Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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zösischen Truppen sollen sich im Vormarsch auf 
Dschah-Posten befinden. 
Der Osten. Trotz der Erfolge bei Bertua war 
unsere Ostabteilung mehr und mehr auf Dume- 
Station zurückgedrängt worden. Bertua wurde 
von uns geräumt, vom Gegner besetzt und stark 
befestigt. Seine Patrouillen drangen von Bertua 
auf Kunde und Dengdeng, von Nijassi auf 
Abong Mbang vor. Manche blühende Handels- 
stätte wurde von den Senegalesen zerstört, die 
Warenbestände, deren Bergung nur in den sel- 
tensten Fällen möglich war, wurden geplündert. 
Kaum retteten die Leiter der Faktoreien ihr Leben. 
Schließlich gelang es indes Hauptmann Eymael, 
dem Führer der Ostabteilung, den Feind unter 
Oberstleutnant Morisson durch Umgehung seiner 
rechten Flanke während ununterbrochener An- 
griffe") auf die Mitte Ende Februar zur Räu- 
mung von Bertua zu zwingen. Zur Entschei- 
dung beigetragen hatte das Vorgehen des Haupt- 
manns von der Marwitz von Jukaduma auf 
Njassi und der dadurch bewirkte Druck auf die 
linke feindliche Flanke. Auch Njassi wurde 
nach heftigem Kampfe vom Feinde ge- 
räumt, der sich hinter den Kadei zurückzog. 
Baturi wurde von ihm besetzt, Gasa stark 
befestigt. 
Eintreffende Verstärkungen ermöglichten es 
dann dem Oberstleutnant Morisson, Mitte März 
seine Truppen den Dume-Fluß aufwärts vorzu- 
schieben und Molambi““) zu besetzen. 
Nach den französischen Zeitungsnachrichten, 
welche unter dem 28. Juli die Besetzung von 
Lomie meldeten, ist inzwischen auch Ngangelaf) 
von der Lobaje-Kolonne besetzt worden. Danach 
stehen also augenblicklich die Truppen der Ssanga- 
Lobaje-Kolonnen in der Linie Lomie — Ngan- 
gela — Baturi. 
Der Norden. Zu gleicher Zeit und nach ein- 
heitlichem Plan hatten die Angriffe englischer und 
französischer Truppen von Nigeria und dem 
Militärbezirk Tschad aus zur Eroberung des 
nördlichen Kamerun eingesetzt. Dank einem aus- 
gebreiteten Telegraphennetz, das z. B. in dem 
französischen Nachbargebiet selbst die nach Borku 
vorgeschobenen Truppen mit dem Hauptquartier 
in Fort Lamy verband, war die Zusammenziehung 
—– 
*) Gesechte im Januar und Februar d. Js. bei 
Klein-Pol, in der Luftlinie etwa 12 km, Groß- 
Pol etwa 17km. Ngonga etwa 33 km östlich Dume 
an der Straße Dume—Nijassi, bei Bele etwa 20 km 
südlich Bertna; NRsom etwa 15 km, Jatenga etwa 
25 km westlich Bertua u. a. 
**) Etwa 20 km aufwärts von Dume. 
Etwa 35 km südlich Njassi am Dume. 
  
starker, unseren in Adamaua und dem deutschen 
Tschadsee -Gebiet stationierten Truppen um das 
Vielfache überlegener Kräfte schon zu einer Zeit 
möglich, in der das Gerücht von der Verschärfung 
der politischen Lage in Europa kaum zu unseren, 
mit der Küste noch nicht telegraphisch verbundenen 
Stationen gedrungen sein konnte. So erfolgte 
am 27. August 1914 der Angriff englischer Truppen 
auf unsere bei Mora, ihrem Friedensstandorte, 
stehende 3. Kompagnie. Diese war durch Ent- 
sendung eines Zuges als Stationsbesatzung von 
Kusseri geschwächt gewesen. Trotzdem wurden die 
Engländer mit großen Verlusten zurückgeschlagen; 
ein Maschinengewehr mit 12 000 Patronen blieben 
in unserer Hand. Gleiches Geschick ereilte das 
vom Oberstleutnant Maclear geführte II. Bataillon 
West-African Frontier-Forces. Nachdem es von 
Vola gegen Garua vorgestoßen war, wurde es 
am 29/30. August vernichtend geschlagen; 
nur Trümmer des Bataillons retteten sich in 
vollster Auflösung über die Grenze zurück. Der 
Kommandeur mit vier Offizieren seines Bataillons 
waren auf dem Gefechtsfeld geblieben. 
Von ähnlichem Mißgeschick, wie es die Eng- 
länder hier erlitten, waren zunächst auch die 
Franzosen verfolgt. Die vom Oberst Largeau, 
dem Kommandanten des französischen Tschadsee- 
Gebiets versuchte Uberrumpelung des nur mit zwei 
Europäern und 24 Farbigen friedensmäßig besetzten 
Postens Kusseri mißlang völlig. Die Verluste 
der Franzosen waren schwer; sie verloren nach 
eigenen Angaben allein an Europäern drei Offi- 
ziere und einen Unteroffizier. Erst am 25. Sep- 
tember konnte Largeau Kusseri besetzen, nachdem 
der nur noch 20 Gewehre starken Besatzung der 
Durchbruch durch die feindlichen Linien gelungen 
war. Am Moraberg stieß sie zu dem Kompagnie= 
führer Hauptmann von Raben. Hier hatte nach 
der Niederlage der Engländer vom 27. August 
verhältnismäßige Ruhe geherrscht; einen ernst- 
haften Angriff auf unsere Stellung hatten die 
Engländer nicht wieder versucht. Nunmehr ent- 
sandte General Largeau den Oberstleutnant Brisset 
mit einem Bataillon nebst Maschinengewehren und 
Geschützen zur Verstärkung der englischen Abtei- 
lung. Nach Eintreffen der Franzosen vor Mora 
verfügten unsere Gegner dort über drei englische 
und vier französische Kompagnien. Eine Kom- 
pagnie der letzteren war beritten. Die Zahl der 
Geschütze und Maschinengewehre ist nicht bekannt. 
Doch auch diese Überlegenheit führte nicht zur 
Eroberung unserer Stellung am Moraberg. Zwei 
Angriffe wurden abgeschlagen. In französischen 
Berichten über diese Kämpfe wird betont, daß 
unsere Verluste so schwer gewesen seien, daß Haupt- 
mann von Raben um Waffenstillstand zur Be- 
erdigung seiner Taten habe bitten müssen; die
	        
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