Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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im feindlichen Feuer und der Rückzug auf Ngaundere. 
Eine große Anzahl ertrank in den reißenden 
Fluten oder fiel im feindlichen Maschinengewehr- 
Feuer. Der Rest mußte in die zerschossenen 
Werke zurückkehren. Nach abermaliger heftigster 
Beschießung wurde in Garua am 10. Juni die 
weiße Flagge gehißt. Die noch vorhandenen 
Kriegsbestände und Munition, von der übrigens 
ein Teil noch nach Banjo abgeschoben werden 
konnte, waren zuvor nach Möglichkeit zerstört. 
37 Europäer gerieten in Kriegsgefangenschaft und 
sind teils nach England, teils nach Nordafrika 
überführt worden. Der Gegner ehrte den Helden- 
mut der Besiegten dadurch, daß er den Offizieren 
die Degen beließ. 
Die durch den Fall von Garug frei gewordenen 
feindlichen Streitkräfte traten auf den von Garua 
nach Ngaundere und Kontscha führenden Haupt- 
straßen den Vormarsch nach Süden an. Auf der 
Ngaundere-Straße folgten stärkere Truppen den 
aus Garua entkommenen farbigen Soldaten, deren 
Zahl auf etwa 200 Köpfe angegeben wird. In 
Ngaundere befand sich nur eine schwache Be- 
satzung, die die Stadt nicht zu halten vermochte. 
Am 27. Juni wurde daher Ngaundere geräumt 
und darauf vom Feinde in etwaiger Stärke von 
zwei Kompagnien besetzt. Ein wenige Tage 
darauf von der bisherigen Besatzung unter- 
nommener Wiedereroberungsversuch ist leider miß- 
lungen. 
Am 18. Juli wurde das etwa 100 km west- 
lich Ngaundere an der nach Banjo führenden 
Straße gelegene, nur schwach besetzte Dorf 
Tingere überraschend von etwa zwei feind- 
lichen Kompagnien angegriffen und nach ein- 
stündigem Kampfe erobert. Südwärts Tingere 
vordringende feindliche Aufklärungstruppen wurden 
am 20. Juli zurückgeworfen; ein darauf von 
deutschen Truppen unternommener Gegenangriff 
auf Tingere scheiterte. Das Dorf wurde vom 
Feinde behauptet. « 
Die auf der Straße Garua— Kontscha vor- 
rückenden feindlichen Streitkräfte waren am 
25. Juni vor Kontscha erschienen. 
sich nur eine schwache Sicherung der vom Haupt- 
mann a. D. Schipper geführten, mit ihren Haupt- 
kräften bei Banjo stehenden Truppen. Von 
ihnen war eine schwache Abteilung zur Besetzung 
des an der englischen Grenze am Taraba gelegenen 
Postens Karbabi vorgeschoben. Von letzterem 
Orte und von Kontscha aus hatte die Abteilung 
des Hauptmann Schipper manchen kühnen und 
erfolgreichen Einfall in die Provinzen Yola und 
Muri von Nord-Nigerien ausgeführt. So war 
noch in der Zeit vom 4. bis 18. April eine 
Patrouille nach Mutum-Biu am Benue vor- 
gestoßen und hatte Dienstgebäude und Telegraphen= 
Hier befand 
  
linie gründlich zerstört. Eine andere Abteilung 
hatte am 7. April am Mao Kalei (etwa 55 km 
südwestlich Dola an der Grenze) englische Truppen 
in die Flucht geschlagen. Auch an dem Angriff 
auf Gurin hatte sich Hauptmann Schipper, wie 
berichtet, beteiligt. 
Gegen die weit stärkeren feindlichen Truppen 
vermochte indessen die schwache deutsche Besatzung 
Kontscha nicht zu halten. Nach kurzem Gefecht 
überließ sie den Ort dem Gegner und zog sich 
über Dodo auf Banjo zurück. Ihr folgten nur 
schwache feindliche Vortruppen, während die 
Hauptkräfte des Gegners zunächst bei Kontscha 
verblieben. Am 6. Juli fand ein Vorposten- 
gefecht bei Dodo statt. Das Dorf liegt am Aus- 
gang eines vom Mao Deo durchströmten Tales, 
das von dem 1541 m hohen Tschape= oder 
Gendern-Paß nach Nordosten sich senkt und in 
dem die Karawanenstraße von Banjo nach 
Kontscha führt. In dieses Tal sind die deutschen 
Vortruppen vorgeschoben; ihre Hauptkräfte halten 
den Genderu-Paß. Sie sind inzwischen verstärkt 
durch die aus Karbabi herangezogene Abteilung, 
nachdem diese kurze Zeit auch Gaschaka besetzt 
hatte. Dieser von Truppen entblößte Ort ist 
dann am 16. August von englischen Truppen 
besetzt worden. Fünf Tage darauf soll eine 
Stellung unserer Truppen bei Gaschaka über- 
raschend angegriffen und erobert sein. Hierüber 
sowie über die laut englischen Nachrichten am 
24. Oktober erfolgte Einnahme von Banjo fehlen 
nähere Nachrichten. — 
Auch die Bestätigung der feindlichen Meldung 
von der Besetzung von Bamenda durch englische 
Truppen am 22. Oktober 1915 liegt noch nicht 
vor, wie auch Einzelheiten über die hierbei vor- 
aussichtlich stattgehabten Kämpfe noch nicht bekannt 
sind. Bislang hatten sich bedeutendere Gefechts- 
handlungen im Bamenda-Bezirk nicht abgespielt. 
Im Ossidinge-Bezirk fanden nur unbedeutende 
Patronillengefechte im Laufe des Sommers statt. 
Feindliche Vorstöße Ende Mai und Anfang 
Juni auf unsere Stellungen bei Mbo und Bana 
wurden unter empfindlichen Verlusten des An- 
greifers zurückgewiesen. 
Jabassi wurde im Juli geräumt. 
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Das Küstengebiet. 
Das Küstenvorland östlich Edea war weiterhin 
der Schauplatz heftigster Kämpfe. Am 14. April 
hatten englische und französische Truppen die 
Übergänge über die Kele-Rgwe-Stellung erkämpft 
und sich am Ostufer verschanzt. Ihnen mußte 
auch die Stellung am Ndupe-Fluß, der wie der 
Ngwe ein rechter Nebenfluß des Kele ist, über- 
lassen werden; nach 16 stündigem schweren Kampfe
	        
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