Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Aus den Telegrammen 13 und 14 geht zu- 
nächst unzweideutig hervor, daß die seinerzeit vom 
belgischen Gouverneur von Katanga erstattete 
Meldung einer vollständigen Niederlage der 
Belgier zutreffend war, so sehr auch bald 
darauf die englische und französische Presse be- 
müht waren, jene Nachricht zu unseren Ungunsten 
zu verdrehen. 
Über das Gefecht bei Gazi in Britisch-Ost- 
afrika liegt eine frühere Meldung des Gouver- 
neurs nicht vor. Im Telegramm Nr. 10 war 
lediglich gesagt worden, daß der Feind sich Ende 
September dorthin zurückgezogen habe. Dagegen 
brachte der „Daily Chronicle“ vom 25. November 
einige Mitteilungen aus zwei Privatbriefen eines 
britischen Gefechtsteilnehmers, datiert vom 9. und 
12. Oktober. Selbstverständlich kann diese Schil- 
derung nicht als Grundlage für den Tatbestand 
angesehen werden; doch enthält sie neben vielem 
Belanglosen gewisse Angaben, die nicht ohne 
Interesse sind, wenn man sie zu den amtlichen 
Nachrichten aus Deutsch-Ostafrika in Beziehung 
bringt. Der Korrespondent war mit einer Maschinen- 
gewehr-Abteilung der indischen Truppen nach Nai- 
robi gekommen, wo er erfuhr, daß die britischen 
Streitkräfte sich wenige Tage vorher vor der Über— 
macht der Deutschen von der Grenze hätten zurück- 
ziehen müssen. Die indischen Truppen seien dann 
geradeswegs nach Gazi“) gebracht worden, wo sie 
die Engländer antrafen. Am folgenden Tage 
hätten die Deutschen heftig angegriffen. Das 
Feuer begann bei Morgendämmerung, und am 
Nachmittag stürmten die Deutschen die Schützen- 
gräben unter scharfem Gewehrfeuer. Sie seien 
dann aber von den vereinigten britisch-indischen 
Truppen zurückgeworfen und bei der Verfolgung 
wirr in die Flucht geschlagen worden. (#) 
Die indischen Truppen waren auf dem See- 
wege von Mombassa aus nach Gazi gebracht 
worden und sahen dann — anscheinend zu ihrer 
Verwunderung —, „daß die Deutschen von 
der Mombassa-Seite heraurückten“. Die 
Engländer seien vor die Alternative gestellt ge- 
wesen, entweder selbst die Deutschen zurückzu- 
schlagen oder aber von ihnen in die See getrieben 
oder völlig aufgerieben zu werden. 
Hieraus darf man entnehmen, daß Haupt- 
mann Baumstark die Engländer umgangen und 
sie in eine sehr bedenkliche Lage gebracht hatte, 
ans der sie ohne die indischen Hilfstruppen sich 
nicht hätten befreien können. 
Auch die „Times“ vom 27. November widmen 
dem Gefsecht von Gazi eine kurze Besprechung. 
Danach hätten die Deutschen am 8. Oktober in 
*) Im genannten Artikel des „Dailn Chroniele“ 
fälschlich „Guza“ genannt. 
  
Stärke von schätzungsweise 500 Askaris unter 
30 Europäern und mit 6 Maschinengewehren die 
englische Stellung an mehreren Punkten ange- 
griffen. Das Feuer sei auf beiden Seiten sehr 
heftig gewesen, und die Deutschen seien schließlich 
gezwungen worden, sich zur Grenze zurückzuziehen. 
Die Verluste auf deutscher Seite hätten, außer 
Farbigen, betragen: 4 Weiße tot und 4 ver- 
wundet und gefangen. Von den englischen Offi- 
zieren seien 4 verwundet worden, 3 davon schwer. 
Von einer regellosen Flucht der Deutschen ist in 
dieser Darstellung nicht die Rede. 
Von der wirklichen Stärke und Verteilung 
der Kräfte auf beiden Seiten und den eigent- 
lichen Gründen des deutschen Rückzugs wird man 
erst ein richtiges Bild gewinnen können, wenn 
amtliche deutsche Nachrichten vorliegen. — 
Mit dem 16."Oktober endet die Berichterstattung 
des Gouverneurs, auf deren Bedeutung wir am 
Schlusse dieses Abschnitts nochmals zurückkommen 
wollen. 
Über die weiteren Ereignisse sind wir nach 
wie vor auf das Material angewiesen, was 
unsere Gegner darüber zu veröffentlichen für 
gut befinden. Ein einwandfreies und klares Bild 
der Ereignisse haben auch diese Veröffentlichungen 
noch nicht ergeben. Das eine geht jedoch aus 
ihnen hervor, daß nämlich trotz der gegnerischen 
Bemühungen, die Ereignisse in einem für sie selbst 
günstigen Lichte darzustellen, von Erfolgen 
ihrerseits gegenüber unseren Truppen 
keine Rede sein kann, daß vielmehr unsere 
Gegner sich trotz des Aufgebots an indischen und 
sogar regulären europäischen Truppen beim Ver- 
suche, in unser Gebiet einzudringen, blutige Köpfe 
geholt haben. 
Kriegsschauplätze waren wiederum ausschlieh- 
lich die Grenzgebiete, und zwar in erster Linie 
die an der Grenze zwischen Deutsch= und Britisch- 
Ostafrika liegenden Landesteile. Uber die dortigen 
Ereignisse liegen nachstehende Mitteilungen vor. 
Nach Londoner Telegrammen vom 24. November 
landeten auf die Meldung, daß eine „wichtige 
deutsche Eisenbahnendstation“ nur schwach 
besetzt sei, die Engländer am 2. November zwei 
Mrilen von dieser Station entfernt eine Truppen- 
abteilung in Stärke von 1½ Bataillonen, bestehend 
aus indischen und europäischen Truppen. Diese 
Kräfte rückten sofort vor. Die „kleine“ Streitmacht 
wurde außerhalb der Stadt in ein heftiges Gefecht 
verwickelt und mußte, da die deutschen Truppen 
sich als überlegen erwiesen, zurückgehen und 
Verstärkungen erwarten. Am 4. November 
früh wurde dann der Angriff erneuert. Nachdem 
sie auf eine Entfernung von 800 Yards (730m) 
an den Feind herangekommen waren, gerieten 
die englischen Truppen in heftiges Feuer. Trotz
	        
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