Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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worden wäre, und gewann den Eindruck, daß 
ur Gegner abbaute und sich nicht mehr stellen 
rde. 
Die Sonne stand schon ziemlich tief. Mit 
len Kompagnie Buchholz hatte ich bis jetzt noch 
eine Verbindung bekommen; ich vermutete sie links 
on mir im Rivier, das von unserer Stellung 
türa 1 km ablag, aber nicht eingesehen werden 
onnte. 
Da eine Verwendung von Pferden hier oben 
ganz ausgeschlossen war, schickte ich einen halben 
Jug zu den Handpferden zurück mit dem Befehl, 
sie an der gleichen Stelle ins Hauptrivier hin- 
unterzuführen, wo wir heraufgekommen waren. 
di Mit den übrigen Schützen kletterte ich jetzt 
le vor uns liegende Seitenschlucht hinab und 
gelangte durch diese in das Hauptrivier, das 
schon in Dunkelheit lag. Von dort führten 
Spuren zurück, denen ich folgte, bis ich etwa 
mm weiter rivieraufwärts unweit der Stelle, 
wo ich dasselbe am Nachmittag verlassen hatte, 
Schützen von der Kompagnie Buchholz und bald 
arauf den Führer selbst fand. 
Hier wurde mir bestätigt, daß die Kompagnie, 
hährend sie im tief eingeschnittenen Nivier in 
Larschkolonne gaobabwärts zog, an einer Fluß- 
Jagung von vorn und den beiden Flanken mit 
Leuer überfallen wurde. Die Kompagnie nahm 
Kcckung, wo sie welche finden konnte. Hohe 
Uscbpenbänke im Rivier und Felsenhöhlen an den 
erseiten begünstigten dies. Eine Schützen- 
wicklung aber oder eine Feuerwirkung auf den 
bedeckt hoch über dem Tal befindlichen Gegner 
ar ausgeschlossen. 
auf Die Eingeborenen, welche die Packtiere führten, 
un welchen die ganze Verpflegung, Verband- 
terial, Mäntel und Schlafdecken verpackt waren, 
stnchteten im ersten Schreck. Alle Tiere liefen 
Jehabwärts weiter und wurden eine Beute des 
indes. 
Der berittene Zug unter Leutnant Krüger, 
em auch die Patrouille v. Rosenberg sich 
d, war kurz vor dem Gefecht auf das rechte 
gesciiherausgezogen worden; infolge der bereits 
verhüderten außerordentlich schwierigen Gelände- 
kon ltnisse war er aber langsamer vorwärtsge- 
agmen als die im Flußbett marschierende Kom- 
rechtarll o“ daß die Vorlage der Hereros nicht 
zeitig entdeckt wurde. 
leich nach Beginn des Überfalls wurde auch 
Zug von einer Übermacht in ein Gefecht 
lt, auf die Verteidigung beschränkt und 
· ganzen Tag über keine Verbindung 
ncder kiner Kompagnie erhalten. So kämpfte 
ausst chter beiden Teile getrennt vom andern unter 
Stellung osen Verhältnissen und in ungünstiger 
bei 
befan 
fer 
  
— 
Die Hereros waren so siegesgewiß, daß sie 
aus der Schützenlinie herüberriefen: „Wenn es 
dunkel wird, schlagen wir Euch mit dem Kirri tot.“ 
Bei Eintritt der Nacht hatte Oberleutnant 
Buchholz noch keinerlei Nachricht von dem Schick- 
sal des berittenen Zuges. 
Das Feuer war vollkommen verstummt; 
nirgends fiel mehr ein Schuß und wir glaubten, 
daß die Abteilung Krüger-v. Rosenberg im 
Laufe der Nacht ins Lager kommen müsse oder 
vom Gegner abgedrängt worden wäre. 
Von der bei Sonnenuntergang zur Verbindung 
ausgeschickten Patrouille konnte vor Ablauf von 
Stunden keine Nachricht erwartet werden, da die 
Kletterei in den zahlreichen Schluchten unendlich 
viel Zeit kostete. 
Die Ersatzkompagnie 1a war ohne alle Lebens- 
mittel durch den Verlust der Packtiere; ich teilte 
deshalb die bei meiner Kompagnie noch vor- 
handene Verpflegung und ließ ein ohnehin nicht 
mehr marschfähiges Maultier schlachten. 
Am nächsten Morgen sollte Leutnant v. Clavé 
nach Nauchas zurückreiten, um von dort Ver- 
pflegung heranzuschaffen. Bis zu deren Eintreffen 
war an eine Fortsetzung der Verfolgung nicht zu 
denken, zumal auch die Munition knapp geworden 
war. 
Während wir dies besprachen, traf ein Reiter 
mit durchschossener Hand vom Zuge Krüger ein 
und meldete, daß diese Abteilung immer noch im 
Kampfe stehe. Der Zug Oberleutnant Barten- 
stein erhielt deshalb Befehl, sich von dem Ver- 
wundeten auf das Gefechtsfeld führen zu lassen; 
er marschierte ab und kam, ohne etwas gefunden 
zu haben, kurz nach Mitternacht wieder zurück. 
Der Verwundete hatte zu seiner Abteilung nicht 
mehr zurückgefunden. 
Nach unserer Vermutung war diese in der 
Dunkelheit zurückgegangen; so war es auch, wie 
sich später herausstellte. 
Noch in der Dämmerung des 13. Mai rückte 
ich mit der Kompagnie unter Zurücklassung der 
Pferde ab, um über das Schicksal der Abteilung 
Krüger-Rosenberg Gewißheit zu bekommen. 
Wir fanden nach zweistündigem Suchen in 
einem von zwei Seiten überhöhten Felsenbecken 
den Kampfplatz leer; ein Trupp Hereros war 
noch dabei, drei dort liegende gefallene Pferde 
auszuschlachten; wir hatten mit ihnen eine kurze 
Schießerei, bei der zwei Hereros auf dem Platze 
blieben. 
An den leeren Patronenhülsen und an zahl- 
reichen Blutspuren konnte man die Stellung des 
Zuges vom Tage vorher deutlich erkennen. 
Zwei weiße Leichen lagen noch in der Stellung; 
da sie völlig ausgeplündert und entkleidet waren, 
konnten wir ihre Namen nicht feststellen. Eine
	        
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