Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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den verhältnismäßig hohen Produktionskosten kaum 
anzunehmen, daß der kapländische Zigarettentabak 
auf dem Weltmarkt mit den anderen in Betracht 
kommenden Ländern wird konkurrieren können. 
Im Inlande besteht aber noch die Möglichkeit, 
den Absatz sehr bedeutend zu erweitern. 
Die Kapregierung hat im letzten Jahre auch 
den Anbau von Virginia-Tabak neben dem tür- 
kischen angeregt und durch Lieferung von ameri- 
kanischen Samen und Anleitung der Farmer durch 
den staatlichen Sachverständigen unterstützt. 
Der auf der Auktion zum Verkauf gestellte 
Virginia-Tabak war durchschnittlich weniger gut 
in der Qualität als der türkische. Das dickere 
und größere Blatt dieses Tabaks macht die Vor- 
bereitung zum Verkauf schwieriger. 
Von den 37 zum Verkauf gestellten Ballen 
trugen nur je zwei die Sortenbezeichnung Gold 
Finder und Hester. Die übrigen waren nur als 
Virginia oder gar nicht bezeichnet. 
Es erzielten: 2 Ballen 2½ d, 1 Ballen 3 d, 
2 Ballen 4 d, 3 Ballen 6 d, 4 Ballen 6⅛ d, 
2 Ballen 7 d, 18 Ballen 8 d und 3 Ballen 
1 sh 1 d für 1 lbl. 2 Ballen blieben unver- 
käunflich. 
Der Durchschnittspreis betrug pro lbl. nach 
den veröffentlichten Angaben 8¾ d. 
Die Ergebnisse der ersten Auktion wurden 
allseitig als außerordentlich befriedigend bezeichnet, 
und es wurde sowohl von Verkäufern als auch 
von Käufern der Wunsch geäußert, die öffentlichen 
Verkäufe durch die Handelskammer zu einer 
dauernden Institution zu machen. 
Der gesamte auf der Auktion verkaufte Tabak 
stammt aus den Westdistrikten der Kolonie, deren 
Zentrum etwa Stellenbosch ist. Andere Gegenden, 
deren Boden und Klima nicht die günstigen Vor- 
bedingungen für den Anbau von türkischem Tabak 
haben, sind bis jetzt mit ihren Versuchen nicht 
erfolgreich gewesen. 
(Aus einem Bericht des landw. Sachverständigen 
beim Kaiserl. Genceralkonsulat in Kapstadt.) 
AKussichten auf die Baumwollernte in Rußland zu 
Anfang September (a. St.) 1910. 
Das Wetter war in den Baumwollbau be- 
treibenden Rayons Rußlands, und zwar in Tur- 
kestan und Transkaukasien in letzter Zeit für die 
Entwicklung und das Reifen der Baumwolle voll- 
kommen günstig. 
In Mittelasien hielt während des ganzen 
Monats August und zu Anfang September heißes 
und trockenes Wetter an, das sehr günstig auf 
die Entwicklung der Baumwollstande einwirkte, 
zumal in diesem Jahr ein reichlicher Vorrat an 
Wasser für die Bewässerung vorhanden war. Ende 
  
August (25.) ging im Ferghanagebiet Regen nieder, 
und zu derselben Zeit ungefähr regnete es auch 
in anderen Bezirken jenes Gebietes. Der un- 
günstige Einfluß des Regens auf die Ernte im 
Ferghanagebiet wurde jedoch durch die später 
wieder eingetretene warme und klare Witterung 
zum Teil aufgehoben. 
Das Aufplatzen der Samenkapseln wurde im 
Kreise Chodshent schon am 14./27. August beob- 
achtet, und am 17. August kamen nach Assake 
schon 300 Pud Rohbaumwolle der neuen Ernte. 
In den darauffolgenden Tagen gelangte fortgesetzt 
neue Baumwolle auf die Märkte in Ferghana. 
Den dortigen Baumwollhändlern war es möglich, 
aus Assake am 21. August den ersten Eisenbahn- 
wagen mit neuem Faserstoff nach Europa abzu- 
senden. Bemerkt sei, daß im vorigen Jahr (1909) 
an dem gleichen Tage zwei Waggons mit neuer 
Baumwolle abgefertigt wurden; es haben daher 
beide Saisons an demselben Tage ihren Anfang 
genommen. Die diesjährige Saison 1910 hat 
sich anscheinend doch etwas verspätet, was man 
daraus schließen kann, daß der Ertrag von neuer 
Baumwolle verhältnismäßig noch gering ist. So 
erzielte man in Fedtschenko aus 3 Pud nur 
16 Pfund reine Baumwolle und in Assake waren 
die Erträge zuerst noch geringer und nahmen 
später, um den 10. September, erst zu. Dies ist 
wohl darauf zurückzuführen, daß in dieser Saison 
infolge des reichlichen Wassers auch das Ausreifen 
der Baumwolle nicht so schnell vor sich gegangen 
ist, als in trockenen Jahren und auf den Markt 
in erster Reihe nicht ganz reife Baumwolle ge- 
bracht wurde, die weniger Faser lieferte. 
In Anbetracht dieses verspäteten Ausreifens 
der Baumwolle gewinnt der regenarme Herbst 
eine besondere Bedeutung, da er den Pflanzen 
die Möglichkeit gewährt, auszureifen und erst- 
klassige Faser zu liefern. 
Man erwartet eine gute Baumwollernte. 
(Nach der Torg. Prom. Gazeta vom 17. 30. Sept. 1910. 
Statistin über den bandel und Verkehr im Gebiet 
der Uvassa Co. im Johre 1909. 
Das Gesamtbild des Handels hat gegen das 
Vorjahr einen Fortschritt zu verzeichnen, es zeigt 
sowohl die Ein= auch wie die Ausfuhr einen 
Mehrbetrag von je etwa 100 Contos, gleich- 
wertend mit 400 000 ¼, also 800 000 .X auf 
die Wertziffer des Gesamtverkehrs. 
Der Hauptfaktor dieses Aufschwunges liegt in 
der vermehrten Ausfuhr von Rohgummi, und 
zwar der minderwertigen, durch Auskochen der 
Wurzeln der Gummiliane gewonnenen Qualität. 
Dieser systematische Raubbau wird in absehbarer
	        
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