Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

G 556 2.Ö 
Der Respeht vor dem C(aschinengewehr. 
Dem Berichte des Hauptmanns Strümpell 
über eine Expedition der 7. Kompagnie (Garua) 
in das nördliche Adamaua entnehmen wir 
folgende bemerkenswerte Stelle: „In Marua, 
wo die Expedition am 9. November (1909) ein- 
traf, wurde die längere Rast dazu benutzt, dauernd 
den Fulbe unsere militärische Macht vor Augen 
zu führen. Nicht nur marschierte die Fußtruppe 
täglich unter dem Klange von Trommeln und 
Hörnern zu dem großen Marktplatz, um zu exer- 
zieren, sondern auch das Maschinengewehr machte 
dort Ubungen und die berittene Abteilung durch- 
streifte die Umgegend. Zudem wurde — wie 
vorher in Binder und Bogo — das Maschinen- 
gewehr feuernd vorgestellt. Diese Waffe steht 
noch in bösem Rufe von dem Gefsecht (gegen 
Zuböirus Scharen) bei Marua her. Der früher 
gewonnene Eindruck wurde jetzt noch erhöht, wenn 
das Fahrzeug unter Oberleutnant Dühring oder 
Büchsenmacher Leuschner angaloppierte, um dann 
in Stellung zu gehen. Wer an der Zweckmäßigkeit 
dieses fahrbaren Maschinengewehr-Materials für 
Adamana noch zweifeln sollte, möge den Eindruck 
beobachten, den das Fahrzeug auf die Fullah 
nicht nur im Feuer, sondern auch in rascher Fahrt 
ausübt.“ 
MD 
Togo. 
Vom Bau der hinterlandbahn.“) 
Uber den Fortschritt der Arbeiten im 
ersten Vierteljahr 1910 wird gemeldet: 
Die Erdarbeiten sind bis Kilometer 96,5 
(Bahnhof Nuatjä) und auf der weiteren Strecke 
in einzelnen Abschnitten von 16,6 km Gesamt— 
länge fertiggestellt. 
  
Die Rohrdurchlässe sind bis Kilometer 115, 
die Plattendurchlässe, gewölbten Brücken und 
die Brücken mit eisernem Uberbau bis Kilometer 
118 fertig: nur die Aufstellung der Haho-Brücke 
ist noch in Arbeit. Um jedoch das Gleisvorstrecken 
hierdurch nicht zu hindern, wurde neben der 
endgiltigen eine vorläufige Brücke errichtet. 
Bei der Chra-Brücke in Kilometer 122,8 
(40 m l. Weite) ist mit dem Erdaushub be- 
gonnen, an der Amu-Brücke in Kilometer 143,1 
(50 und 30 m l. Weite) sind die Maurerarbeiten 
der beiden Widerlager und des Mittelpfeilers in 
Arbeit. 
Die Gleisspitze hat Kilometer 90 erreicht. 
Die erste Bettung von 10 cm Stärke ist bis 
Kilometer 89 eingebracht. Die Bettung ist, teils 
aus Sand, teils (auf rund 8 km) aus Steinschlag, 
in voller Stärke bis Kilometer 60 vorhanden. 
Die Fernsprechleitung wurde bis Kilo- 
meter 86,2 (Haltepunkt Gbele) in Betrieb ge- 
nommen. 
Die Hochbauten auf Bahnhof Game sind 
bereits seit Ende Februar beendet. 
Die Wasserbohrung auf Bahnhof Nuatjä 
hat eine Tiese von 90 m erreicht, ohne bisher 
die genügende Wassermenge zu liefern. 
An Pflichtarbeitern sind Ende März 2457 
und an freiwilligen Arbeitern insgesamt 1109 
Mann beschäftigt worden; von den letzteren haben 
623 den ganzen März hindurch gearbeitet. 
Der Gesundheitszustand der Europäer 
ist etwas weniger gut als sonst. Auch der Ge- 
sundheitszustand der Arbeiter hat sich gegen 
früher verschlechtert. Es wurden in die Sammel- 
stelle ausgenommen: an Pflichtarbeitern: im 
Januar 265, im Februar 222 und im März 370 
Mann; an Freiwilligen: im Jannar 10, im Fe- 
bruar 9 und im März 9 Mann. Gestorben 
sind im Januar 22, im Februar 14 und im 
März 23 Arbeiter. 
  
  
  
Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen. 
  
Beiträge ZJur Lösung der Kautschukfrage in KRamerun. 
Von Dr. H. Bücher, Leiter der Versuchsanstalt für Landeskultur in Victoria. 
(Schluß.) 
3. Die Einrichtung von Kautschukkulturbezirken 
und der Kautschuk. Inspektion. 
Schon bei früherer Gelegenheit wurde darauf 
hingewiesen, daß das häufigere Vorkommen der 
Kickria in weniger besiedelten Gegenden nicht 
immer ein rein zufälliges ist, sondern oft mit der 
Wirtschaft der Eingeborenen in Verbindung zu 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1910, Nr. 7, S. 279 f. 
  
bringen ist. Man kann mit ziemlicher Sicherheit 
annehmen, daß das frühere Verbreitungsgebiet 
der Kickria durch das Buschschlagen und -brennen 
in dicht besiedelten Gegenden eingeschränkt wurde. 
Beheimatet ist die Kick Kia elastica in 
allen Wäldern Kameruns, die mit dem großen 
Congo-Urwalde in direktem Zusammenhange stehen. 
Aus diesen Gebieten ist sie heute in zapfbaren Erem- 
plaren zum Teil verdrängt, so daß sie in größeren
	        
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