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rechtzeitig auf dem Landwege nach dem Innern
zurückgezogen haben.
Die Männer sollen in das Gefangenen-
lager Robertsheigth bei Pretoria, die
Frauen und Kinder in das Gefangenen-
lager Port Napier bei Pietermaritzburg
gebracht worden sein.
Die meisten Geschäfte in Lüderitzbucht, u. a.
die Lüderitzbucht-Gesellschaft und die Afrika-Bank
sollen in englische Verwaltung genommen wor-
den sein.
Der britische Konsul Müller ist später mit
der Zivilverwaltung Lüderitzbuchts betraut worden,
während der Befehl über die Truppen auf einen
anderen Offizier übergegangen ist.
Nachdem die Besetzung Lüderitzbuchts vollzogen
worden war, sollen ein Kreuzer und die vier
Torpedoboote von Lüderitzbucht zurückgezogen, und
nur ein Kreuzer dauernd vor Lüderitzbucht statio-
niert worden sein.“
Der Berichterstatter betont noch, daß nach
seinen Beobachtungen der Konsul Müller be-
müht gewesen sei, die Ordnung in Lüderitzbucht
aufrecht zu erhalten; trotzdem sei es ihm nicht
gelungen, die englischen Soldaten von Plünde-
rung und Zerstörung von Privateigentum zurück-
zuhalten; insbesondere sei die Einrichtung der
leerstehenden Wohnungen völlig zerstört worden.
Auch die frühere Privatwohnung des Konsuls
Müller, in der sich noch seine Sachen befunden
hätten, sei nicht verschont geblieben. Insbesondere
sei Müllers Bibliothek vollständig vernichtet
worden!
Wesentlich eingehender beschäftigt sich mit den
dortigen Vorgängen der zweite Bericht.
Meine Erlebmisse in Deutsch-Südwest-
afrika.“)
Als am 1. August die Mitteilung über das
Ultimatum Deutschlands an Rußland eintraf,
herrschte in Lüderitzbucht sehr große Begeisterung
und noch größere Spannung; am Sonntag, den
2. August, vormittags, traf dann die Mitteilung
über die Kriegserklärung ein, am 4. oder 5. August
auch die Nachricht über den Krieg mit Frankreich,
jedoch erst später die Mitteilung bezüglich Eng-
lands. Von der Funkenstation waren allerdings
Gespräche zwischen englischen Dampfern aufge-
fangen worden, wonach Deutschland und England
sich im Kriege befinden „sollten“, aber Tatsächliches
hierüber erfuhr man zunächst nicht.
Inzwischen wurde in Lüderitzbucht sofort sämt-
licher Proviant des Militärs ins Land geschafft.
––.
*) Im Auszuge mitgeteilt. (R. K. A.)
r
Die Dampfer „Frieda Woermann“ aus Kapstadt
und „Muansa“ aus Hamburg trafen beide am
2. August ein. Nur Post und Passagiere wurden
gelandet, worauf beide Dampfer mittags wieder
den Hafen verließen. Im Hafen lagen am
2. August außerdem der „Eber“ sowie die „Steier-
mark“, welche in Sturmvogelbucht geladen hatte;
beide Schiffe fuhren nachmittags ab.
Am 7. (oder 8.) August wurde in Süd-
west mobil gemacht. Es haben sich viele
Freiwillige gemeldet. Die Behörden be-
reiteten sich darauf vor, einem Angriff
seitens der Südafrikanischen Union ent-
gegentreten zu können.
Etwa 2000 entlassene Kapjungen lagen auf
dem italienischen Segler „Mincio“, welcher im
Hafen lag; die Jungen sollten nach Kapstadt
befördert werden. Der Segler ist auch von zwei
norwegischen Walfängern nach Kapstadt geschleppt
worden.
Da Militär und Polizeitruppe durch Ver-
legung der Streitkräfte ins Innere des Landes
erheblich vermindert worden waren, wurde für
den Wachtdienst in der Stadt eine freiwillige
Bürgerwehr gebildet.
Aus Deutschland erhielt die Stadt über Windhuk
regelmäßig Funkenspruchmitteilungen, wodurch sie
auch über die Vorgänge in Togo unterrichtet
wurde, solange die dortige Funkenstation in Be-
trieb war.
Bis zum 14. Sept. abends war in Lüderitzbucht
alles ruhig. Als aber die Mitteilungen von Swakop-
mund eintrafen, erwartete man sofort einen An-
griff; jedoch wurde erst am 18. September gegen
4 Uhr nachmittags bekannt, daß die Engländer
in Sicht wären. Gegen 5 Uhr wurde das erste
Schiff an der Einfahrt sichtbar. Im ganzen sind
17 Schiffe gesichtet worden, einschließlich der
Kriegsschiffe, Schlepper und Leichter.
Von den Schiffen gingen drei Transportschiffe
in den äußeren Hafen (außerhalb der Haifisch-
Insel). Die Kriegsschiffe — etwa drei — blieben
weiter draußen liegen. Die weiße Fahne wurde
gezogen; die Engländer landeten an diesem Tage
in Lüderitzbucht keine Truppen mehr. Seitens
der Bürgerwehr wurde nunmehr jeder Deutsche
zum Wachtdienst herangezogen. Um einen even-
tuellen Zusammenstoß mit englischen Patronillen
zu vermeiden, wurde in der Nacht vom 18. zum
19. September den Mitgliedern die Waffe (Re-
volver) abgenommen, da die Bürgerwehr nur
Polizeidienste tat. Am 19. September landeten
die englischen Truppen von den drei Transport-
schiffen; der Rest der gesichteten Schiffe hatte
nach Norden zu ihre Reise fortgesetzt.
Die Zahl der gelandeten Truppen kann ich
nicht mit Bestimmtheit angeben, die Meinungen