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Edea mit vollem Gepäck marschiert waren, drin-
gend der Ruhe bedurften. Auch hatte sich Sani-
tätssergeant Röse wegen schwerer Malaria legen
müssen. Am 20. erfolgte der Weitermarsch ohne
ihn und ohne zwei an Lungenentzündung er-
krankte Soldaten.
Leutnant Tamm hatte sich wegen des An-
marsches auf Mbaiki mit dem Stationschef von
Mbaiki Leutnant Charleuf in Verbindung ge-
setzt; dabei war folgender Weg vereinbart worden:
Nola— Wampiron — Barondo — Bodingo-
quelle —zweites Buschlager am Bodingo—
Kamba—Oro—N'Goundi— Mbaerefluß—
Bak Baia—Ngold und Übergang über den
Lobayefluß —Ngold (linkes Ufer) — Bolemba —
Buaka —Mbaili.
Da auf diesem Wege erhebliche Verpflegungs-
schwierigkeiten zu erwarten waren, hatte Leutnant
Tamm in Nola 2000 kg Mais und Kassadamehl
angekauft und den Polizeimeister Rohr mit 200
Trägern voraufgeschickt, um an den einzelnen
Plätzen Verpflegungsdepots anzulegen. Ohne
diese Maßregel wäre der Marsch auf dem ge-
nannten Wege einfach unmöglich gewesen.
Ferner hatte Leutnant Tamm zur Erleich-
terung der Träger bei der Compagnie Forestidre
Sangha-Oubangui in N'Goundi acht Kanus
bestellt, die einen Teil der Lasten den Bodingo
abwärts und den Lobaye aufwärts bis Ngold
bringen sollten.
In Moguba, dem zweiten Lager am Bodingo,
der von hier an schiffbar wird, fand ich auch die
Kanus vor, aber auch gleichzeitig eine Nachricht
von Polizeimeister Rohr aus N'Goundi, daß der
Weitermarsch auf dem angegebenen Wege un-
möglich sei, da der Weg N'Goundi—Mbaerefluß
—Bak Baia schon seit Jahren nicht mehr bestehe
und die Dörfer an dieser Straße wegen der Schlaf-
krankheit abgewandert seien. Kein Eingeborener
wolle den Weg mehr kennen.
Diese Nachricht war eine erhebliche Störung
in dem berechneten Programm. Ich hätte bei
Einhaltung der angegebenen Marschzeiten am
31. Januar in Mbaiki sein können, jetzt wurde
dies fraglich.
Ein Teil der Lasten ging auf den acht Kanus
zunächst nach N'Goundi, während ich mit den
Leuten noch zwei anstrengende Märsche bis
N'Goundi hatte. Hier entschloß ich mich zu fol-
gender Maßnahme: Mein Unteroffizier mußte mit
den Lasten und einem Teil der Soldaten der
ersten Staffel auf dem nunmehr einzig möglichen
Wege über Bambio (ehem. Posten), Grimma
(Lamba), Ngotto, Ngold — Bolemba mar-
schieren; ihm schloß sich der Rest der Nola-
träger mit Verpflegung an, um auch weiter für
die nachfolgenden Staffeln Depots anzulegen.
Den Polizeimeister Rohr schickte ich nach Nola
zurück. Ich selbst benutzte mit 20 Soldaten so-
wie den nötigsten Lasten und Trägern die acht
(kleinen) Kanus und kam den ersten Tag bis zum
Mbaerefluß, den zweiten Tag bis Bak Baia
und marschierte dann den Weg Bolemba—
Buaka —Mbaiki; am 31. mittags bezog ich
im Dorfe Mbaiki Lager. Der ganze Weg
Barondo —N'Goundi ist lediglich Negerpfad
und teilweise sehr schwierig. Er diente bisher
nur den Post= und Eilboten der Compagnie Fo-
restidre Sangha-Oubangui. In der Hauptsache
führt er durch gummireichen Urwald, der am
Bodingo entlang oft von kurzen Grasflächen
unterbrochen wird.
Von N'Goundi bis zum Lobaye sieht man vom
Kanu aus oft stundenlang rechts und links nur
Olpalmen.
Der Bodingo ist vom Einfluß des Loka an
durchschnittlich 100 m breit, stark fließend, auf-
fallend klar und stellenweise sehr tief.
Der Weg vom Lobaye an über Bolemba—
Buaka auf Mbaiki war frisch instand gecsetzt,
breiter ausgeschlagen, und die verschiedenen Ge-
wässer waren neu überbrückt.
Am Ankunftstage begab ich mich mit einer
Eskorte auf die Station, wo ich Leutnant Char-
leuf mit einer Eskorte und den kurz vor mir
eingetroffenen Administrateur von Kandja (bisher
Carnot unterstellt) antraf. Alles andere war
etwa drei Tage vorher abmarschiert. Ich blieb
von nun an auf der Station, während meine
Leute unter einem farbigen Feldwebel im Dorfe
wohnten.
Am 1. Februar fand die Übergabe der Archive
und der Stationsgebäude statt. Darauf wurde
das Ubergabeprotokoll angefertigt. Über die Lage
der Station und die Beschaffenheit der Gebäude
wird später eingehender berichtet. Nur so viel sei
hier gesagt, daß sämtliche Gebäude, Lehm und
Grasdach, stark baufällig waren und daß die Lage
der Station, mitten im Eingeborenendorf, ohne
Schußfeld und Verteidigungsmöglichkeit, in der
vorgefundenen Art unmöglich ist.
Die Wasserverhältnisse sind sehr schlecht, da das
Wasser ziemlich weit herbeigetragen werden muß.
Am 2. Februar noch vor Tagesanbruch mar-
schierte Leutnant Charleuf nach Loko ab, um
von dort auf dem Wasserwege Mangoumba noch
am selben Tage zu erreichen. Meine Abteilung
hatte, am Wege stehend, den abmarschierenden
Franzosen Ehrenbezeugung erwiesen. Mit Sonnen-
aufgang wurde unter präsentiertem Gewehr die
deutsche Flagge gehißt.
Am 3. Februar traf der Rest meiner ersten
Staffel, die zweite und dritte Staffel trafen ge-
meinsam am 14. Februar in Mbaiki ein.