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Übrigens find in Boma, Matadi, Thysville, Leo-
poldville und Brazzaville Eismaschinen vorhanden.
Von Thysville geht die Bahn — mit wun-
derbarer Aussicht — in großen Windungen ab-
wärts. Das Bild ändert sich nunmehr völlig.
Statt trockener, oft steriler Bergrücken durchquert
die Bahn große Wiesenflächen mit Sümpfen; die
Berge sind mit Hochstämmen und Lianen be-
waldet. An den meisten Haltestellen sind Mango-
bäume in großer Zahl angepflanzt. Die ganze
Strecke, welche die Bahn durcheilt, ist beinahe
unbewohnt; nirgends erblickt das Auge mensch-
liche Niederlassungen oder Anlagen, die solche
andeuten.
An der Bahn werden manchmal einige Hütten
sichtbar; sie gehören Bahnarbeitern. Erst im
letzten Viertel sieht man Dörfer mit Strohhütten.
Während der zweiten Hälfte der Bahnfahrt
bemerkte ich mehrere Glossinen im Zuge. Sie
scheinen sich, wie die Stubenfliege, der Bewegung
des Zuges angepaßt zu haben. Eines der Tiere
stach trotz des starken Luftzuges einen Bremser in
die Wange und wurde voll Blut gesogen getötet;
es war eine Glossina palpalis.
In Kinshassa fand ich Unterkunft bei der
Compagnie internationale des Transports du
Stanley Pool (Citasc). Kinshassa besteht aus
dem Gebäudekomplex der Kompagnie „Citas“
und einem Eingeborenendorf der Bangallas. Da
die Umgebung von Kinshassa nicht saniert ist,
und es an einer Biegung des Kongo unter riesigen
Bäumen verborgen liegt, ist es nicht zu ver-
wundern, daß bei Windstille eine Wolke von
Moskitos darüber schwebt. Der Infektion ist
um so mehr Tür und Tor geöffnet, als ein Ein-
geborenendorf sich unmittelbar an die Europäer-
niederlassung anschließt. Meist handelt es sich
um eine große Culexart, die durch Oberkleider
und Unterzeug sticht und so zur unerträglichen
Plage wird.
Eine andere sehr empfindliche Belästigung
bildet eine große Art von Simulien, die Badenden
und Fußgängern ungemein zusetzen. Ahnliche
„Sandfliegen“ habe ich am Sanaga beobachtet.
Die Jaunde nennen sie „Obik“, d. h. Menschen-
blutsauger. Diese Simulien erzeugen einen Stich,
der nach Verlauf mehrerer Stunden einen außer-
ordentlichen, tagelang andauernden Juckreiz aus-
löst. Unter dem Mikroskop sieht man diese etwa
hirsekorngroßen Simulien mit mächtigem Stech-
apparat ausgerüstet.
Im Westen von Kinshassa liegt Dolo, eine
versuche mit Glossinen usw. zu machen.
große Gemüsegärtnerei, welche Leopoldville mit
Gemüsen versorgt. Die Bewässerung wird sehr
gut durch Pumpwerk vom Kongo her vermittelt.
Eine Schlachtviehzucht befindet sich dabei. Morgens
und abends wird je ein Rind geschlachtet (Leo-
poldville hat etwa zweihundert Weiße). Die
Rinder gehören teils der großen langgehörnten,
teils der kleinen Rasse an, wie ich sie in Loangho
gesehen habe. Erstere stellt ein Kreuzungsprodukt
mit portugiesischen Rindern dar. Das Vieh wird
auch zum Zug, zum Lastentragen und als Reit-
tier angelernt. Vor Jahren herrschte eine Tsetse-
epidemie unter den Rindern. Die kranken Tiere
wurden separiert und geschlachtet; seitdem ist eine
solche Erkrankung nicht wieder vorgekommen.
Eine Masse Zecken und vor allem große Läuse
in den Augenbrauen der Rinder wurden von mir
bemerkt; trotzdem ist das Vieh in leidlich gutem
Ernährungszustand.
Am 25. August fuhr ich mit dem kleinen
Dampfer „Simon“ der „Citas" nach dem gegen-
überliegenden Brazzaville. Dort werden im Institut
Pasteur die Schlafkranken unter Leitung zweier
Kolonialtruppenärzte ambulant behandelt. Das
Institut enthält sehr hübsche Einrichtungen, Mi-
kroskopierzimmer mit mehreren Tischen, Räume
für Tierversuche und Isolierkammern, um Stech-
Einer
der Arzte äußerte sich nicht sehr günstig über die
Atoxyltherapie und die eventuell vorkommenden
Heilungen.
Brazzaville ist außerordentlich saniert und
durch die besondere Fürsorge des Gouvernements
zu einer mustergültig angelegten Stadt geworden.
Große Buschstrecken sind niedergelegt und Sümpfe
ausgetrockhnet. Seitdem ist, im Gegensatz zum
gegenüberliegenden Kinshassa, die Moskitoplage
verschwunden. Imponierend ist die große zemen-
tierte Markthalle mit Wasserspülung, wo die
Produkte der wohlgeregelten Flußfischerei und der
Gemüsegärten verkauft werden. Unterkunfts-
häuser für durchreisende Beamte sind in Bau.
Auf den schönen breiten Straßen spielt sich be-
sonders gegen Abend ein lebhafter Verkehr der
europäischen Bevölkerung zu Wagen und zu Pferd
ab; auch die ostasiatischen Rikschas fehlen nicht.
Ein solide gebautes Klubhaus in schöner Lage
am Strande des Kongo fördert die Geselligkeit.
Auch in Brazzaville ist die Wohnungsfrage glücklich
gelöst. Die farbige Bevölkerung ist durchaus aus
der Wohnungszone der Weißen verbannt.
(Schluß folgt.)