Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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In Ambam erhielt ich vom Bezirkschef von 
Woleu-Ntem, Hauptmann Lecann, ein Schreiben, 
betreffend die Marschwege zu den einzelnen Posten, 
und trat alsdann mit ihm wegen der Einzelheiten 
der Übergabe in Verbindung). 
Nach zwei Tagen, am 25. September, er- 
reichte die Kompagnie Akonanji. Es befand sich 
hier früher das Lager des verstorbenen Haupt- 
manns Foerster (Grenzexpedition 1906). 
Die Kompagnie unter Führung des Leutnants 
Fehn sollte nun vorläufig daselbst verbleiben, 
während ich mit Leutnant v. Scheffer, Ser- 
geant Hahn, 30 Soldaten und den erforderlichen 
Trägern über Bitam nach Oyem weitermarschierte. 
Da sich aber in Akonanji schon nach wenigen 
Tagen große Verpflegungsschwierigkeiten einstellten 
und dies, wie festgestellt wurde, auch in der 
weiteren Umgebung der Fall gewesen wäre, schickte 
ich der Kompagnie den Befehl, den Marsch nach 
Oyem fortzusetzen. Die Eingeborenen an der 
Straße Akonanji—Bitam—Oyem hatten sich bereit 
erklärt, genügend Verpflegung zu liefern. Die 
nicht erforderlichen Lasten verblieben unter Be- 
deckung in Akonanji. Der Postenführer von 
Bitam, Feldwebel Mallet, wurde von mir be- 
nachrichtigt, daß ich gezwungen wäre, seinen 
Posten zu passieren, da kein anderer Weg nach 
Oyem vorhanden sei. 
Die Grenze wurde unmittelbar nach dem Uber- 
setzen über den Kye-Fluß überschritten. 
Der Weg Akonanji—Bitam —Oyem ist ein 
freigeschlagener Buschweg, der dauernd über 
kleinere Berge sowie über 57 größere und kleinere 
Flüsse und 38 Sümofe, teilweise mehrere hundert 
Meter breit, führt. Soweit Brücken vorhanden sind, 
sind sie von den Eingeborenen in notdürftigster 
Weise hergestellt und häufig kaum noch brauchbar, 
die Flüsse mußten auf schnell hergestellten Flößen 
passiert werden. Von Bitam ab befanden sich 
zahlreiche Dörfer am Wege, so daß kein Ver- 
pflegungsmangel eintrat. Wenn die Herbeischaffung 
einige Male längere Zeit in Anspruch nahm, so 
läßt sich das damit erklären, daß die Eingeborenen 
nicht gewöhnt sind, an die Behörden Verpflegung 
zu liefern, da man französischerseits solche (Reis 
und Corned-Beef) stets mit sich führte und größere 
Trägerkolonnen bisher wohl nur selten durch- 
kommen. Auch hatten sich von vielen Dörfern 
die Leute in dem Busch versteckt, so daß die 
Häuptlinge, die durchweg entgegenkommend waren, 
um Träger zum Holen der Verpflegung baten. 
Die Bezahlung mit Geld war den Häuptlingen 
vielfach fremd, da sie von den französischen Be- 
hörden häufig mit Salz, Tabak und anderen 
Waren bezahlt wurden. 
In allen Dörfern waren zahlreiche Gewehre 
vorhanden, die meisten geladen, ebenso wurde in 
  
den Dörfern, in denen übernachtet wurde, Pulver 
gefunden. Die Eingeborenen machten hieraus 
kein Hehl, sondern trugen die Gewehre offen zur 
Schau. Über den Wechsel in der Nationalität 
waren die Eingeborenen überall orientiert. 
Die Länge des Weges Ambam —Akonanji— 
Bitam—Oyem beträgt ungefähr 140 km. In 
ganz besonders schlechtem Zustande befindet sich 
die Strecke Akonanji—Bitam; sie wird wegen 
der dort befindlichen vielen großen Gewässer 
(20 Flüsse, 14 Sümpfe) schwer in Ordnung zu 
bringen sein. Es dürfte sich daher empfehlen, 
von Ambam aus den Weg über Nkin nach Bitam 
bzw. über Tsambalika zu nehmen. Eine end- 
gültige Erkundung, welches der geeignetere Weg 
ist, konnte noch nicht vorgenommen werden. 
Am 30. September traf ich in Oyem ein und 
wurde durch den Stationschef, der für die Untei- 
bringung und Verpflegung Sorge getragen hatte, 
auf das Zuvorkommendste empfangen. 
In gleicher Weise hatte sich auch der Posten- 
führer von Bitam der Abteilung angenommen. 
Auch während des 2½tägigen Zusammenseins in 
Oyem war das Verhalten der französischen Be- 
satzung der deutschen Abteilung gegenüber sehr 
liebenswürdig und kameradschaftlich. 
Die Übernahmeverhandlungen verliefen glatt. 
Am 3. Oktober, 6 Uhr morgens, verließ die 
französische Abteilung Oyem. Die Posten Bitam, 
Minvul und Nzork waren bereits am 30. Sep- 
tember geräumt und die Gebäude an die be- 
treffenden Dorkhäuptlinge übergeben worden. 
Die Station Oyem ist auf einem langgestreckten 
Bergrücken gelegen, dessen Abhänge noch mit Ur- 
wald bestanden sind. Die Lage ist insofern nicht 
günstig gewählt, als man nicht den hcbchsten 
Punkt des Bergrückens gewählt hat, was keinerlei 
andere Nachteile gehabt haben würde. Unmittel- 
bar an die Station schließen sich auf zwei Seiten 
größere Dörfer an, von denen das eine die Station 
überhöht. 
Die Häuser für Europäer sowie die Kammer 
und Munitionsgebäude, die Wache und das Ge- 
fängnis sind aus ungebrannten Lehmziegeln er- 
baut und mit Matten gedeckt und ebenso wie die 
Türen, Fenusterläden und Fußböbßen als auch die 
Möbel in der einfachsten Art gehalten. Die Sol- 
datenhäuser und die übrigen Baulichkeiten sind 
aus Buschmaterial hergestellt. 
Die Wasserverhältnisse sind leidlich. Irgend- 
welche Befestigungen bzw. Reduits sind weder in 
Oyem noch auf den drei Posten angelegt worden. 
Dörfer sind in der näheren Umgebung der Station 
zahlreich vorhanden.
	        
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