Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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zur Herstellung der folgenden 2 bis 4 Tage 
verstreichen läßt. 
Diese Methode ist ihrer Einfachheit halber 
den Eingeborenen besonders zu empfehlen. 
Bei der Grätenschnittmethode ist folgendes 
zu beachten. Die einzelnen Gräten müssen 25 
bis 30 cm voneinander entfernt sein und 
möglichst in einer Steigung von 60 bis 70° zur 
Horizontalen angelegt werden. Die Gräten dürfen 
nur auf etwa 2K8 des Stammumfanges aus- 
gedehnt werden, da sonst der Baum zu sehr im 
Wachstum gestört wird. 
In neuerer Zeit wende ich eine kleine Modi- 
fikation der Grätenschnittmethode mit gutem Erfolge 
an. Dieselbe besteht darin, daß ich die Gräten 
nur einseitig nach rechts, und zwar nur auf ¼ 
des Stammumfanges ausführe (vgl. Fig. 4). Nach 
2 bis 4 Tagen wird auf der entgegengesetzten 
Seite des Stammes derselbe Grätenschnitt aus- 
geführt. Hierbei bleiben zwei gegenüberliegende 
Viertel der Stammesoberfläche unangezapft. Bei 
der nächsten Zapfperiode wird ein neuer Längs- 
schnitt etwa 5 cm nach links gelegt und die 
Gräten in der Mitte zwischen den früheren ge- 
zogen. Es wird auf diese Weise viel ökonomischer 
mit der Rinde des Baumcs verfahren, als bei 
der gewöhnlichen Grätenschnittmethode, und die 
einzelne Zapfung ergibt trotzdem dasselbe Resultat 
wie bei dem gewöhnlichen Grätenschnitt. — Das 
Auffangen der Milch geschieht am besten in den 
käuflichen Zapfbechern aus gestanztem Bilech. 
Diese sind so eingerichtet, daß sie in der Rinde 
befestigt werden können. Sind solche Becher nicht 
vorhanden, so kann man auch Milch= und Konserven- 
büchsen benutzen. Hierbei stellt man sich vorteil- 
haft aus Petroleumtins Blechrillen her, durch 
die die Milch von der Zapfrille in die Gefäße, 
die man am Boden aufstellt, geleitet wird. 
Das Ergebnis der Anzapfung ist ab- 
hängig von der Jahreszeit, der Tageszeit 
und dem physiologischen Zustande des 
Baumes. 
Es gelten im allgemeinen folgende Regeln: 
Die beste Jahreszeit zum Zapfen der 
Milch ist der Beginn der Regenzeit, ein- 
mal weil in der Regenzeit die Vernarbung der 
Wunden eine viel schnellere ist, dann auch, weil 
die Feuchtigkeit der Luft, bedeckter Himmel und 
Windstille dem Milchfluß förderlich sind. Die 
besten Zapftage sind erfahrungsgemäß solche, an 
denen, nach vorhergegangenem Regen, die Bäume 
eben trocken geworden sind, so daß die Milch 
nicht über die Rille herausläuft. In der Regen- 
zeit zu zapfen verbietet sich schon deshalb, weil 
durch den Regen große Verluste an Milch ein- 
treten; die Milch wird stark verdünnt und weg- 
  
geschwemmt. Geeignet ist auch die Übergangszeit 
zur Trockenzeit, jedoch sollte man in dieser Zeit 
den Nachschnitt weglassen und dafür einfach nur 
mit dem Zapfmesser bis zu 3 bis 4 mm Tiefe 
einschneiden; man wird zwar weniger Milch 
ernten, hat aber auch weniger Schädigungen an 
den Bäumen. In der Trockenzeit sollte man 
überhaupt nicht zapfen. Man zapft am besten 
frühmorgens bis gegen 9 Uhr. Hat man viele 
Bäume zu zapfen, so soll man versuchen, bei 
Laternenschein schon gegen 4 oder 5 Uhr zu 
beginnen und eventuell früher aufhören. 
An Nachmittagen sollte man nur im Notfalle 
zapfen und nur von 4 Uhr an; die Erträge 
find bedeutend geringer als am Morgen. Von 
Vorteil ist es, wenn man die Schnitte in dieser 
Zeit auf der Ostseite des Stammes anbringt. 
Hat es lange nicht geregnet, so ist ein vorher- 
gehendes Befeuchten der Stammesoberfläche und 
ein Begießen des Bodens mit Wasser von Ein- 
fluß auf den Milchfluß; dies Verfahren dürfte 
aber in der Praxis kaum zur Anwendung ge- 
langen. 
Bäume, die Blätter geworfen haben oder 
reichlichen Fruchtansatz haben, sollte man über- 
haupt nicht anzapfen, sondern bis zur nächsten 
Zapfperiode ruhen lassen. 
Verbesserung der Methode der Kautschuk- 
aufbereitung. 
Der jammervolle Preis, den der aus den 
wilden Kickriabeständen stammende Kautschuk auf 
dem Markte erzielt, ist lediglich eine Folge der 
schlechten Aufbereitung. Der Neger kocht den 
Kautschuk aus der unverdünnten Milch aus. 
Dabei wird der Kautschuk teilweise angebrannt. 
Das Hauptübel aber ist, daß der ausgekochte 
Kautschuk stets Hohlräume einschließt, die noch 
Milch oder Serum enthalten und dadurch zu 
Fäulnisherden werden. Der Kautschuk kommt 
deshalb schon verdorben an der Küste an und 
hat seinen halben Wert verloren. Die Verbesse- 
rung der Aufbereitungsweise muß daher eine der 
ersten Aufgaben der Kautschukinspektion bilden. 
Als Ersatz für das Auskochen kann ein Verfahren 
dienen, das wenig Mühe macht und sehr einfach 
ist. Dieses Verfahren besteht darin, daß man die 
Milch in dünner Schicht auf eine ebene Unter- 
lage ausgießt und eintrocknen läßt. Diese in 
vielen Ländern angewandte Methode ist in Ka- 
merun zuerst vom Pflanzungsleiter Strauß, 
Moliwe, für die Kickriamilch angewandt worden. 
Strauß führte dabei noch die Neuerung ein, 
daß er als Unterlage Holz benutzte. Holz emp- 
fiehlt sich deshalb, weil es einen Teil der 
Feuchtigkeit aufzusaugen imstande ist. Der so 
aufbereitete Kautschuk hat sehr gute Preise erzielt.
	        
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