Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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„im Falle ihrer Abwesenheit in den Standgquar- 
tieren“ ersetzen sollen. Denn „stete Fühlung mit 
dem Feind“ ist der Grundton jener Instruktion, 
und diese Aufgabe zu erfüllen, sollen besondere 
Verpflegungsposten primitivster Art für die weit 
vorgehende Aufklärungstruppe in die Wüste vor- 
geschoben werden. Dem bisherigen Vorgehen 
Frankreichs entsprechend, wird man Sahel als 
das nächste Operationsobjekt anzusprechen 
haben, während es in Wadai noch gilt, die Basis 
auszubauen für den Haupt= und Schlußakt der 
zentralafrikanischen Eroberungspolitik Frankreichs. 
Die hervorstechenden Merkmale dieser Politik: 
zielbewußte Vorbereitung von langer Hand und 
mit afrikanischer Geduld, mustergültige Aufklärung 
über den Feind und seine inneren Schwächen, 
schemafreieste Anpassung an die Sonderverhältnisse 
des jeweiligen Operationsgebietes, kostenverachtende 
Bereitstellung der erforderlichen Streitmittel in 
umfangreichstem Maße zur Verhinderung unnötigen 
Blutvergießens — das sind Grundsätze, welche 
mit modifizierten Grenzen und Zielen an die 
Spite je der afrikanischen Kolonialpolitik gestellt 
werden können. Denn dauernde Beachtung ver- 
dient das nüchterne Urteil eines Vertreters der 
Nation, die ihrer sachgemäßen Eingeborenen- 
behandlung wegen sich eines Sonderrufes erfreut, 
wenn zu Beginn eines April vorigen Jahres er- 
schienenen und die afrikanische Kriegführung 
behandelnden Anhanges zur französischen 
Felddienst-Ordnung betont wird: 
„Gefährliche Illusion ist es, zu glauben, 
der Eingeborene sei uns verbündet und habe 
darauf verzichtet, bei der ersten sich bietenden 
Gelegenheit die Waffe gegen uns zu kehren. 
Wir werden geduldet von ihm, weil wir die 
Stärkeren sind, aber wir sind keineswegs 
geliebt.“ 
Eisendahnbau in Britisch -Ostatrika. 
Eine englische Gesellschaft unternimmt in 
Britisch-Ostafrika den Bau einer Zweigbahn 
von der Station Kiu (Meile 267) der 
Ugandabahn nach dem Magadisee zwecks 
Ausbeutung der Natronschätze des letzteren. Der 
See liegt auf dem zweiten südlichen Breitengrade, 
einige 20 km nordöstlich von dem großen deutsch- 
ostafrikanischen Natronsee. Der Bahnbau soll als- 
bald in Angriff genommen werden. 
(Aus einem Bericht des Vizekonsuls in Mombasa.) 
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Literatur-Verzeichnis. 
(Die eingereichten Bücher, deren Besprechung ich die Redaknon 
durchaus vorbehält, werden unter keinen Umständen zurückgesandt.) 
E. H. Shackleton: 21 Meilen vom Südpol. 
Die Geschichte der britischen Südpol-Expedition 
1907/09. Mit einer Beschreibung der Reise 
zum magnetischen Südpol von Prof. T. W. Edge- 
wooth David. Ubersetzt von Frederick Becker. 
Zwei Bände. Berlin 1910. Verlag von 
W. Süsserott. Preis J7“ 20, —. 
Die englische Südpolarexpedition 1907/09 
wird für alle Zeiten ein Ruhmesblatt englischen 
Unternehmungsgeistes bilden. Die Geschichte dieser 
mit sorgfältiger Überlegung ins Werk gesetzten, 
mit kaltblütigem Mut und wissenschaftlichem Ernst 
durchgeführten Expedition dem deutschen Publikum 
zugänglich gemacht zu haben, war ein hohes 
Verdienst. Auf den reichen Inhalt des Werkes 
können wir hier nicht näher eingehen; dazu fehlt 
uns der Raum. Es sei nur erwähnt, daß die 
Expedition im Me Murdo-Sund, wenig näördlich 
von dem Punkt, wo die Discovery-Expedition 
unter Kapitän Scott, bei der Shackleton seine 
ersten antarktischen Erfahrungen zu sammeln Ge- 
legenheit fand, im Jahre 1902 überwintert hatte, 
ihr Standquartier bezog. Von hier aus wurde 
noch im Herbst der 4080 m hohe, tätige Vulkan 
Erebus bestiegen. Im Frühling und Sommer 
1908/09 wurde durch drei verschiedene Schlitten- 
expeditionen eine wunderbare geographische Aus- 
beute erzielt. Die erste unter der Führung 
Shackletons selbst drang südwärts zuerst auf dem 
Barriereis und dann auf dem Beardmore-Gletscher, 
einem der größten der Erde, zu jenem über 
3000 m hohen vereisten Plateau vor, auf dem 
der Südpol liegt. Es gelang ihr, sich demselben 
bis auf 88° 23° südl. Br. zu nähern. Die zweite 
Expedition erreichte, auf dem Victorialand ins 
Innere nach Nordwesten vordringend, unter 725 
südl. Br. und 155° östl. Lg. den magnetischen 
Südpol, und die dritte vermaß die westlich von 
Mc Murdo-Sund gelegenen Gebirgszüge. 
Das Hauptinteresse erweckt natürlich die erste 
Expedition. Es muß geradezu als wunderbar 
bezeichnet werden, daß diese keines ihrer vier 
Mitglieder verloren hat, trotzdem alle Regeln der 
Alpinistik beiseite gesetzt wurden und das Ein- 
brechen in die schneeverdeckten Spalten und 
abgrundtiefen Schründe des auf das Hochplateau 
führenden Gletschers sich alltäglich wiederholte. 
Nur das Geschirr, durch das die Reisenden mit 
den von ihnen gezogenen Schlitten verbunden 
waren, sowie das geistesgegenwärtige rasche Aus- 
breiten der Arme rettete die Forscher immer 
wieder vor dem Sturz in die Tiefe. Die Energie, 
mit der die Mitglieder dieser Expedition vom 
1. November 1908 bis 4. März 1909 ctwa
	        
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