes 
wie hier, nach dem anderen Ufer zu bringen. 
Am selben Tage erreichte ich nach 8½⅛½ Stunden 
Marsch Akonanzji. 
Vom Mwila über Ambam nach Akonanji 
war ich durch ein Gebiet gekommen, das nur von 
Ntum bewohnt wird. Da ich Fühlung mit den 
östlich der Ntum wohnenden Mwei nehmen sollte, 
marschierte ich von Akonanji nach Ngoasi, 
Nkin Bikuk. 
Ngoasi liegt am linken Ufer des Kje-Flusses, 
der die deutsch-französische Grenze im Osten
	        
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