Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Galeriewäldern durchsetzte Grasfläche übergeht. 
Das Stromgebiet des Nana scheint äußerst fruchtbar 
zu sein. Die Ortschaften sind groß und geschlossen 
angelegt. Die Bevölkerung scheint ziemlich zahl- 
reich zu sein. In einzelnen Dörfern wurden 
300 Männer gezählt. Soweit Zählungen an- 
gestellt wurden, war die Zahl der Männer und 
Weiber ungefähr gleich, die der Kinder überwog. 
Die Bevölkerung ist kräftig und macht auch einen 
intelligenten Eindruck. Mit Ausnahme von 
Babua, Gaza, Aba und einigen andern grö- 
ßeren Ortschaften ist der Rindenschurz als Be- 
kleidung vorherrschend, nur die Jauros und 
Head-Leute tragen fast durchweg Haussagewänder. 
Wasfen wurden fast nirgends gesehen. 
Der Einfluß von Kunde hat früher weit bis 
hinunter nach Gaza gereicht. Jetzt ist wohl 
Babua der einflußreichste Häuptling. Weiter 
haben großen Einfluß Bibiti, Abba, Tschakani 
und Gaza. Eines wenig guten Rufes erfreuen 
sich eine Reihe von anderen Häuptlingen. Es 
wird von ihnen behauptet, daß sie besonders 
Karawanen gefährlich seien, die sie abfingen, 
töteten und auffräßen. Die Häuptlinge scheinen 
ihre Leute durchweg in der Hand zu haben und 
sollen von den Franzosen sehr unterstützt worden 
sein. 
Das Stromgebiet des Uham soll eine aus- 
gesprochene Regen-- und Trockenzeit haben und 
gilt im allgemeinen als gesund, ebenso — nach 
Angabe französischer Kaufleute — die Gegend 
von Kunde und Babua. Bon Schlafkrankheit 
ist nördlich der Linie Gaza—Carnot wenig 
bekannt, wohl aber in Gaza und südlich davon. 
Die Eingeborenen bekämpften die Krankheit hier 
durch ein Sympathiemittel und durch Be- 
schwörungen. 
Die Eingeborenen beschränkten sich bis jetzt 
darauf, um ihre Steuer bezahlen zu können, 
den in den Galeriewäldern vorhandenen Lianen- 
gummi auszubeuten, den sie an die Konzessions- 
gesellschaften, die je einen Vertreter in Babua 
und Buala haben, ablieferten. Der gellieferte 
Gummi soll ihnen dann als Steuerleistung gut- 
geschrieben worden sein. ülberall traten die Häupt- 
linge mit der Bitte heran, es sollten doch Händler 
kommen. Vielfach boten sich Leute zur Arbeit 
an und ich habe versuchsweise 25 Mann mit- 
genommen. Ich glaube, wenn es die Firmen 
richtig anfangen und die Leute ordentlich be- 
handeln und für sie sorgen, werden sie einen Teil 
ihres Arbeiterbedarfs hier decken können. 
Bon Haussa-Niederlassungen wurden nur 
eine größere in Babua und eine kleine in Gaza 
angetroffen. In Abba saß ein schwarzer Mon- 
ropiahändler, der Matten einkaufte, die er dann 
nach Carnot schickte. 
  
— 
Die Steuerkraft der Bevölkerung besteht in 
den nicht allzu großen Beständen an Lianen= 
gummi und der Arbeit ihrer Hände. Allgemein 
waren die Klagen über die rücksichtslose Art der 
Steuereintreibung der franzöfischen Soldaten. 
Die Wege sind, mit Ausnahme der Verkehrs- 
straße Babug—Carnot, in einem schlechten Zu- 
stand. Brücken sind so gut wie unbekannt. Über 
den Mambere, Nana und einige andere größere 
Wasser führen Hängebrücken. 
Die Eingeborenen hatten, als sie vom An- 
marsch der deurschen Truppe hörten, ihr Mög- 
lichstes getan, um die Wege passierbar zu machen. 
Nana, Mambere und die anderen größeren 
Flüsse sind zu reißend, um als Verkehrsstraßen 
in Betracht zu kommen. 
Von einem Viehbestand sowohl an Klein= 
wie Federvieh kann man nicht reden. 
Der Wildreichtum soll nicht sehr groß sein. 
Persönlich habe ich — allerdings war das Gras 
sehr hoch — kein Stück Wild gesehen. 
Übernahme des Bezirks Gara-Binzam. 
Aus dem Berichte des mit der übernahme beauftragten 
Führers der 10. Kompagnie der Schutztruppe von 
Kamerun, Hauptmanns v. Heigelin. 
Die 11. Kompagnie marschierte in der Stärke 
von 8 Europäern, 125 Soldaten sowie 526 Trä- 
gern und 6 Reittieren am 2. September von 
Jaunde über Widimenge nach Sangmelima 
ab. Von dort wurde der Marsch über Minkang, 
Malen (eduk), Bindum, Nkumadjab auf 
Alad bei Grenzpfeiler 13 fortgesetzt. Die ganze 
Strecke zwischen Nkumadjab und der alten Süd- 
grenze ist Busch, durch den die beiden Flüsse 
Okuma und Lele fließen. Das Dorf Alad ist 
nicht mehr vorhanden. Leutnant Kleemenn, 
der zur Erkundung vorausgeschickt war, ging 
zuerst über die Grenze und lagerte in dem ersten 
französischen Dorf Engangol. Die Eingeborenen 
machten keine Schwierigkeiten und brachten willig 
und hinreichend Verpflegung. Ich beeilte mich 
zu folgen und traf am 28. September in Alati, 
eine Stunde südlich von Engangol, ein. Auch 
in diesem Dorf hatte ich keinerlei Schwierigkeiten. 
Ob der Weg Nkumadjab—üAlati in der hohen 
Regenzeit passierbar ist, bleibt vorerst sehr zweifel- 
haft. An demselben Tage noch schickte ich einen 
Eilboten nach Gara--Binzam, um mich m 
dem dortigen franzößischen Befehlshaber über den 
einzuschlagenden Weg zu verständigen. Dos n 
RNkumadjab über Akoafim an die Kompagnie ge- 
langte Schreiben des Kapitäns Fantrat ans 
M'Bahdi gab keinen genauen Aufschluß über 
die Anmarschwege. Der Rest der Kompagnie 
wurde inzwischen in zwei Abteilungen nachgezogen.
	        
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