Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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wurden direkt in kleine Teilchen zerrissen, die 
überall in den Wänden und in der Decke stecken 
wie kleine Nägel oder Stahlfedern. Als ich nun 
am Aufräumen war, kam plötzlich P. Vogel von 
Kribi angerannt, ganz schmutzig vom Kopf bis zu 
den Füßen. Er hatte sich zwei Tage hindurch 
im Busch versteckt, wurde aber verraten. Eine 
französische Patrouille wollte ihn fangen und war 
ihm auf den Fersen. P. Vogel drängte auf so- 
fortige eilige Flucht. Die Franzosen landeten in 
Kribi 1500 Senegalesen, wilde Kerle. Sie schlugen 
mit dem Gewehrkolben die Kirchentüre ein, rissen 
die Kerzen vom Altar herunter, zogen Alben an 
usw. Das erzählten unsere Christen. Die Offiziere 
standen daneben und sagten nichts. Eine Schande 
vor der ganzen Menschheit! Auf der Mission 
nahmen die Offiziere von unserem Haus Besitz. 
Vor der Kirche pflanzten sie Kanonen und überall 
stellten sie Maschinengewehre auf. Wir machten 
uns zur Flucht bereit. Alles blieb wie es war, 
das Essen auf dem Herd. Die Kirchenbücher, 
Kelche usw., die ich schon so oft vergraben hatte, 
gab ich einem Schwarzen. Um dieser wilden 
Bande nicht in die Hände zu fallen oder gar 
getötet zu werden, gingen wir eiligst davon. Ein 
paar gute Seelen trugen unsere wenigen Habselig- 
keiten. Viel konnten wir nicht mitnehmen. Die 
paar, die mit uns zogen, verließen uns aus Angst 
  
schon im nächsten Dorfe. Alle fürchteten, getötet 
zu werden, weil sie uns zur Flucht verholfen 
haben. Unsere Flucht gelang. Wir kamen glück- 
lich nach Bodje, bekamen dort von unseren 
Christen auch Träger und am andern Tage setzten 
wir in Campo über den Fluß und waren auf 
spanischem, neutralem Gebiete. Nach fünf Tagen 
kamen wir in Bata an und stellten uns unter 
den Schutz der spanischen Regierung. 
Gleich bei Ausbruch des Krieges ordnete unser 
verstorbener Bischof an, daß jede Station so viel 
als nur möglich anpflanzen solle, weil Lebens- 
mittel aus Europa nicht mehr zu erwarten seien. 
Wir plagten uns in Batanga ab, pflanzten Mais, 
Erdnüsse, Bataten u. a. Sparten jeden Tag am 
Munde ab, jetzt holen alles die Schwarzen. 
Daß es gerade uns Katholiken so schlecht 
erging, ist sicher dem zuzuschreiben, daß wir 
Deutsche sind, der deutschen Regierung ergeben 
und fürs Deutschtum in den Schulen arbeiten. 
Was soll denn anders der Grund sein, diese 
Missionsstation zu beschießen, die mitten im Neger- 
dorfe liegt? Soldaten waren nie auf der Station, 
auch kein weißer Soldat. Als das Schiff sich 
Batanga nahte, gingen die zwei Posten mit ihren 
fieben Soldaten weg. . 
Die Batanga-Christen haben sich bis zum 
letzten Tag musterhaft betragen. 
  
. — 
— — — — — — — 
  
Rolonialwirtschaftliche Mitteilungen. 
Sigi·Pfianzungs · Gesellschaft m. b. B.“) 
Seit dem Ausbruch des Krieges sind wir von 
jedem Verkehr mit unseren Pflanzungen in Deutsch- 
Östafrika abgeschnitten. Zu unserer Kenntnis gelangte 
private Nachrichten besagen, daß der Pflanzungs- 
betrieb, wenn auch in beschränkterem Umfange, 
ruhig weitergeht. 
Für das verflossene Geschäftsjahr 1914 sind 
wir leider nicht in der Lage, eine Bilanz aufzustellen 
und eine Gewinn= und Verlustrechnung aufzumachen, 
weil wir nur über die beiden ersten Monate des Jah- 
red 1914 von Segoma Abrechnungen erhalten haben. 
Da wir mit Hilfe von Schätzungen eine Ubersicht nicht 
gewinnen können, so haben wir auf Grund der Ver- 
ordnung des Bundesrats vom 25. Februar 1915 beim 
Herrn Minister für Handel und Gewerbe den Antrag 
gestellt, uns von der Verpflichtung, für das abgelau- 
sene Geschäftsjahr 1914 die Bilanz, die Gewinn= und 
Verlustrechnung und den Geschäftsbericht aufgustellen 
und dem Aufsichtsrate und der Versammlung der Ge- 
sellschafter vorzulegen, zu befreien. Diesem Antrag 
ist durch die Verfügung des Herrn Ministers für Handel 
und Gewerbe vom 8. Juni 1915 stattgegeben worden. 
Über den Zeitraum vom 1. Januar bis 
Mitte Juli 1914 können wir folgendes berichten: 
Es wurden abgeladen: an Kautschuk 9205 k, 
an Kapok 17733 kg, an Kakao 3216 kg und an 
— — 
*) Anus einem Rundschreiben an die Gesellschafter 
vom 17. September 1915. 
  
  
Pfeffer 176 ku. Diese Zufuhren weisen gegen den 
gleichen Zeitraum des Jahres 1913 erfreuliche Stei- 
gerungen auf, die sich beim Kautschuk auf annähernd 
2000 ku belaufen. Durchschnittlich stellte sich der er- 
zielte Preis für Kautschuk auf 3,80 4% (1,25 A für 
Kakao auf 1.,42 /¼ (1,45 /4), für Kapok auf 1,22.1# 
(1.31.441) und für Pfesser auf 1.50 Ac (1,60 Ac) für das 
Kilogramm. Die in Klammern beigesetzten Zahlen 
stellen die Durchschnittspreise des Jahres 1913 dar. 
Die letzte Post von Segoma vom 14. Juli 1914 
brachte die Mitteilung, daß sich noch 6000 kn Kautschuk 
in den Lagerräumen befanden. 
Eine kleine Abladung von 1200 kg Kautschuk ist 
von den Engländern unterwegs beschlagnahmt worden. 
Diesen Verlust haben wir bei der zuständigen Behörde 
angemeldet: desgleichen auch die nötigen Schritte ge- 
tan gur Sicherung unserer Außenstände in Cugland. 
Die Versuchdkulturen Tabak, Ol-= und Rokos- 
palmen hatten unsere volle Aufmerksamkeit. Die 
Tabakpflanzen hatten sich sehr gut entwickelt; dieser 
Versuch umfaßt 1 hua. 
Für die Palmenkultur sind 20 ha sorgfältig 
ausgewählten Bodens, auf dem die Kokos= oder Ol- 
palme gleich gut gedeiht, zu ausgiebigem Versuche 
hergerichtet worden. Ferner werden in allen Teilen 
der Pflanzung auf verschiedenen Böden weitere Ver- 
suche vorgenommen. An einigen Kernen sind gut ent- 
wickelte Keime festgestellt worden, so daß die Aus- 
pflanzung bald ermöglicht war. Das weiterhin reichlich 
vorhandene gute Gelände ist für die Ausdehnung der 
Kakaokultur vorgesehen. 
 
	        
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