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ehesten zu erreichen waren, zur Rückkehr zu be-
stimmen. Ich selber war mehrere Tage auf der
Suche nach ihnen. Aber in stundenlangen Wan-
derungen in Sümpfen, wo man manchmal bis
an die Hüften einsank, hatten wir jede Spur ver-
loren. Sie schienen über die Grenze gegangen
zu sein. Die ständige Unruhe, in der sie wegen
Stellung von Trägern, Boten usw. lebten, mag
auch ein Teil dazu beigetragen haben, wenigstens
bei denen, die sich sonst von Schuld frei fühlten.
Berechtigte Sorge erregte bei uns der Umstand,
daß allenthalben englische Boten sich herumtrieben,
die überall ausstreuten, Kamerun würde bald
englisch werden, und die Eingeborenen dazu auf-
forderten, jeden Deutschen gefangenzunehmen
und nach Calabar zu bringen. U. a. bekam
man auch zu hören, die Engländer hätten den
Schwarzen mancherlei Versprechungen gemacht:
sie dürften, wenn fie englisch werden, wieder Ge-
wehre haben, auch gewisse heidnische Spiele, die
von der Regierung verboten waren, wieder spielen,
wieder zerstreut im Busch wohnen usw., — wie
eben alle die kleinen Wünsche der Schwarzen
lauteten. Zusehends konnte man wahrnehmen,
wie die zurückliegenden Stämme, wie Bima,
Batanga, Ngolo, allmählich der Mission fern-
blieben.
Echt englisches System! Erst das Volk bear-
beiten und verhetzen, wobei nicht an Geld gespart
werden soll, und dann in der „uneigennützigsten
Weise dem bedrängten Volke zu Hilfe zu eilen“.
Das Ansehen der Missionare hat darunter
nicht wenig gelitten.
Am 18. November zog sich der Posten bei
Bekoko plötzlich zurück, wie wir später hörten,
in der Richtung nach Dschang. Jeden Augen-
blick erwarteten wir die Engländer. Vierzehn
Tage waren schon vorüber, wir dachten kaum
mehr daran, daß sie noch kämen. Da plötzlich —
es war am 2. Dezember, nachmittags 4 Uhr —
war unsere Station von englischen Soldaten um-
zingelt. Die beiden Engländer (Hauptmann mit
Unteroffizier) ließen uns aber auf unsere Vor-
stellungen unbehelligt, dagegen nahmen sie des
anderen Tages den Faktoristen von der D. W. H.=
Faktorei (auf der anderen Seite des Flusses) als
Kriegsgefangenen mit nach Calabar. Der
Schlüssel der Faktorei wurde uns anvertraut.
Unterdessen wurde das Gerücht verbreitet, wir
würden die Deutschen unterstützen; auch die Mission
soll jetzt fort, sie sind auch Deutsche.
Eine andere Nachricht kam: Aus der deutschen
Jkang-Faktorei hätten die Engländer alles den
Schwarzen geschenkt. Das wäre auch in der
Ndian-Faktorei so gekommen, wenn die Mission
nicht da wäre. Sie brauchten keine Mission mehr,
wir sollten machen, daß wir fortkämen.
Nur unser ruhiges, sicheres Verhalten konnte
das Volk vor Ausschreitungen zurückhalten, sonst
wäre die Faktorei gewiß eine Beute seiner ent-
fesselten Leidenschaften geworden. Das Itkasa-
Dorf stand ganz und gar auf unserer Seite und
mißbilligte das Benehmen der Ndian= und Bekoko-
Leute, um die es sich besonders handelte, sehr.
Doch muß ich zu deren Entschuldigung anführen,
daß sie ein Opfer der allgemeinen Verhetzung waren.
Am 18. Januar kamen Engländer zum zweiten
Male, zwei Hauptleute mit nur geringer Beglei-
tung. Sie ließen uns aber unbehelligt. Auf
unsere Anfrage, ob wir die notwendigsten Sachen
von Calabar beziehen könnten, bedeuteten sie, das
wäre vollständig ausgeschlossen, jedoch wenn wir
nach Viktoria oder Duala kämen, stünde uns
der Weg offen nach Fernando Poo, wo übri-
gens die meisten unserer Leute schon hinge-
kommen seien.
Am 1. Februar kamen Engländer zum dritten
Male unter Oberleutnant Umbers, der uns
„freundlichst einlud", mit nach Calabar zu fahren,
die Pinasse wäre schon bereit. Wir packten die
notwendigsten Sachen zusammen und am 2. Fe-
bruar, morgens 10 Uhr, fuhren wir ab, nachdem
die Engländer noch einige unserer Leute als
Wächter zurückgelassen hatten.
In Ikang, auf der deutschen Faktorei, wo
der ebengenannte Oberleutnant sein Standgquartier
hatte, wurde übernachtet. Erst des anderen Tages,
nach Eintritt der Dunkelheit, kamen wir in Cala-
bar an.
Es war auch gut so. Denn plötzlich, als wir
ahnungslos ans Land stiegen, sahen wir uns von
einer Abteilung Polizeisoldaten umzingelt. Immer-
hin hatten wir noch die Hoffnung, wenigstens
bei der Mission Unterkunft zu bekommen. Doch
eine Täuschung kommt nie allein: nachdem wir,
hungrig und durstig wie wir waren, von einer
Behörde zur anderen herumgeführt worden waren,
wurden wir endlich auf der Polizeiwache interniert.
Obgleich es schon 10½ Uhr nachts war, konnte doch
keiner vor Hunger, Aufregung und Enttäuschung
einschlafen. Aufgepflanzte Seitengewehre blitzten
beim schwachen Scheine der Lampe vom Ausgang
her. Erst am anderen Tage um 11 Uhr dachte
man wieder an uns. Als fernerer Aufenthalt
hier in Calabar sollte uns das Schulhaus der
Presbyterianer dienen, das durch Stacheldraht usw.
zu einem Gefängnis umgestaltet war. In wenigen
Tagen sollten wir weitertransportiert werden,
bald hieß es nach Lagos, bald nach England,
bald nach einer englischen Insel nahe bei Amerika.
Aber aus Tagen wurden Wochen. Die Bewachung
seitens der Soldaten, die wie Leoparden um uns
herumlagen und bei Tag und Nacht auf jede
Bewegung lauerten, wie überhaupt die ganze