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matisation, welche diese Ansiedler in Palästina
durchgemacht haben, für sie eine nicht zu unter-
schätzende Vorbereitung zur Angewöhnung an das
Klima der tropischen Hochländer gebildet hat.
Jur Landeserhundung im Bezirk Langenburg.
Von Hauptmann v. Trotha.
1. Das Wasokiri-Gebiet.
Das Gebiet der Wasokiri oder Wakonde
zerfällt in zwei Teile, das Ober= und Unterland,
deren Bevölkerung gleiche Bräuche und Sitten
haben und trotz der verschiedenartigen Stammes-
bezeichnung (Wakukwe am Rungwe, Wamuamba
am Kiöjo usw.) einem Ursprung angehören.
Das Oberland ist rein vulkanisch aufgebaut.
Es befinden sich daselbst zwei große Vulkane, der
Rungwe und der Kiöjo. Von diesen entspringen
die Flußsysteme des Mbaka, Lufirio und Kiwira,
letztere beide nehmen außerdem die Wasser der
Randgebirge auf. Das Oberland besteht meistens
aus vulkanischer Asche, in die sich die einzelnen
Flüsse tief eingeschnitten haben. Das Unterland
ist reine Steppe. Die Siedlungen der dort
wohnenden Wasokiri befinden sich längs der drei
obengenannten Flüsse. In der Regenzeit ist
das Unterland in fast unpassierbarer Weise ver-
sumpft.
Im ganzen Gebiete der Wasokiri ist reichlich
Verpflegung zu erhalten, hauptsächlich Bananen,
Mais, Bohnen, Hühner und Rindfleisch. Im
Unterlande werden außerdem große Mengen an
Reis angebaut. Wenngleich reichlich Verpflegung
vorhanden ist, so ist doch die Beschaffung schwierig,
da die Wasokiri in dieser Hinsicht von einer
außerordentlichen Zurückhaltung sind.
Die Wasserverhältnisse sind recht gut, da die
drei Hauptflüsse und fast sämtliche Nebenflüsse
dauernd fließen und sich überall reichliche Quellen
befinden.
Das Unterland ist voll Mosquitos und in-
folgedessen ungesund, im Oberlande finden sich
bis in die Berge hinein in allen Bananenhainen
Anopheles. Rückfallfieber ist an der Straße
Neu-Langenburg — Mwaja. Im Bezirke verteilt
liegen mehrere Lepraheime.
Im Wasokiri-Gebiete sind drei Stationen,
Neu-Langenburg als Hauptstation der Ver-
waltung, Mwaja als Nebenstation und Zollamt,
und Massoko als Garnison. Neu-Langenburg
und Massoko sind verteidigungsfähig befestigt.
Mwaja ist gänzlich offen, trotzdem es in dem
sehr stark bevölkerten Unterlande liegt, schwach
besetzt und ein Ausweichen auf dem See anßer-
ordentlich schwierig ist.
Die Bevölkerung kennt keine Befestigungen.
Die Leute wohnen in langen aus Bambus und
Gras gebauten Schuppen familienweise zusammen,
gleichzeitig mit ihrem Vieh. Die Hütten sind
schmutzig wie die Bewohner. Häuptlinge, die
einen wesentlichen Einfluß auf ihre Leute haben,
scheint es nicht zu geben. Die Häuptlinge des
Unterlandes sollen jedoch mehr Autorität besitzen.
Der Viehreichtum im Wasokiri-Gebiet ist be-
deutend. Im Unterlande soll Küstenfieber vor-
gekommen sein.
Im Gebiete der Wasokiri gibt es folgende
Straßen: Eine Fahrstraße Neu-Langenburg—
Mwasa, eine Straße Neu-Langenburg—Massoko—
Neu-Wangemannshöhe, die weiter nach Bulongwa
—lbenaposten geht und die südliche Hauptstraße
nach Iringa darstellt. An dieser Straße ist eine
Heliographen-Linie fertiggestellt und später die
Telegraphenlinie in Aussicht genommen. Von
Neu-Langenburg nördlich geht eine Straße nach
Rungwe (Mission) und weiter nach dem Haupt-
dorf von Ussangu. Dies ist die nördliche Straße
nach Iringa. Nach Westen geht eine Straße
über den Igale-Paß nach Itaka—Bismarckburg.
Außerdem gibt es einige Verbindungsstraßen
zwischen den Verwaltungs-, Militär= und Missions-
stationen. Alle Straßen im Wasokiri-Gebiet sind
in guter Ordnung, jedoch stellenweise zu schmal,
als daß man in Gruppenkolonne marschieren
könnte. Brücken über die reißenden Flüsse
Kiwira, Mbaka, Lufirio gibt es nicht. Statt
dessen sind an den Straßenübergängen Triften
aus aufgeschichteten Steinen gemacht, durch die
in der Trockenheit das Wasser fließt. In der
Regenzeit sind sie bei Hochwasser nicht zu passieren
oder doch wenigstens sehr schwierig. Die Straße
Neu-Langenburg— Mwaja ist fahrbar und hat bei
Kilometer 19 eine massive Brücke über den Mbaka,
bei Kilometer 13 eine Fähre; letztere kann Fuhr-
werk übersetzen.
Die Wasokiri sind ein weichlicher Menschen-
schlag und außerhalb ihres Bananengürtels noch
weniger zu gebrauchen als sonst. Als Träger
für außerhalb kommen sie nicht in Betracht. Als
Arbeiter leisten sie wenig. Ihr Verhalten der
Verwaltung gegenüber ist ablehnend. Gegen
frühere Einfälle der Wangoni und Wahehe haben
sie sich mit Erfolg gewehrt; doch sind sie nie über
ihre eigenen Grenzen hinaus kriegerisch tätig
gewesen, was schon aus ihrer Ernährung durch
Bananen und Milch, die sie anderswo nicht
haben, erklärlich ist.
2. Das Gebiet der Njassa — Tanganjika-
Straße.
Westlich von Neu-Langenburg sind zwei Straßen
angelegt. Die Hauptstraße Neu-Langenburg—