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wurden direkt in kleine Teilchen zerrissen, die
überall in den Wänden und in der Decke stecken
wie kleine Nägel oder Stahlfedern. Als ich nun
am Aufräumen war, kam plötzlich P. Vogel von
Kribi angerannt, ganz schmutzig vom Kopf bis zu
den Füßen. Er hatte sich zwei Tage hindurch
im Busch versteckt, wurde aber verraten. Eine
französische Patrouille wollte ihn fangen und war
ihm auf den Fersen. P. Vogel drängte auf so-
fortige eilige Flucht. Die Franzosen landeten in
Kribi 1500 Senegalesen, wilde Kerle. Sie schlugen
mit dem Gewehrkolben die Kirchentüre ein, rissen
die Kerzen vom Altar herunter, zogen Alben an
usw. Das erzählten unsere Christen. Die Offiziere
standen daneben und sagten nichts. Eine Schande
vor der ganzen Menschheit! Auf der Mission
nahmen die Offiziere von unserem Haus Besitz.
Vor der Kirche pflanzten sie Kanonen und überall
stellten sie Maschinengewehre auf. Wir machten
uns zur Flucht bereit. Alles blieb wie es war,
das Essen auf dem Herd. Die Kirchenbücher,
Kelche usw., die ich schon so oft vergraben hatte,
gab ich einem Schwarzen. Um dieser wilden
Bande nicht in die Hände zu fallen oder gar
getötet zu werden, gingen wir eiligst davon. Ein
paar gute Seelen trugen unsere wenigen Habselig-
keiten. Viel konnten wir nicht mitnehmen. Die
paar, die mit uns zogen, verließen uns aus Angst
schon im nächsten Dorfe. Alle fürchteten, getötet
zu werden, weil sie uns zur Flucht verholfen
haben. Unsere Flucht gelang. Wir kamen glück-
lich nach Bodje, bekamen dort von unseren
Christen auch Träger und am andern Tage setzten
wir in Campo über den Fluß und waren auf
spanischem, neutralem Gebiete. Nach fünf Tagen
kamen wir in Bata an und stellten uns unter
den Schutz der spanischen Regierung.
Gleich bei Ausbruch des Krieges ordnete unser
verstorbener Bischof an, daß jede Station so viel
als nur möglich anpflanzen solle, weil Lebens-
mittel aus Europa nicht mehr zu erwarten seien.
Wir plagten uns in Batanga ab, pflanzten Mais,
Erdnüsse, Bataten u. a. Sparten jeden Tag am
Munde ab, jetzt holen alles die Schwarzen.
Daß es gerade uns Katholiken so schlecht
erging, ist sicher dem zuzuschreiben, daß wir
Deutsche sind, der deutschen Regierung ergeben
und fürs Deutschtum in den Schulen arbeiten.
Was soll denn anders der Grund sein, diese
Missionsstation zu beschießen, die mitten im Neger-
dorfe liegt? Soldaten waren nie auf der Station,
auch kein weißer Soldat. Als das Schiff sich
Batanga nahte, gingen die zwei Posten mit ihren
fieben Soldaten weg. .
Die Batanga-Christen haben sich bis zum
letzten Tag musterhaft betragen.
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Rolonialwirtschaftliche Mitteilungen.
Sigi·Pfianzungs · Gesellschaft m. b. B.“)
Seit dem Ausbruch des Krieges sind wir von
jedem Verkehr mit unseren Pflanzungen in Deutsch-
Östafrika abgeschnitten. Zu unserer Kenntnis gelangte
private Nachrichten besagen, daß der Pflanzungs-
betrieb, wenn auch in beschränkterem Umfange,
ruhig weitergeht.
Für das verflossene Geschäftsjahr 1914 sind
wir leider nicht in der Lage, eine Bilanz aufzustellen
und eine Gewinn= und Verlustrechnung aufzumachen,
weil wir nur über die beiden ersten Monate des Jah-
red 1914 von Segoma Abrechnungen erhalten haben.
Da wir mit Hilfe von Schätzungen eine Ubersicht nicht
gewinnen können, so haben wir auf Grund der Ver-
ordnung des Bundesrats vom 25. Februar 1915 beim
Herrn Minister für Handel und Gewerbe den Antrag
gestellt, uns von der Verpflichtung, für das abgelau-
sene Geschäftsjahr 1914 die Bilanz, die Gewinn= und
Verlustrechnung und den Geschäftsbericht aufgustellen
und dem Aufsichtsrate und der Versammlung der Ge-
sellschafter vorzulegen, zu befreien. Diesem Antrag
ist durch die Verfügung des Herrn Ministers für Handel
und Gewerbe vom 8. Juni 1915 stattgegeben worden.
Über den Zeitraum vom 1. Januar bis
Mitte Juli 1914 können wir folgendes berichten:
Es wurden abgeladen: an Kautschuk 9205 k,
an Kapok 17733 kg, an Kakao 3216 kg und an
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*) Anus einem Rundschreiben an die Gesellschafter
vom 17. September 1915.
Pfeffer 176 ku. Diese Zufuhren weisen gegen den
gleichen Zeitraum des Jahres 1913 erfreuliche Stei-
gerungen auf, die sich beim Kautschuk auf annähernd
2000 ku belaufen. Durchschnittlich stellte sich der er-
zielte Preis für Kautschuk auf 3,80 4% (1,25 A für
Kakao auf 1.,42 /¼ (1,45 /4), für Kapok auf 1,22.1#
(1.31.441) und für Pfesser auf 1.50 Ac (1,60 Ac) für das
Kilogramm. Die in Klammern beigesetzten Zahlen
stellen die Durchschnittspreise des Jahres 1913 dar.
Die letzte Post von Segoma vom 14. Juli 1914
brachte die Mitteilung, daß sich noch 6000 kn Kautschuk
in den Lagerräumen befanden.
Eine kleine Abladung von 1200 kg Kautschuk ist
von den Engländern unterwegs beschlagnahmt worden.
Diesen Verlust haben wir bei der zuständigen Behörde
angemeldet: desgleichen auch die nötigen Schritte ge-
tan gur Sicherung unserer Außenstände in Cugland.
Die Versuchdkulturen Tabak, Ol-= und Rokos-
palmen hatten unsere volle Aufmerksamkeit. Die
Tabakpflanzen hatten sich sehr gut entwickelt; dieser
Versuch umfaßt 1 hua.
Für die Palmenkultur sind 20 ha sorgfältig
ausgewählten Bodens, auf dem die Kokos= oder Ol-
palme gleich gut gedeiht, zu ausgiebigem Versuche
hergerichtet worden. Ferner werden in allen Teilen
der Pflanzung auf verschiedenen Böden weitere Ver-
suche vorgenommen. An einigen Kernen sind gut ent-
wickelte Keime festgestellt worden, so daß die Aus-
pflanzung bald ermöglicht war. Das weiterhin reichlich
vorhandene gute Gelände ist für die Ausdehnung der
Kakaokultur vorgesehen.