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2800 km unter intensiven nagenden Hungerqualen
— in der Periode vom 15. November bis
23. Februar konnten sie sich nur am Weihnachtsfest
eine volle Mahlzeit gönnen — bei schneidender
Kälte, brausenden Schneestürmen und dünner,
herzbeklemmender Höhenluft, dabei noch die schweren
Schlitten schleppend, zurücklegten, bietet ein emi-
nentes Beispiel dafür, welche Leistungen der
gesunde Mensch entfalten kann, wenn ihn ein
ideales Ziel begeistert.
Ohne Zweifel wäre es bei solcher Entschlossenheit
auch gelungen, die letzten vom Pol noch trennenden
180 Kilometer zu überwinden, wenn ein tückisches
Geschick der Expedition nicht das letzte mandschu-
rische Pony, das den Reisenden eine unersetzliche
Fleischreserve bot, durch den Sturz in eine jener
zahllosen Spalten des Beardmore-Gletschers ent-
rissen hätte. So nötigte absoluter Nahrungs-
mangel im Augenblick des nahezu vollen Er-
folges schließlich zur Umkehr. Und doch war
das noch ein Glück im Unglück. Denn wären
die vier Helden auch nur einen Tag später in
das Winterquartier zurückgekehrt, so hätten sie
dieses verlassen gefunden, da das Schiff, welches
die Expedition nach Australien zurückführen sollte,
der Gefahr des Einfrierens wegen den Ankerplatz
bereits verlassen hatte.
Die Ubersetzung des Werkes hätte etwas sorg-
fältiger sein können. „Mentale“ Qualen, „Gran-
deur"“ der Szenerie, „Kraft der Vision“ (statt
Sehkraft) sind keine deutschen Ausdrücke, die
Übertragung von meteorological „screen“ in
meteorologischer „Schirm“ statt „Hütte“ ist ver-
fehlt. Direkt zu tadeln ist aber, daß alle eng-
lischen Lufttemperaturangaben statt in Celsius= in
die veralteten Reaumurgrade verwandelt sind,
Luftdruckangaben aber in englischen Zollen und
Siedepunktangaben in Fahrenheitgraden belassen
sind. Auch heißt es nicht „der“, sondern „das“
Hypsometer, Anemometer.
Das sind kleine Ungenauigkeiten, die ebenso
hätten vermieden werden können, wie die irre—
führende Meilenzahl im deutschen Titel des Werkes,
denn die Expedition ist dem Südpol nicht bis
auf 21, sondern nur bis auf 24 deutsche Meilen
(1 Meile = 7,420 km) nahe gekommen. Der
englische Titel des Werkes „The heart of the
Antartic“ hätte bei der deutschen Ausgabe ruhig
übernommen werden können.
Sven Hedin: Tranushimalaja. Entdeckungen
und Abenteuer in Tibet. Mit 397 Abbildungen
nach photographischen Aufnahmen, Aquarellen
und Zeichnungen des Verfassers und mit 10
Karten. Erster und zweiter Band. Leipzig
1909. Verlag F. A. Brockhaus. Preis. 20, —.
Leder: Das geheimnisvolle Tibet. Reise-
früchte aus dem geistlichen Reiche des Dalai-
Lama. Mit 14 Abbildungen, meist nach eigenen
Aufnahmen. Leipzig 1909. Th. Griebens
Verlag (L. Fernau). Preis .J 2.20.
Marine-Taschenbuch. Mit Genehmigung des
Reichs-Marine-Amts auf Grund amtlichen Ma-
terials bearbeitet und herausgegeben. 8. Jahr-
gang. Berlin 1910. Verlag von E. S. Mitt-
ler & Sohn, Königliche Hofbuchhandlung. Preis
3,25, gebunden 7¼ 4,—.
Die „Koloniale Rundschau“, Monatsschrift für
die Interessen unserer Schutzgebiete und ihrer Bewohner
(Berlin, Verlag Dietrich Reimer (Ernst Vohsen)), schließt
soeben ihren ersten Jahrgang ab. Die Zeitschrift
hat den Erwartungen, die man an ihr Erscheinen
knüpfte, bis heute vollauf entsprochen und durch zahl-
reiche gediegene Aufsätze die koloniale Sache wesentlich
gefördert. Die zweite Dezembernummer enthält u. a.
den Anfang einer Reihe amtlicher Berichte über die
Schlafkrankheit in Deutsch-Ostafrika, während
wir aus den früheren Nummern namentlich noch auf
die Serie interessanter Artikel des Wirklichen Geheimen
Legationsrats v. König-Berlin über die Besteuerung
der Eingeborenen in den afrikanischen Kolo-
nien Englands, Frankreichs, Deutschlands und
im Kongostaat hinweisen möchten.
Verkehrs-Nachrichten.
In Marienberg (Kamernn), zwischen Lobetal und Edea am Sanaga-Fluß,
ist am
10. November eine Postagentur eingerichtet worden, deren Tätigkeit sich auf die Annahme und
Ausgabe von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen und auf die Ausgabe von gewöhn-
lichen Paketen erstreckt.
Postdampfschiffsverbindungen nach den deutschen Schutzgebieten für den Monat Januar 1910.
Die Abfahrt erfolgt
Ausschiffungshafen. Briefe müssen aus
Nach vom Ein- Z Dauer Berlin spätestens
schiffungshafen am: der Uberfahrt abgesandt werden am:
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1. Samoa Oueenstovn 30. Jan. 27. Febr.] Apia 31 Tage 28. Jan. 25. Febr. 11.23
Auf Verlangen des Absenders auch über Sydney.
Nachversand 1.0