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Feldwebels Kühn Ngelemendukas Bruder Oundi
sich gewandt haben sollte, schickten Boten.
Sobald Oberleutnant Schipper, den ich
zurückberufen habe, hier eintrifft, begebe ich mich
nach Abongmbang, um mit den dortigen Kauf-
leuten Rücksprache zu nehmen und eventuell zum
12. Juli, an welchem Tage eine große Aktion
von Süden nach Norden gegen die Aufständischen
beginnen soll, den Kriegszustand für die Straße
Abongmbang—Akonolinga, den Njong und die
Südmakas aufzuheben, deren Häuptlinge sich zum
großen Teil bei meiner Fahrt Njong-aufwärts
eingesunden hatten und die vollkommen ruhig
sein sollen.
Hauptmann Marschner geht zu seiner Kom-
pagnie nach Mama ab, und ich selbst werde am
10. Juli in der Nähe von Angosu eintreffen, um
am 12. mit beiden Kompagnien in langer Linie
das Aufstandsgebiet bis an die große Straße
Dume— Jannde abzusuchen; dann hoffe ich Frieden
machen zu können und werde, je nach den Ver-
hältnissen, mit beiden oder nur einer Kompagnie
friedlich oder fechtend weiter nach Nordosten durch
das Maka-Gebiet marschieren. In Betugge hoffe
ich die Aktion endgültig beenden zu können. Dann
marschiert die 9. Kompagnie nach Dume, die
10. Kompagnie nach Jaunde zurück, und ich
werde mit einem Detachement noch die Handels-
plätze in Kaka und Baja, auch Baturi besuchen,
um einen nachhaltigen Eindruck von der Expedition
in dem Dume-Distrikt zurückzulassen.
* rG.
Nach weiteren inzwischen in Buea eingetroffenen
Telegrammen ist es gelungen, den Widerstand der
Nord-Makas vollständig zu brechen. Die teils
als Urheber des Aufstandes, teils als Mörder des
Kaufmanns Bretschneider überführten Häupt-
linge Aulemakong, Ekongamgamba, Ngele-
menduka, Okang, Bobela, Ngom, Nanga-
bitun, Sef, Gule-Rgamba und der Häupt-
lingspolizist Konga sind ergriffen, zum Tode
verurteilt und hingerichtet worden.
Die Einzelheiten der Ermordung des Kauf-
manns Bretschneider sind bereits früher amtlich
veröffentlicht worden. Weiteres hierüber haben
auch die im Laufe der Expedition angestellten
Erhebungen nicht ergeben. Es sei jedoch an dieser
Stelle nochmals hervorgehoben, daß nach dem
Ergebnis der Ermittlungen der Kaufmann Bret-
schneider sich keine Ubergriffe gegen die Ein-
geborenen hat zu Schulden kommen lassen. Er ist
allerdings vor dem Betreten des Gebietes der
Nord-Makas eindringlich gewarnt worden und
hat seinen Tod gefunden als ein Opfer seines
allzu großen Vertrauens in die Harmlosigkeit dieses
Eingeborenenstammes.
Durch die angestellten Ermittlungen ist ent-
gegen der zuerst auch von Major Dominik ver-
tretenen Ansicht, daß es sich bei der Ermordung
lediglich um einen Gewaltakt von lokaler Be-
deutung handelte, jetzt unzweifelhaft festgestellt,
daß man es mit einem von langer Hand vor-
bereiteten Aufstand zu tun hatte, der die Ver-
treibung der gesamten Europäer bezweckte.
Was den Grund des Aufstandes anbelangt,
so ist nach Ansicht des Gouvernements nicht zu
bezweifeln, daß durch die bei der Ausschließung
neuer Gebiete unerläßlichen Maßnahmen der Re-
gierung, wie Eintreibung der Steuern, Durch-
führung von Wegebauten unter schwierigen Ver-
pflegungsverhältnissen u. dgl., die Makas erregt
worden waren. Ob dabei besondere Fehler von
Seiten der Bezirksverwaltung gemacht worden, ob
diese Fehler einer einzelnen Persönlichkeit zum
Vorwurf zu machen sind oder lediglich in den
Verhältnissen begründet liegen, läßt sich vorläufig
noch nicht übersehen. Hierüber werden noch wei-
tere Ermittlungen angestellt, welche vor allem
auch benutzt werden sollen, um etwa gemachte
Fehler für die Zukunft zu vermeiden.
Eine neue Rarte von Kamerun in 1: 300000.
Mit G4 Baturi und H 4 Molundu sind die
ersten Sektionen der im Auftrage des Reichs-
Kolonialamts von der Firma D. Reimer (Ernst
Vohsen) herausgegebenen und von M. Meoisel
bearbeiteten Karte von Kamerun in 1: 300 000
erschienen.
Konnten die ersten Blätter der Spezialkarte von
Deutsch-Ostafrika in 1: 300000 schon 1895 und
die der Karte von Togo in 1:200000 wenigstens
im Jahre 1902 herausgegeben werden, so war
an die Bearbeitung der entsprechenden Karte von
Kamerun zu dieser Zeit noch gar nicht zu denken.
Es fehlte am Notwendigsten, an Aufnahmen.
Wie weit die geographische Erforschung Kameruns
bei Beginn des neuen Jahrhunderts noch rück-
ständig war, zeigt am besten die im Jahre 1901
veröffentlichte 6 Blatt-Karte von Kamerun aus
dem Großen Deutschen Kolonialatlas. Abgesehen
von wenigen Gebieten an der Küste, die wenigstens
Anfänge eines leidlich geschlossenen Kartenbildes
aufweisen, wird das ganze weite übrige Gebiet
der Kolonie nur von vereinzelten, oft recht dürf-
tigen Routen durchzogen, die allenthalben aus-
gedehnte, völlig unbekannte Flächen umspannen.
So zeigt z. B. das Gebiet der vorliegenden beiden
Blätter G4 und lI 4 und ihrer beiden westlichen
Anschlußblätter, abgesehen von den schmalen
Routenlinien der ersten Erkundungserpeditionen
von Dr. Plehn, Freiherrn v. Stein und Unter-