Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Kilindini und Mombassa, kann nur Kilindini von 
größeren Dampfern angelaufen werden. Das 
ganze Jahr hindurch wird ein regelmäßiger 
Schiffsverkehr mit Britisch-Ostafrika mur von zwei 
englischen Linien und der Deutschen Ostafrika= 
Linie unterhalten. Die deutsche Linie unterhält 
auch einen regelmäßigen Verkehr mit Bombay. 
Sie ist an den Gesamttransport fast mit der 
Hälfte beteiligt. 
Neue Landmarken für die Schiffahrt sind in 
Ras Serani (mit einem Hafenlicht 4. Ordnung) 
und in Port Malindi errichtet. 
Industrie und Bergbau. Die Industrie 
macht gute Fortschritte. In Nairobi hat eine 
Firma mit der Ausfuhr von Mehl nach Deutsch- 
Ostafrika in Wettbewerb mit dem von Bombay 
eingeführten Mehl begonnen. Sechs Wasser- 
kornmühlen sind in der Nyansa-Provinz, eine 
weitere durch einen Olmotor betriebene Korn- 
mühle ist in Maseno bei Kisumu in Betrieb. 
Die Sägemühle in Nairobi ist im Wachstum be- 
griffen. Zu erwähnen ist noch, daß mehrere 
Milchwirtschaften in guter Tätigkeit sind. Zu 
einer haben sich die Ansiedler des Lumbwa-Bezirks 
zusammengetan. Die Ziegel= und Dachpfannen- 
werke nahe Mombassa sind aus Mangel an 
Wasser nicht gut vorwärts gekommen. Doch hofft 
man für die Zukunft auf besseren Erfolg. Gerb- 
rinde hat in London sehr gute Preise erzielt. 
Eine Dampfwäscherei in Nairobi macht gute Fort- 
schritte; ebenso die Sisal-Hanfmühlen zwischen 
Nairobi und Fort Hall. 
Von Mineralien ist nur erwähnenswert, daß 
bei der Station Mackinnon Kohle entdeckt worden 
ist. Doch ist noch nichts Näheres bekannt. Die 
aus dem Magadi-See gewonnene Soda wird 
eventuell für die Kolonie eine gute Einnahme- 
quelle sein. Andere Mineralien von Bedeutung 
sind nicht aufgefunden. 
Ackerbau und Viehzucht haben sich, wie 
erwartet, günstig weiter entwickelt. 
Hochländer. Wegen der herrschenden Dürre 
ist der Ertrag der Mais= und Bohnenernte etwas 
zurückgegangen. Der Weizen deckt den Bedarf 
der Kolonie, und im nächsten Jahre wird man 
hier an Ausfuhrhandel denken können. Mit 
Gerbrindenbäumen sind in den letzten 15 Monaten 
etwa 2000 Acre (ein Acre = 40,5 Ar) angepflanzt 
worden. Die Gerbrinde verspricht eine große 
Rolle in der Landwirtschaft zu spielen. Das 
Rindvieh hat unter Krankheiten zu leiden gehabt. 
Der Schafbestand ist gewachsen. Man hat 
Merinos mit eingeborenen Schafen mit gutem 
Erfolge gekreuzt. Maulesel sind aus Abessinien 
eingeführt worden. Schweine kamen gut fort. 
Doch übertrifft die Nachfrage nach gutem Speck 
  
noch das Angebot. 
gute Fortschritte. 
Küste und Nyansa-Becken. Der Baum- 
wollanbau hat gute Fortschritte gemacht. Jedoch 
kann man eine besonders große Baumwoll- 
ausfuhr nicht erwarten, es sei denn, daß man 
die Ufer des Juba und Tana künstlich be- 
wässert. Dann könnte man wohl noch 500 000 
Acre für den Baumwollanbau geeignet machen. 
Kopra= und Gummiausfuhr wächst ständig. 
Mehrere Gesellschaften haben sich gebildet, die 
beträchtliche Strecken Land mit Gummi bebanen 
werden. Sisalhanf, Sesamsamen und Mais 
wurden ebenfalls mehr als im Vorjahre aus- 
geführt. Die Regierung ermutigt die Eingeborenen, 
Die Straußenzucht macht 
Sesam anzupflanzen. 
Die Regierung unterhält an vier Plätzen 
Versuchsfarmen. Man hat dort versucht, einen 
Bastardweizen zu züchten, der dem Rost Wider- 
stand leistet und rechnet auf Erfolg. Zuchttiere 
werden in den einzelnen Farmen gehalten und 
an die Farmer weitergegeben. Die Versuchsfarm 
in Kibos ist in der Hauptsache im Interesse der 
Eingeborenen errichtet, die von hier aus Saat 
erhalten und über den Anbau belehrt und später 
kontrolliert werden. 
Krankheiten räumen noch immer in erheb- 
lichem Maße unter dem Viehbestand auf. Als 
Schutzmaßregeln läßt man die Tiere impfen, ver- 
bietet das Weitertreiben des Viehs ohne Ge- 
nehmigung und zäunt die verseuchten Gebiete ein. 
Der Weizen hat unter Rost sehr zu leiden. Die 
dem Rost Widerstand leistende Sorte Rietti bürgert 
sich mehr und mehr ein. Verdächtige Saat wird 
geräuchert. 
Verkehr: Eisenbahn. Die Uganda-Eisen- 
bahn hat eine Länge von 585 Meilen und bis- 
her einen Kostenaufwand von 5 448 662 K ver- 
ursacht. Die Einkünfte aus der Bahn belanfen 
sich auf 300 116 LC gegen 246 146 L im Vor- 
jahre. Die Ausgaben betrugen 1 201 596 K gegen 
180 279 L im vorhergehenden Jahre. 77 478 
Tonnen Waren wurden im ganzen befördert. 
Es ist auch hier ein guter Fortschritt zu ver- 
zeichnen. Die Zahl der im Berichtsjahre be- 
förderten Passagiere stieg von 226 571 im Jahre 
1909/10 auf 301 703. Vier Dampfer besorgten 
den Verkehr auf dem Victoria-See und haben 
34 115 Tonnen, noch einmal soviel wie im Vor- 
jahre befördert. 
Zwei Zweigbahnen, eine von Nairobi, die 
andere nach dem Magadi-Salzsee, sind in Angriff 
genommen. 
Straßen. 
ausgegeben. 
Post und Telegraph. Die Einnahmen be- 
trugen 24 329 E&, die Ausgaben 31 876 L 
Für Straßenbau wurden 6966 L
	        
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