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und mußt sterben wie die anderen. Mit
wahrem Wutgeheul, fletschenden Zähnen und haß-
sprühenden Augen sprangen immer wieder welche,
von denen ich einige als Bell-Leute. erkannte,
wutschnaubend auf mich los. Man muß einen
Neger in seiner Wildheit gesehen haben, um diese
diabolischen Haß= und Wutausbrüche sich ausmalen
zu können. Schließlich zerrten sie mich zum großen
Palaverplatz unter dem bekannten gewaltigen „Pa-
laverbaum“ (in der Mitte von Bonendale). Fast
ganz Bonendale lief zusammen und umrkkreiste
mich, aber keiner wollte mir helfen. Die Frauen,
denen ich auf dem Durchweg oft Schnupftabak
gab, standen vor den Hütten und weinten voll
Mitleid, als man mich so daherschleppte. Nirgends
Rettung, nirgends Hilfe; ich war aufs schlimmste
gefaßt.
Da kam plötzlich der in der Nähe wohnende
Unterhäuptling Epee herangerannt, bahnte sich
energisch einen Weg zu mir, stieß meine nächste
Umgebung zur Seite und nahm mich in seinen
Arm, ein Zeichen, daß ich von nun an unter dem
Schutze des Häuptlings stehe. Zugleich gab Epee,
der mir von meinen früheren Reisen nach Sodiko
sehr gut bekannt, ja befreundet war, kurz und
bündig zu verstehen, daß niemand mehr den Pater
schlagen oder ihm auch nur ein Haar krümmen
dürfe. Für einen Augenblick waren alle ruhig,
aber nur, um nachher mit um so größerem Ge-
schrei auf mich loszufahren. Und vielleicht wäre
auf die Dauer selbst der Häuptling nicht imstande
gewesen, mich gegen die wilde Menge zu ver-
teidigen. Da kam aber doch eine andere Hilfe,
nämlich die Christen von Sodiko. Kaum hatte
sich in Sodiko die Nachricht verbreitet, ich sei von
den Bonendale-Leuten gefangen worden und würde
von diesen mißhandelt, da kamen auch schon
mehrere handfeste Christen im Sturmschritt heran,
um mich auf jeden Fall herauszuschlagen. Sie
warfen sich denn auch gleich auf die mich um-
tobenden Bonendale-Leute, energisch ihren Pater
fordernd. Einer war gleich in der Nähe bei mir
und sagte, ich solle nur keine Angst haben, ganz
Sodiko käme gleich heran und würde mich mit
Buschmessern und anderen Waffen bis aufs Blut
verteidigen. Obwohl mich diese Treue und An-
hänglichkeit der Sodiko-Christen einerseits mit Trost
und Freude erfüllte, so konnte sie doch anderseits
mir lebensgefährlich werden. Denn wären die
sowieso feindlichen Bonendale-Leute und Sodiko-
Leute auf solche Art meinetwegen zusammenge-
stoßen, dann hätte ich sicherlich im Gewühle des
Gefechts von einem Bonendale-Mann hinterlistig
den Todesstoß empfangen. Deswegen bat ich die
Sodiko-Leute, ja befahl ihnen sogar, von einem
solchen Gewaltstreich Abstand zu nehmen und
Blutvergießen zu ersparen; sie sollten die nach-
kommenden Christen in meinem Auftrag zurück-
schicken. Unterdessen gelang es dem Häuptling
mit Hilfe der Christen, mich in seinem Hause in
Sicherheit zu bringen. Doch der Streit legte sich
nicht, so daß ich die Tür aufriß und vor die
tobende Menge trat. Um jedem Gemetzel, zu dem
es sicher noch gekommen wäre, vorzubeugen, hatte
ich mich entschlossen, selbst zu den Engländern zu
gehen, da es mir doch, menschlich gesprochen, un-
möglich war, über den Fluß zu kommen. Ich
teilte diesen meinen Plan mit und drohte den
Leuten, daß ich vielleicht mit den Engländern
selbst zurückkehren werde und durch diese meine
Beraubung und Mißhandlung vergolten würde.
Da wurden die meisten Hetzer etwas stutzig. Ich
bat den Häuptling, mich nach Bonaberi zu be-
gleiten; doch dieser wollie gar nicht zugeben, daß
ich am Abend noch fortgehe. überdies fragte er
mich immer nach einem Geschenk und deutete hin
auf ein wohlverdientes Lösegeld. Ich machte ihn
darauf aufmerksam, daß ja seine Landsleute mir
alles geraubt hätten, versprach ihm aber doch eine
Belohnung von seiten unseres Bischofs. Nebenbei
bemerkt, wurde ich jetzt auch auf den Häuptling
argwöhnisch und auf sein auffälliges Bemühen,
mich während der Nacht in seiner Hütte einzu-
riegeln. Ich drang deshalb um so mehr auf so-
fortigen Abmarsch und winkte einigen kräftigen
Christen, mich zu begleiten.
Wir suchten schnell aus dem Bereich Bonen-
dales hinauszukommen, bis ich allmählich allein
war mit meinen Begleitern: dem Häuptling Epee
und einigen Christen. Epee wollte mich immer
am Arme führen, ich gab ihm aber zu verstehen,
daß ich allein zu gehen verstände. Ob er fürchtete,
daß ich ihm ausreißen könnte? Da es schon
dunkel war, beeilten wir uns, um nach Bonaberi
zu kommen; denn in der Dunkelheit war es
äußerst lebensgefährlich, unter den obwaltenden
Umständen auf den da und dort von feindlichen
Patrouillen besetzten Wegen so dahin zu marschieren.
Nach 8 Uhr — es war schon stockdunkel — kamen
wir in Bonaberi an. In unheimlicher Stille lag
das sonst um diese Zeit so belebte Dorf da. Ich
hatte keine Zeit zu verlieren und mußte mich
überdies geheimhalten vor den Bell-Leuten, die
auch in Bonaberi ihre Judasdienste taten. So
huschte ich also gleich in die Lehrerwohnung, um
mich da wenigstens einigermaßen zu reinigen von
dem Schweiß und dem Staub der Hetzjagd. Ich
fragte nach meinen Kisten, die die Jungen stehen
ließen. Leider war der Koffer mit den Meß-
utensilien bereits gestohlen, und auch in den
anderen fand ich nur mehr ein Habit und ein
Nachthemd vor. Da ich nur mehr Hemd und
Hose am Leibe hatte, zog ich schnell das Habit
an, um wenigstens nach außen hin als Pater er-