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dies ein durch tropisch-üppige Vegetation des
Unterholzes verwilderter, von einer Anzahl größerer
Bäche durchschnittener Olpalmenwald, in welchem
Hütten von Eingeborenen stehen. Die feuchte
Waldluft scheint der Glossina palpalis, wie ähn-
liches auch aus den westafrikanischen Urwäldern
berichtet wird, besonders zu behagen, so daß sie
hier nicht wie am Victoriasee sich an offenes
Wasser bindet. Die Verseuchung der Einwohner des
Mtara-Waldesistsehr stark. Stabsarzt Penschke hat
darüber folgende Zahlen zusammengestellt. Bewohnt
sind noch 400, ausgestorben 204 Hütten. Insgesamt
find 550 Personen gestorben; von den noch
lebenden sind 890 gesund, 400 krank. Bei
meiner Anwesenheit war die Kigali-Straße etwa
150 Meter breit im Mtara-Wald freigeschlagen,
die Straße ging in weiten Schlängelungen durch
die gerade freigeschlagene Fläche, Unterholz war
bereits wieder üppig nachgewachsen (Abb. 8). Auf
dem Wege fanden wir keine Fliegen, aus dem nicht
freigeschlagenen Walde brachten die Fliegenfänger
zwei Palpales. Die Kommission unter Führung
von Oberstabsarzt Ollwig, welche kurz vor mir
den Wald besichtigt hatte, hat folgende Maß-
nahmen vorgeschlagen: 1. Nochmalige Nachholzung
mit Verbreiterung auf 200 Meter und Gerade-
legung der Straße; 2. Entfernung der Einwohner
aus dem Walde. (Es kommen noch etwa 80
Familien in Betracht); 3. Sperrung des Waldes
jedoch Freigabe der Kigali-Straße. Dem Besitzer
des Waldes werden für die Zeit der Sperrung
100 Rupie jährliche Entschädigung, jeder Familie
bei Verlegung 10 Rupie bezahlt. Es ist zu
hoffen, daß in einigen Jahren bei strenger
Sperrüng des Waldes die darin vorhandenen
Glossinen aus Nahrungsmangel wesentlich an Zahl
abgenommen und daß die noch vorhandenen an
Infektiosität eingebüßt haben. Dann wird man
daran gehen können, den Wald zu sanieren, und
zwar in der Weise, daß man das Unterholz ent-
fernt und den Wald lichtet, aber die besten Palmen
stehen läßt. In einem gut gehaltenen Olpalmen-
wald werden sich Glossinen nicht halten können,
sondern nur in einem verwilderten.
Sanierungsarbeiten, wie das Freischlagen der
Kigali-Straße im Mtara-Wald, bringen erhöhte
gesundheitliche Gefahren für die Arbeiter mit sich,
was auch dann nicht ganz unbedenklich ist, wenn
diese Arbeiter nur den Anwohnern entnommen
find. Ich habe daher Stabsarzt Dr. Penschke
den Schutz der Arbeiter durch weiße Kleidung
empfohlen, eine Maßregel, für die schon früher
Dr. Kandt eingetreten ist. Auch an einer anderen,
südlicher am Tanganika gelegenen, ähnlich ge-
fährdeten Abholzungsstelle habe ich diesen Vor-
schlag wiederholt. Einen absoluten Schutz vor
Fliegenstichen wird man durch Bekleidung der
werden.
Arbeiter allerdings nicht erzielen, aber schon eine
Verminderung der Gefahr rechtfertigt den Versuch.
Am Tanganikasee habe ich auch den Russissi
von seiner Mündung aus mit dem Boot befahren.
Die Flußufer sind nahe der Mündung mit Schilf
bewachsen, Glossinen in nicht sehr großer Zahl
verfolgten das Boot, ich konnte dreier habhaft
Bei der untersten Fähre hört das
Schilf auf und es beginnt eine bis ans Flußufer
reichende Grasweide. Auf Abbildung 9 ist bei
den Bäumen die unterste Fähre über den Russissi
zu sehen. Ich glaube, daß die Reinigung der
Russissi-Mündung möglich ist und durchgeführt
werden sollte, zumal da am Nordufer des Tan-
ganikasees stets sehr viele Fischerboote verkehren
und eine Kontrolle, daß diese Boote nicht in die
zahlreichen Mündungen einfahren, kaum möglich
sein dürfte.
Auf der Fahrt von Usumbura nach Udjidji
besuchte ich zunächst die am nördlichsten gelegene
Schlafkrankenbehandlungsstelle Migera, wo ein
Sanitätsunteroffizier stationiert war. Er hatte
etwa 150 Kranke an vier Tagen im Monat mit
Atoxyl einzuspritzen; seine Hauptaufgabe bestand
aber in Abholzungen im Bereich seines bis
Usumbura reichenden Wirkungskreises. Das See-
ufer war überall schon früher saniert, dagegen
mußte die Palpalis noch in den zahlreichen Fluß-
tälern vertilgt werden. Die beiden Usumbura
benachbarten Flußläufe waren noch nicht abge-
holzt, sie sollten aber noch vor Beginn der Regen-
zeit fertiggestellt werden; dagegen war von da
südwärts schon eine Reihe von Bächen und
Flüssen mit durchschnittlich etwa 300 Arbeitern
durch Abholzungen von der Glossina palpalis
befreit.
In dem sdüdlich sich anschließenden Schlaf-
krankenlager Urambi (Oberarzt Eckard) besich-
tigte ich einen abgeholzten Flußlauf (Abb. 10). Die
Abholzungen der Flüsse werden, nach gründlichem
Absuchen nach Glossinen, etwa eine halbe Stunde
oberhalb der obersten Stelle, an welcher Glossinen
noch gefunden worden sind, begonnen und von
da nach unten bis zur Mündung in den Tan-
ganika durchgeführt. Abgeholzt wird hauptsäch-
lich das niedrige Gebüsch, große Bäume bleiben
stehen, von Olpalmen werden nur die unteren
herabhängenden verdorrten Wedel entfernt, ebenso
werden Bananenpflanzungen nur durch Ent-
fernung der abgedorrten Blätter gelichtet. Die
abgeschnittenen Pflanzenteile werden zu Haufen
gestapelt und wenn sie durch die Sonne getrocknet
sind, in Brand gesteckt. Sehr wichtig ist, daß bei
diesen Abholzungen die Anpflanzungen der Ein-
geborenen in der Regel nicht beschädigt zu werden
brauchen; nur einmal hat Oberarzt Eckard beob-
achtet, daß in einer sehr hoch und üppig ge-