Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

W 90 20 
eher helfen. Man tut daher gut, die sämtlichen 
Lasten entweder von vornherein als Doppellast 
von etwa 40 bis 45 kg zu bemessen oder aber 
die ganzen Lasten nicht schwerer als je 20 kg 
zu machen, so daß man dann zwei Lasten zu- 
sammenpacken kann. Die Kautschuklasten der 
Compagnie du Kasai werden allerdings ohne 
Ausnahme auf 50 kg netto, 52 bis 53 kg brutto, 
bemessen. Trotzdem ziehen die Eingeborenen diese 
Lasten vielfach den gewöhnlichen Reiselasten vor, 
weil sie mit ihnen in der Regel ohne Aufsicht 
eines Europäers marschieren und sich daher die 
Etappen mehr nach eigenem Belieben einrichten 
können. 
Im Territoire Luluaburg wurden im ersten 
Halbjahr 1913 für die Regierung allein 4000, 
für Private etwa 2000 Träger rekrutiert. Man 
kann daher wohl annehmen, daß allein aus 
diesem Territoire pro Jahr mindestens 10 000 
Träger für je einen Marsch angeworben werden. 
Annähernd ebenso groß dürfte die Zahl der aus 
dem Territoire Dibaia stammenden Träger sein. 
Für den ganzen übrigen Bezirk läßt sich viel- 
leicht die gleiche Zahl annehmen, so daß man 
insgesamt die Zahl von 30000 Trägern erhalten 
würde, deren Löhnung sich auf etwa 120 000 Fr. 
belaufen mag. Hiermit ist die Leistungsfähigkeit 
des Bezirks dank seiner großen Bevölkerung 
keineswegs erschöpft. Bei richtiger Behandlung 
ließe sich die Zahl bei eintretendem Bedarf sicher 
auf ein vielfaches erhöhen. 
Trotz dieser relativ guten Trägerverhältnisse 
und des recht geringen Trägerlohnes behält 
natürlich ein Bahnbau für den Bezirk die größte 
Bedeutung. Sind doch heute mittels des Träger- 
verkehrs kaum andere Güter wie Kautschuk und 
Elfenbein transportfähig, und beides ist im Bezirk 
nicht mehr recht vorhanden. Das Bahnprojekt, 
das Abhilfe schaffen soll, ist das Projekt einer 
Bahn, welche den Stanleypool mit Katanga ver- 
bindet und den ganzen Bezirk fast in der Mitte 
von West nach Ost durchzieht. Dies Projekt 
wird von der Compagnie du Chemin de fer 
du Bascongo au Katanga bearbeitet. Die Ge- 
sollschaft ist durch Kgl. Dekret vom 31. Dezember 
1906 mit dem Sitz in Brüssel als Société 
Congolaise à responsabilité limitée“ geschaffen 
worden. Die Gesellschaft wurde vom Staat be- 
auftragt, zu studieren, zu bauen und zu be- 
treiben 
a) eine Linie vom Stanleypool nach Katanga, 
b) eine Linie von Ruwe zum Eudpuntt der 
Benguellabahn an der belgischen Grenze. 
Das Kapital der Gesellschaft wurde auf 
2 Millionen Franken fesigesetzt. Der Staat 
stellte gleichzeitig das für den Bau erforderliche 
  
Kapital durch eine Anleihe von 
150 Millionen Franken zur Verfügung. Ebenso 
wurden der Gesellschaft die Verzinsung ihrer 
Aufwendungen von dem Staat garantiert und 
ihr obendrein noch große Minenrechte zuge- 
sprochen. Für die Gesellschaft war damit jedes 
Risiko ausgeschlossen. Auf die näheren Bedin- 
gungen einzugehen, würde hier zu weit führen. 
Es mag noch erwähnt werden, daß die Gesell- 
schaft verpflichtet wurde, mit der zweiten Linie 
an der portugiesischen Grenze zu sein, wenn die 
portugiesische Linie dort angekommen sei, und 
daß zwischen dieser Gesellschaft, der Katangabahn 
und der Benguellabahn eine Interessengemeinschaft 
abgeschlossen wurde. In Belgien ist die Haupt- 
beteiligte an der Gesellschaft die Socicté Générale 
de Belgique in Brüssel. 
Die Gesellschaft ging alsbald daran, die Trasse 
für die erste Linie zu studieren, für die zweite 
Linie sind ernsthafte Studien bisher nicht gemacht. 
Zunächst dachte man daran, die Trasse östlich 
und nördlich des Sankuru und Kasai zum Kongo 
zu führen, später wollte man sich auf eine Ver- 
bindung von Lusambo mit Bukama beschränken 
und für die weitere Verbindung den Schiffahrts- 
weg des Sankuru und Kasai benutzen. Das erste 
Projekt wurde mit Rücksicht auf die große Länge 
der Linie — war es doch 700 km länger — 
und die Schwierigkeiten in dem Gebiet nördlich 
des Kasai aufgegeben, das zweite wurde fallen 
gelassen, weil der Kasai als Schiffahrtsweg doch 
nicht leistungsfähig geung ist. Die jetzt als end- 
gültig geplante Trasse — augenblicklich sind noch 
etwa 30 Europäer bei den Trassierungsarbeiten 
tätig — beginnt bei Dolo am Stanleypool, folgt 
zunächst dessen südlichem Ufer, überschreitet den 
Batukbabwene an seiner Einmündung in den 
Kongo, dann in westöstlicher Richtung den Kwango 
bei Mayala, den Wamba bei Kingele, den Inzima 
bei Kimbanda, den Djuma etwas unterhalb von 
Luana, folgt dann in südöstlicher Richtung der 
Wasserscheide zwischen Diuma und Kamtscha 
und überschreitet die Nebenflüsse des Kasoai: 
Lie, Lubue, Luana, Loange in ost-südöstlicher 
Richtung, bis sie den Kasai bei Djoko-Punda 
trifft. Den Kasaiübergang erleichtern die Felsen 
der Wissmannfälle sehr. Die Linie hält sich so- 
dann auf der Wasserscheide zwischen Luebo und 
Kasai, überschreitet diesen Fluß ungefähr 100 km 
südlich Luebo und eilt dann in südöstlicher 
Richtung etwa 50 km südlich Luluaburg, 21 km 
südlich Tshitadi auf Tshipoma, 30 km südlich 
Kandakanda und von dort, Mutombo Mukullu 
30 km südlich lassend, auf Bukama zu. Schon 
diese Linienführung, die an allen bisher wichtigeren 
Plätzen vorbeiführt, läßt erkennen, wie schwierig 
die Trassierung ist und wie bei ihr die technischen 
vorläufig
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.