Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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waren daher umfangreiche Absperrungsmaßregeln 
notwendig, um die Verbindung mit der Küste 
(Bare) aufrecht zu erhalten. 
Der Süden des Bezirks Dschang gehört zu 
den dichtest bevölkerten Gebieten des Schutzgebiets. 
Gedrängt durch die früheren Sklavenjagden der 
Fullah und der ihnen nachahmenden Bamum- 
herrscher drängten die kräftigen Graslandvölker 
vom Nün her immer weiter nach Westen, wo 
der leicht zu sperrende Nkam-Fluß ihrem Weiter- 
vordringen sich entgegenstellte. Am Nkam haben 
sich denn auch noch spärliche Reste der früheren, 
den Bareleuten verwandten Bevölkerung auf dem 
linken Ufer erhalten (Njun, Mbue, Manjewo, 
Balu). Es ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen, 
daß auch sie in kurzer Zeit überrannt worden 
wären. So ergab sich in dem Landstrich zwischen 
Nün und Nkam die für die Tropen äußerst seltene 
Bevölkerungsdichtigkeit von etwa 40 Menschen 
auf den Quadratkilometer. Die Gesamtzahl der 
Bevölkerung wird mit 80 000 zu niedrig geschätzt 
sein, die der waffenfähigen Männer beträgt etwa 
20 000. Der große, kräftig gebaute Volksschlag 
ist den um Dschang sitzenden Bamileke eng ver- 
wandt. Der Truppe war der Gegner in erster 
Linie durch seine Zahl gefährlich. Die Bewaffnung 
bestand aus zum Teil gut erhaltenen Busch- 
gewehren sowie aus Speeren und Buschmessern, 
die jeder Graslandbewohner trägt. Sehr be- 
günstigt ward der Widerstand durch das wild- 
zerrissene und unübersichtliche Gelände, in dem 
die Eingeborenen nach kurzem Gefecht spurlos zu 
verschwinden verstehen. Die Arbeit der Expedition 
bestand daher nach schneller Zersprengung des 
Feindes meist in der Aufspürung der zersplitterten 
Kräfte in ihren schwer zugänglichen Fels= und 
Waldverstecken. Es liegt auf der Hand, daß diese 
Aufgabe bei der großen räumlichen Ausdehnung 
des zu unterwerfenden Gebiets viel Zeit erforderte 
und an die Leistungsfähigkeit der Europäer wie 
der farbigen Soldaten außergewöhnliche Anfor= 
derungen stellte. 
Zur Durchführung der Unternehmung war die 
8. Kompagnie durch 35 Soldaten der 6. Kom- 
pagnie verstärkt worden. 
Am 14. Oktober 1909 brach die Expedition 
in Stärke von 5 Europäern, 80 farbigen Sol- 
daten und 2 Maschinengewehren von Dschang 
auf und marschierte über Bamugu, Fotuni, Banka 
nach dem friedlichen Bagang. Von hier wurde 
der Einmarsch in das feindliche Mamele-Gebiet 
erzwungen und bereits Ende Oktober über Man- 
jewo die Verbindung mit Station Bare aufge- 
nommen. Durch regen Patronuillengang wurde 
das Gebiet unmittelbar südlich Mamele vom 
Feinde gesäubert, der, meist nach kurzem Gefecht, 
in seine schwer zugänglichen Verstecke flüchtete. 
  
Mit seinen Hauptkräften wich der Gegner in das 
Mamele nördlich vorgelagerte Hochland von 
Bangwe aus, dessen Abstreifung die Expedition 
im November beschäftigte. Nachdem auch in 
diesem Gebiet Ende November ernstlicher Wider- 
stand nicht mehr geleistet wurde, marschierte die 
Expedition am 5. Dezember in zwei Kolonnen in 
das Belu-Gebiet ein. Die meisten Belu-Leute 
baten bald um Frieden, während in den Dorf- 
schaften Mboebu und Kem sowie in der Nkam- 
Niederung bei Njun und Mbue die Bezwingung 
des Feindes erst nach wochenlangem Durchstreifen 
des Landes durch zahlreiche Patrouillen gelang. 
Hierbei fand die Expedition Unterstützung durch 
die Station Bare, welche die über den Nkam 
flüchtenden Eingeborenen festnahm. Kurz nach 
Jahresschluß rückte die Expedition in zwei Ab- 
teilungen über Manjewo—Babontscha und Banka 
— Fonjanti in die Südwestecke des Sperrgebiets 
vor und nahm Fühlung mit den zu Jabassi ge- 
hörenden Mbang-Dörfern. Im Randgebirge 
nördlich Balu kam es hierbei mehrmals zu Ge- 
fechten, während die Baluleute meist flüchteten. 
Am 24. Januar 1910 wurde die Truppe in 
Bana vereinigt und marschierte am 25. in das 
sehr gebirgige Batscha-Land, dessen Bevölkerung 
mehrfach das Lager beunruhigte, so daß starke 
Patrouillen zur Einschüchterung der Bergleute 
notwendig wurden. Ende Januar hatte der 
größte Teil der im Westen sitzenden Dörfer um 
Frieden gebeten und seine Strafzahlungen geleistet. 
Es konnten daher mehrere Dörfer östlich des Nkam 
anfangs Februar der Verwaltung der Station 
Bare übergeben werden. In der ersten Höälfte 
dieses Monats bestrafte ein Teil der Expedition 
das Dorf Balambo, dessen Bewohner in frecher 
Weise eine Verpflegungskolonne überfallen hatten, 
und durchstreifte das Gebiet im Südosten nach 
dem Nün zu bis Bangang-Fokam und Bangangte. 
Hier herrschten jetzt infolge der Verwaltungstärig= 
keit der Station friedliche Zustände, wenn es auch 
noch in letzter Zeit zu blutigen Fehden zwischen 
einzelnen Dorfschaften gekommen war. Eine 
zweite Expeditionsabteilung beruhigte während- 
dessen weiter das Balu-Gebiet, bis sich auch diese 
Landschaft unterwarf. 
Mitte Februar hatten fast sämtliche, seither 
feindliche Dörfer um Frieden gebeten und bie 
auf geringe Ausnahmen ihre Strafzahlungen ge- 
leistet. Die Expedition wurde daher am 15. Fe- 
bruar aufgelöst und trat den Rückmarsch nach 
Dschang an. In Bana blieb ein Europäer mit 
30 Soldaten und einem Maschinengewehr zurück 
dort wird ein Posten errichtet, von dem aus das 
unterworfene Gebiet verwaltet werden soll. 
Durch die Unternehmung ist erreicht, daß das 
etwa 2000 akm große Gebiet zwischen Nkam und
	        
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