Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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bereits sehr fühlbar gemacht hat, wird dazu bei— 
tragen, die Verhältnisse noch schwieriger zu ge— 
stalten und namentlich die Unkosten aller Wirt- 
schaftsbetriebe in der Kolonie noch weiter zu 
erhöhen. 
Unser Viehbestand hat sich von dem ver- 
heerenden Auftreten der Tsetsefliege noch nicht 
wesentlich erholen können; es bedarf daher der 
sorgsamsten Pflege, um den Viehbestand auf einer 
Höôhe zu erhalten, die es unserer Verwaltung er- 
möglicht, unentwegt das als richtig erkannte Prinzip 
der animalischen Düngung durchführen zu können. 
Der Viehbestand umfaßte am Schlusse des Berichts- 
jahres auf beiden Pflanzungen zusammen 201 Stück 
Groß= und Kleinvieh. 
Unsere Kautschuk-Pflanzung Grunewald bei 
Nyussi ist beschlußgemäß im verflossenen Geschäfts- 
jahre nicht weiter ausgedehnt worden. Die Be- 
stände haben sich weiter gut entwickelt und es 
konnte bereits eine kleine Probezapfung vor- 
genommen werden, die ein sehr brauchbares und 
gut bewertetes Produkt lieferte. Eine größere 
Zapfung ist für das laufende Jahr in Aussicht 
genommen. Das bis zum Schlusse des Geschäfts- 
jahres in die Kautschuk-Pflanzung investierte 
Kapital betrug 70 307,44 „. Den vorjährigen 
Erlös für Kautschuk im Betrage von 2221,20. 
verwendeten wir zur Abschreibung. 
Das Grundstück in Tanga haben wir an einen 
dort ansässigen Europäer zur Nutzung der auf 
dem Grundstücke befindlichen Palmenbestände und 
zur landwirtschaftlichen Ausnutzung des Bodens 
für 100 Rp. pro Jahr verpachtet. Wir haben 
auf diese Weise eine ordnungsmäßige Verwaltung 
und Instandhaltung dieses Besitzes, zu welcher 
der Pächter vertragsmäßig verpflichtet ist, gesichert. 
Die Ausnutzung der Waldbestände Ost-Usam- 
baras ist mit dem Übergang der früheren Sigi- 
Cxvort-Gesellschaft in andere Hände einen Schritt 
weiter gekommen. Die Fertigstellung der Sigi- 
bahn ist mit allen Kräften gefördert worden. 
Bis dahin sollte auch unser Fahrweg bis zur 
Station Sigi ausgebaut werden; wir sind dann 
imstande, schon die diesjährige Ernte per Achse 
zur Bahn befördern zu können und uns von 
den teuren und unzuverlässigen Trägern un- 
abhängig zu machen. 
Die Ausnutzung unserer wertvollen Holz- 
bestände behalten wir dauernd im Auge. 
Die Gewinn= und Verlustrechnung ent- 
hält außer dem Verlustvortrag in Höhe von 
23599 auf der Ausgabeseite Abgaben und 
Zolle mit 787 ., Verwaltungskosten in Berlin 
mit 6912 ¾, in Bulwa mit 14 928 J/7, Wirt- 
schaftskosten in Bulwa mit 38 772 „M, Obli- 
gationszinsen mit 5004 .J, Abschreibungen von 
insgesamt 9768 . und den Jahresgewinn von 
  
9594 ; auf der Einnahmeseite Erträge aus 
der Wirtschaft in Bulwa mit 83 137., Erträge 
aus der Wirtschaft in Grunewald mit 2221 ., 
Pachteinnahmen in Tanga mit 594 .7, Viehkonto 
mit 1437 . und Zinsenkonto mit 735 . 
Auf der Aktivseite der Vermögensbilanz sind 
u. a. aufgeführt: Kassenbestände mit 1954 ¼, 
Grundstücke in Tanga mit 2791 , in Bulwa 
mit 966 386 ./¼, der Pflanzung Grunewald mit 
68 701 .¼, Debitoren mit 54 510 J, Effekten- 
konto mit 1400 //7, Cambiokonto mit 31 960 %, 
Lagerkonto mit 2837 „J. 
Die Passivseite enthält folgende Positionen: 
das Grundkapital in Höhe von 869 100 %¼, 
Vorzugskapital mit 142 200 ", Reservefonds 
mit 9439 M, 6prozentige Obligationsanleihe in 
Höhe von 83 400 /, Versuchsgartenfonds mit 
1015 .J, Kreditoren mit 17 119 und das 
Gewinn= und Verlustkonto mit 7535 .7. 
Gesellschaft Uordwest-RKamerun.-) 
Im Geschäftsjahr dauerten die schon im Vor- 
jahre beklagten nachteiligen Einflüsse der allge- 
meinen Geschäftslage an. Vornehmlich ist es der 
großen Entwertung, die Kautschuk erfuhr, zuzu- 
schreiben, daß im Produktengeschäft nur ein ge- 
ringfügiger Überschuß zu erzielen war. Anderseits 
kamen die im vorjährigen Bericht angekündigten, 
auf Einschränkungen und Ersparnisse im Betriebe 
abzielenden Maßregeln noch nicht zur vollen 
Wirkung. Die dieserhalb im Berichtsjahr und 
seither getroffenen Anordnungen sehr einschneiden- 
der Natur erstrecken sich auf die Einziehung einer 
Reihe von nicht genügend rentablen Faktoreien, 
zumeist außerhalb, des Konzessionsgebietes, und 
Verminderung des Personals auf das Unum- 
gängliche. 
Die Olfabrik in Mamfe vermochte sich im 
Berichtsjahre noch nicht ohne Zuschuß zu erhalten. 
Es stellten sich verschiedene Verbesserungen und 
Ergänzungen der Anlage als notwendig heraus; 
ebenso gelang es nicht gleich, die Eingeborenen 
zur regelmäßigen Anlieferung der in der nächsten 
Umgebung im Uberfluß vorhandenen Rohfrüchte 
in einem für volle Ausnutzung der Maschinen 
genügenden Maße zu bewegen. Inzwischen sind 
Mittel und Wege gefunden, eine stetige und hin- 
reichende Anlieferung zu sichern und damit einen 
gewinnbringenden Betrieb zu ermöglichen. 
BVerschiedentliche Bewerbungen um berlassung 
von Kronland, die an uns herangetreten sind, 
dienen zum Beweise, daß die Unternehmungslust 
sich unserem Konzessionsgebiete, insbesondere dem 
*) Aus dem Bericht über das neunte Geschäftsjahr.
	        
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