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„im Falle ihrer Abwesenheit in den Standgquar-
tieren“ ersetzen sollen. Denn „stete Fühlung mit
dem Feind“ ist der Grundton jener Instruktion,
und diese Aufgabe zu erfüllen, sollen besondere
Verpflegungsposten primitivster Art für die weit
vorgehende Aufklärungstruppe in die Wüste vor-
geschoben werden. Dem bisherigen Vorgehen
Frankreichs entsprechend, wird man Sahel als
das nächste Operationsobjekt anzusprechen
haben, während es in Wadai noch gilt, die Basis
auszubauen für den Haupt= und Schlußakt der
zentralafrikanischen Eroberungspolitik Frankreichs.
Die hervorstechenden Merkmale dieser Politik:
zielbewußte Vorbereitung von langer Hand und
mit afrikanischer Geduld, mustergültige Aufklärung
über den Feind und seine inneren Schwächen,
schemafreieste Anpassung an die Sonderverhältnisse
des jeweiligen Operationsgebietes, kostenverachtende
Bereitstellung der erforderlichen Streitmittel in
umfangreichstem Maße zur Verhinderung unnötigen
Blutvergießens — das sind Grundsätze, welche
mit modifizierten Grenzen und Zielen an die
Spite je der afrikanischen Kolonialpolitik gestellt
werden können. Denn dauernde Beachtung ver-
dient das nüchterne Urteil eines Vertreters der
Nation, die ihrer sachgemäßen Eingeborenen-
behandlung wegen sich eines Sonderrufes erfreut,
wenn zu Beginn eines April vorigen Jahres er-
schienenen und die afrikanische Kriegführung
behandelnden Anhanges zur französischen
Felddienst-Ordnung betont wird:
„Gefährliche Illusion ist es, zu glauben,
der Eingeborene sei uns verbündet und habe
darauf verzichtet, bei der ersten sich bietenden
Gelegenheit die Waffe gegen uns zu kehren.
Wir werden geduldet von ihm, weil wir die
Stärkeren sind, aber wir sind keineswegs
geliebt.“
Eisendahnbau in Britisch -Ostatrika.
Eine englische Gesellschaft unternimmt in
Britisch-Ostafrika den Bau einer Zweigbahn
von der Station Kiu (Meile 267) der
Ugandabahn nach dem Magadisee zwecks
Ausbeutung der Natronschätze des letzteren. Der
See liegt auf dem zweiten südlichen Breitengrade,
einige 20 km nordöstlich von dem großen deutsch-
ostafrikanischen Natronsee. Der Bahnbau soll als-
bald in Angriff genommen werden.
(Aus einem Bericht des Vizekonsuls in Mombasa.)
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Literatur-Verzeichnis.
(Die eingereichten Bücher, deren Besprechung ich die Redaknon
durchaus vorbehält, werden unter keinen Umständen zurückgesandt.)
E. H. Shackleton: 21 Meilen vom Südpol.
Die Geschichte der britischen Südpol-Expedition
1907/09. Mit einer Beschreibung der Reise
zum magnetischen Südpol von Prof. T. W. Edge-
wooth David. Ubersetzt von Frederick Becker.
Zwei Bände. Berlin 1910. Verlag von
W. Süsserott. Preis J7“ 20, —.
Die englische Südpolarexpedition 1907/09
wird für alle Zeiten ein Ruhmesblatt englischen
Unternehmungsgeistes bilden. Die Geschichte dieser
mit sorgfältiger Überlegung ins Werk gesetzten,
mit kaltblütigem Mut und wissenschaftlichem Ernst
durchgeführten Expedition dem deutschen Publikum
zugänglich gemacht zu haben, war ein hohes
Verdienst. Auf den reichen Inhalt des Werkes
können wir hier nicht näher eingehen; dazu fehlt
uns der Raum. Es sei nur erwähnt, daß die
Expedition im Me Murdo-Sund, wenig näördlich
von dem Punkt, wo die Discovery-Expedition
unter Kapitän Scott, bei der Shackleton seine
ersten antarktischen Erfahrungen zu sammeln Ge-
legenheit fand, im Jahre 1902 überwintert hatte,
ihr Standquartier bezog. Von hier aus wurde
noch im Herbst der 4080 m hohe, tätige Vulkan
Erebus bestiegen. Im Frühling und Sommer
1908/09 wurde durch drei verschiedene Schlitten-
expeditionen eine wunderbare geographische Aus-
beute erzielt. Die erste unter der Führung
Shackletons selbst drang südwärts zuerst auf dem
Barriereis und dann auf dem Beardmore-Gletscher,
einem der größten der Erde, zu jenem über
3000 m hohen vereisten Plateau vor, auf dem
der Südpol liegt. Es gelang ihr, sich demselben
bis auf 88° 23° südl. Br. zu nähern. Die zweite
Expedition erreichte, auf dem Victorialand ins
Innere nach Nordwesten vordringend, unter 725
südl. Br. und 155° östl. Lg. den magnetischen
Südpol, und die dritte vermaß die westlich von
Mc Murdo-Sund gelegenen Gebirgszüge.
Das Hauptinteresse erweckt natürlich die erste
Expedition. Es muß geradezu als wunderbar
bezeichnet werden, daß diese keines ihrer vier
Mitglieder verloren hat, trotzdem alle Regeln der
Alpinistik beiseite gesetzt wurden und das Ein-
brechen in die schneeverdeckten Spalten und
abgrundtiefen Schründe des auf das Hochplateau
führenden Gletschers sich alltäglich wiederholte.
Nur das Geschirr, durch das die Reisenden mit
den von ihnen gezogenen Schlitten verbunden
waren, sowie das geistesgegenwärtige rasche Aus-
breiten der Arme rettete die Forscher immer
wieder vor dem Sturz in die Tiefe. Die Energie,
mit der die Mitglieder dieser Expedition vom
1. November 1908 bis 4. März 1909 ctwa