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ermährung erklärlich: alle mit Brei zum Teil oder
ausschließlich Ernährten fallen ihm wohl zum Opfer.
Uber die anderen Krankheiten als Todesursachen
ist im allgemeinen nicht viel zu sagen: zum Teil sind
es im Bezirke endemische, wie Malaria., Frambösie,
Anchylostomiasis. Unter „Blutharnen“ kann man sich
wohl die „Bilhargia“ vorstellen, die häufig hier beob-
achtet wird; „Kopsschmerzen“ könnte man wohl un-
bedenklich unter die Malariatoten einreihen. Da in
der Staristik nicht nur Säuglinge, sondern alle von
den befragten Müttern geborenen Rinder, die zum Teil
schon erwachsene Leute sind, ausgenommen wurden,
so figuriert auch ein im Aufstande Gehängter darin.
Die Aussichten für eine erfolgreiche Bekämpfung
der Kindersterblichkeit sind meines Erachtens keine
ichlechten; sie wird sich aber voraussichtlich auf lange
en nur in einer Richtung bewegen können: in der
Ubung der Hygiene und der Bekämpfung der Ein-
geborenenkrankheiten überhaupt, die, wie wir ja oben
gesehen, neben dem Darmkatarrh eine recht erhebliche
Rolle spielen. Und in dieser Richtung sind im Bezirke
schon gure Erfolge zu verzeichnen. Pocken sind seit
Jahren überhaupt nicht mehr aufgetreten, die Durch-
impfung der etwa 90 000 Köpfe zählenden Bevölke-
rung erfolgt seit über einem Jahre mit hochvirnlenter,
in Rilwa selbst gewonnener Kälberlymphe, die Wurm-
krankbeit hat in Anzgahl und Schwere der eingelnen
Falle erheblich nachgelassen.
Eine direkte Einwirkung auf die Mütter in betreff
der Kinderernährung ist natürlich vorläufig völlig aus-
geschlossen. Es ist aber klar, daß in friedlichen,
ruhigen geitläuften, wie sie jetzt seit drei Jahren
wieder im Bezirk herrschen, wo der Ackerbauer seiner
Beschäftigung eifrig nachgeht, und unter günstigen
Ernteverhältnissen, wie sie besonders in diesem Jahre
hier vorhanden waren, der Ernährungsgustand der
Bevolkerung ein ausgezeichneter wird, und daß damit
auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten
wachst. Die Folge werden kräftigere Kinder und
grozerer Milchreichtum der Mütter sein. Wic günstig
solche ruhige Zeiten auf die Kinderzahl einwirken, ist
auch ohne weiteres aus der Statistik zu berechnen; in
den vielen, in die Statistik mit einbezogenen Jahren
vor dem Aufstande 1905/06 wurden geboren: m. 131,
w. 123, in Sa. 254 Kinder, in den drei Jahren nach
dem Aufstande jedoch: m. 78, w. 98, in Sa. 176 Kinder.
Es ist also mit Sicherheit zu erwarten, daß bei
der Fortdauer friedlicher Zeiten und bei der Fort-
emwicklung der Eingeborenenhygiene die Kinderzahl
sich weiter erhöhen, und die Säuglingssterblichkeit
noch weiter erheblich nachlassen wird.
Es dürfte von Interesse sein, das Ergebnis
der beiden Veröffentlichungen zu vergleichen. Ich
habe daher versucht, aus der genauen Zusammen-
stelung Peipers eine Tabelle auszuziehen, welche
sich direkt der Tabelle von Dr. Külz gegenüber-
stellen läßt. Dabei sind die von Dr. Peiper auf-
geführten Schwangerschaften der befragten Frauen
und ebenso die Fehlgeburten außer Acht gelassen,
da ich annehme, daß Dr. Külz, welcher hierüber
keine Angaben macht, diese ebenfalls nicht berück-
üchtigt hat. Ebenso habe ich die einzige 15 jährige,
welche unter den 472 Befragten sich befindet,
weggelassen.
Dementsprechend muß bei der Vergleichung
auch aus der Külzschen Tabelle die erste Zahlen-
— der Frauen bis zum 15. Lebensjahre aus-
scheiden.
Da über die Menopause sich in der Peiper-
schen Tabelle keine Angaben finden, habe ich die
entsprechenden Zahlenreihen vom 31. bis 40.
Lebensjahre und über 40 Jahre alt aufgenommen.
Die eingeklammerten Zahlen bedeuten die
entsprechenden Werte aus der Külzschen Arbeit.
E G(—#ß
S EEILE
S *—.... .
· l 4 — 2 Kinderlos
Lebensalter 5 " 2 # * waren unter
der Frauen *— S 2 den
— * . s
. —S —Befragten
5 S SESSES
GEe E Ac5
16 bis 2114 74 30 41 o s- 63— 550
(24) (4) (3) (0. 17) (o,on(20 = 814 )
21 bis 30217 466 2511 54 2,15. 0.099631— 15
(68) (164) (88) (54) (2.10 (Il1— 10)
31 bis 409 271 11 67 2,803 -1
(bis zur46) (183), (81) (44) (4,0) (2,2))4— 9 .l)
Menopause) k
über 4 1188 49 2,75 1444
(ienseits der27) (163) (70) (43) (6,0) (3,5)(2— 2)
Menopause) *-
l
Gesamtzahc471I929520j56il1,95"0,g7118-25vH.
(165)(514)«(242)s(47),(3,1)E(1,s)(»3:3-30-)
Wenn man die Zahlen beider Tabellen ver—
gleicht, so fällt sofort auf, daß die ostafrikanische
Aufstellung ein weit ungünstigeres Ergebnis zeigt
als die von Kamerun. Daß die Kindersterblichkeit
mit 56 v. H. noch größer ist als in Kamerun mit
47 v. H. läßt sich daraus erklären, daß Oberarzt
Peiper seine Aufstellung zum Teil bei einer Be-
völkerung gewonnen hat, welche kurz zuvor unter
Aufstand und Hungersnot zu leiden hatte. Daß
aber auf 471 Frauen im Alter von mindestens
16 Jahren im ganzen nur 929 Geburten kommen,
also durchschnittlich nicht einmal ganz zwei Ge-
burten auf jede Frau, während bei der Külzschen
Statistik 3,1 Geburten auf jede Frau fallen, ist
bemerkenswert. Wenn man bei der Aufstellung
von Peiper nur die Frauen, welche mehr als
40 Jahre alt sind, zählt, beträgt die Geburtenzahl
pro Frau nur 2,75, während Külz für jede Frau
jenseits der Menopause sechs Geburten zählt.
Diese geringe Fruchtbarkeit der ostafrikanischen
Negerfrauen ist umso auffallender, als Peiper an-
gibt, daß er in seiner Aufstellung nicht alle Frauen
aufgenommen habe, sondern nur diejenigen, welche
verheiratet waren bzw. in einer Art Eheverhältnis
gestanden haben. Sicher wären die Zahlen noch
ungünstiger geworden, wenn Peiper auch den Rest
mit berücksichtigt hätte.
Külz berechnet die Zahl der sterilen Frauen
bei den Etüms in Kamerun auf 8 v. H. und be-
zeichnet diese Zahl für ein Naturvolk als über-
raschend groß. Nach der Aufstellung von Peiper
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