Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Edea mit vollem Gepäck marschiert waren, drin- 
gend der Ruhe bedurften. Auch hatte sich Sani- 
tätssergeant Röse wegen schwerer Malaria legen 
müssen. Am 20. erfolgte der Weitermarsch ohne 
ihn und ohne zwei an Lungenentzündung er- 
krankte Soldaten. 
Leutnant Tamm hatte sich wegen des An- 
marsches auf Mbaiki mit dem Stationschef von 
Mbaiki Leutnant Charleuf in Verbindung ge- 
setzt; dabei war folgender Weg vereinbart worden: 
Nola— Wampiron — Barondo — Bodingo- 
quelle —zweites Buschlager am Bodingo— 
Kamba—Oro—N'Goundi— Mbaerefluß— 
Bak Baia—Ngold und Übergang über den 
Lobayefluß —Ngold (linkes Ufer) — Bolemba — 
Buaka —Mbaili. 
Da auf diesem Wege erhebliche Verpflegungs- 
schwierigkeiten zu erwarten waren, hatte Leutnant 
Tamm in Nola 2000 kg Mais und Kassadamehl 
angekauft und den Polizeimeister Rohr mit 200 
Trägern voraufgeschickt, um an den einzelnen 
Plätzen Verpflegungsdepots anzulegen. Ohne 
diese Maßregel wäre der Marsch auf dem ge- 
nannten Wege einfach unmöglich gewesen. 
Ferner hatte Leutnant Tamm zur Erleich- 
terung der Träger bei der Compagnie Forestidre 
Sangha-Oubangui in N'Goundi acht Kanus 
bestellt, die einen Teil der Lasten den Bodingo 
abwärts und den Lobaye aufwärts bis Ngold 
bringen sollten. 
In Moguba, dem zweiten Lager am Bodingo, 
der von hier an schiffbar wird, fand ich auch die 
Kanus vor, aber auch gleichzeitig eine Nachricht 
von Polizeimeister Rohr aus N'Goundi, daß der 
Weitermarsch auf dem angegebenen Wege un- 
möglich sei, da der Weg N'Goundi—Mbaerefluß 
—Bak Baia schon seit Jahren nicht mehr bestehe 
und die Dörfer an dieser Straße wegen der Schlaf- 
krankheit abgewandert seien. Kein Eingeborener 
wolle den Weg mehr kennen. 
Diese Nachricht war eine erhebliche Störung 
in dem berechneten Programm. Ich hätte bei 
Einhaltung der angegebenen Marschzeiten am 
31. Januar in Mbaiki sein können, jetzt wurde 
dies fraglich. 
Ein Teil der Lasten ging auf den acht Kanus 
zunächst nach N'Goundi, während ich mit den 
Leuten noch zwei anstrengende Märsche bis 
N'Goundi hatte. Hier entschloß ich mich zu fol- 
gender Maßnahme: Mein Unteroffizier mußte mit 
den Lasten und einem Teil der Soldaten der 
ersten Staffel auf dem nunmehr einzig möglichen 
Wege über Bambio (ehem. Posten), Grimma 
(Lamba), Ngotto, Ngold — Bolemba mar- 
schieren; ihm schloß sich der Rest der Nola- 
träger mit Verpflegung an, um auch weiter für 
die nachfolgenden Staffeln Depots anzulegen. 
  
  
Den Polizeimeister Rohr schickte ich nach Nola 
zurück. Ich selbst benutzte mit 20 Soldaten so- 
wie den nötigsten Lasten und Trägern die acht 
(kleinen) Kanus und kam den ersten Tag bis zum 
Mbaerefluß, den zweiten Tag bis Bak Baia 
und marschierte dann den Weg Bolemba— 
Buaka —Mbaiki; am 31. mittags bezog ich 
im Dorfe Mbaiki Lager. Der ganze Weg 
Barondo —N'Goundi ist lediglich Negerpfad 
und teilweise sehr schwierig. Er diente bisher 
nur den Post= und Eilboten der Compagnie Fo- 
restidre Sangha-Oubangui. In der Hauptsache 
führt er durch gummireichen Urwald, der am 
Bodingo entlang oft von kurzen Grasflächen 
unterbrochen wird. 
Von N'Goundi bis zum Lobaye sieht man vom 
Kanu aus oft stundenlang rechts und links nur 
Olpalmen. 
Der Bodingo ist vom Einfluß des Loka an 
durchschnittlich 100 m breit, stark fließend, auf- 
fallend klar und stellenweise sehr tief. 
Der Weg vom Lobaye an über Bolemba— 
Buaka auf Mbaiki war frisch instand gecsetzt, 
breiter ausgeschlagen, und die verschiedenen Ge- 
wässer waren neu überbrückt. 
Am Ankunftstage begab ich mich mit einer 
Eskorte auf die Station, wo ich Leutnant Char- 
leuf mit einer Eskorte und den kurz vor mir 
eingetroffenen Administrateur von Kandja (bisher 
Carnot unterstellt) antraf. Alles andere war 
etwa drei Tage vorher abmarschiert. Ich blieb 
von nun an auf der Station, während meine 
Leute unter einem farbigen Feldwebel im Dorfe 
wohnten. 
Am 1. Februar fand die Übergabe der Archive 
und der Stationsgebäude statt. Darauf wurde 
das Ubergabeprotokoll angefertigt. Über die Lage 
der Station und die Beschaffenheit der Gebäude 
wird später eingehender berichtet. Nur so viel sei 
hier gesagt, daß sämtliche Gebäude, Lehm und 
Grasdach, stark baufällig waren und daß die Lage 
der Station, mitten im Eingeborenendorf, ohne 
Schußfeld und Verteidigungsmöglichkeit, in der 
vorgefundenen Art unmöglich ist. 
Die Wasserverhältnisse sind sehr schlecht, da das 
Wasser ziemlich weit herbeigetragen werden muß. 
Am 2. Februar noch vor Tagesanbruch mar- 
schierte Leutnant Charleuf nach Loko ab, um 
von dort auf dem Wasserwege Mangoumba noch 
am selben Tage zu erreichen. Meine Abteilung 
hatte, am Wege stehend, den abmarschierenden 
Franzosen Ehrenbezeugung erwiesen. Mit Sonnen- 
aufgang wurde unter präsentiertem Gewehr die 
deutsche Flagge gehißt. 
Am 3. Februar traf der Rest meiner ersten 
Staffel, die zweite und dritte Staffel trafen ge- 
meinsam am 14. Februar in Mbaiki ein.
	        
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