Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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matisation, welche diese Ansiedler in Palästina 
durchgemacht haben, für sie eine nicht zu unter- 
schätzende Vorbereitung zur Angewöhnung an das 
Klima der tropischen Hochländer gebildet hat. 
Jur Landeserhundung im Bezirk Langenburg. 
Von Hauptmann v. Trotha. 
1. Das Wasokiri-Gebiet. 
Das Gebiet der Wasokiri oder Wakonde 
zerfällt in zwei Teile, das Ober= und Unterland, 
deren Bevölkerung gleiche Bräuche und Sitten 
haben und trotz der verschiedenartigen Stammes- 
bezeichnung (Wakukwe am Rungwe, Wamuamba 
am Kiöjo usw.) einem Ursprung angehören. 
Das Oberland ist rein vulkanisch aufgebaut. 
Es befinden sich daselbst zwei große Vulkane, der 
Rungwe und der Kiöjo. Von diesen entspringen 
die Flußsysteme des Mbaka, Lufirio und Kiwira, 
letztere beide nehmen außerdem die Wasser der 
Randgebirge auf. Das Oberland besteht meistens 
aus vulkanischer Asche, in die sich die einzelnen 
Flüsse tief eingeschnitten haben. Das Unterland 
ist reine Steppe. Die Siedlungen der dort 
wohnenden Wasokiri befinden sich längs der drei 
obengenannten Flüsse. In der Regenzeit ist 
das Unterland in fast unpassierbarer Weise ver- 
sumpft. 
Im ganzen Gebiete der Wasokiri ist reichlich 
Verpflegung zu erhalten, hauptsächlich Bananen, 
Mais, Bohnen, Hühner und Rindfleisch. Im 
Unterlande werden außerdem große Mengen an 
Reis angebaut. Wenngleich reichlich Verpflegung 
vorhanden ist, so ist doch die Beschaffung schwierig, 
da die Wasokiri in dieser Hinsicht von einer 
außerordentlichen Zurückhaltung sind. 
Die Wasserverhältnisse sind recht gut, da die 
drei Hauptflüsse und fast sämtliche Nebenflüsse 
dauernd fließen und sich überall reichliche Quellen 
befinden. 
Das Unterland ist voll Mosquitos und in- 
folgedessen ungesund, im Oberlande finden sich 
bis in die Berge hinein in allen Bananenhainen 
Anopheles. Rückfallfieber ist an der Straße 
Neu-Langenburg — Mwaja. Im Bezirke verteilt 
liegen mehrere Lepraheime. 
Im Wasokiri-Gebiete sind drei Stationen, 
Neu-Langenburg als Hauptstation der Ver- 
waltung, Mwaja als Nebenstation und Zollamt, 
und Massoko als Garnison. Neu-Langenburg 
und Massoko sind verteidigungsfähig befestigt. 
Mwaja ist gänzlich offen, trotzdem es in dem 
sehr stark bevölkerten Unterlande liegt, schwach 
besetzt und ein Ausweichen auf dem See anßer- 
ordentlich schwierig ist. 
  
Die Bevölkerung kennt keine Befestigungen. 
Die Leute wohnen in langen aus Bambus und 
Gras gebauten Schuppen familienweise zusammen, 
gleichzeitig mit ihrem Vieh. Die Hütten sind 
schmutzig wie die Bewohner. Häuptlinge, die 
einen wesentlichen Einfluß auf ihre Leute haben, 
scheint es nicht zu geben. Die Häuptlinge des 
Unterlandes sollen jedoch mehr Autorität besitzen. 
Der Viehreichtum im Wasokiri-Gebiet ist be- 
deutend. Im Unterlande soll Küstenfieber vor- 
gekommen sein. 
Im Gebiete der Wasokiri gibt es folgende 
Straßen: Eine Fahrstraße Neu-Langenburg— 
Mwasa, eine Straße Neu-Langenburg—Massoko— 
Neu-Wangemannshöhe, die weiter nach Bulongwa 
—lbenaposten geht und die südliche Hauptstraße 
nach Iringa darstellt. An dieser Straße ist eine 
Heliographen-Linie fertiggestellt und später die 
Telegraphenlinie in Aussicht genommen. Von 
Neu-Langenburg nördlich geht eine Straße nach 
Rungwe (Mission) und weiter nach dem Haupt- 
dorf von Ussangu. Dies ist die nördliche Straße 
nach Iringa. Nach Westen geht eine Straße 
über den Igale-Paß nach Itaka—Bismarckburg. 
Außerdem gibt es einige Verbindungsstraßen 
zwischen den Verwaltungs-, Militär= und Missions- 
stationen. Alle Straßen im Wasokiri-Gebiet sind 
in guter Ordnung, jedoch stellenweise zu schmal, 
als daß man in Gruppenkolonne marschieren 
könnte. Brücken über die reißenden Flüsse 
Kiwira, Mbaka, Lufirio gibt es nicht. Statt 
dessen sind an den Straßenübergängen Triften 
aus aufgeschichteten Steinen gemacht, durch die 
in der Trockenheit das Wasser fließt. In der 
Regenzeit sind sie bei Hochwasser nicht zu passieren 
oder doch wenigstens sehr schwierig. Die Straße 
Neu-Langenburg— Mwaja ist fahrbar und hat bei 
Kilometer 19 eine massive Brücke über den Mbaka, 
bei Kilometer 13 eine Fähre; letztere kann Fuhr- 
werk übersetzen. 
Die Wasokiri sind ein weichlicher Menschen- 
schlag und außerhalb ihres Bananengürtels noch 
weniger zu gebrauchen als sonst. Als Träger 
für außerhalb kommen sie nicht in Betracht. Als 
Arbeiter leisten sie wenig. Ihr Verhalten der 
Verwaltung gegenüber ist ablehnend. Gegen 
frühere Einfälle der Wangoni und Wahehe haben 
sie sich mit Erfolg gewehrt; doch sind sie nie über 
ihre eigenen Grenzen hinaus kriegerisch tätig 
gewesen, was schon aus ihrer Ernährung durch 
Bananen und Milch, die sie anderswo nicht 
haben, erklärlich ist. 
2. Das Gebiet der Njassa — Tanganjika- 
Straße. 
Westlich von Neu-Langenburg sind zwei Straßen 
angelegt. Die Hauptstraße Neu-Langenburg—
	        
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