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im feindlichen Feuer und der Rückzug auf Ngaundere.
Eine große Anzahl ertrank in den reißenden
Fluten oder fiel im feindlichen Maschinengewehr-
Feuer. Der Rest mußte in die zerschossenen
Werke zurückkehren. Nach abermaliger heftigster
Beschießung wurde in Garua am 10. Juni die
weiße Flagge gehißt. Die noch vorhandenen
Kriegsbestände und Munition, von der übrigens
ein Teil noch nach Banjo abgeschoben werden
konnte, waren zuvor nach Möglichkeit zerstört.
37 Europäer gerieten in Kriegsgefangenschaft und
sind teils nach England, teils nach Nordafrika
überführt worden. Der Gegner ehrte den Helden-
mut der Besiegten dadurch, daß er den Offizieren
die Degen beließ.
Die durch den Fall von Garug frei gewordenen
feindlichen Streitkräfte traten auf den von Garua
nach Ngaundere und Kontscha führenden Haupt-
straßen den Vormarsch nach Süden an. Auf der
Ngaundere-Straße folgten stärkere Truppen den
aus Garua entkommenen farbigen Soldaten, deren
Zahl auf etwa 200 Köpfe angegeben wird. In
Ngaundere befand sich nur eine schwache Be-
satzung, die die Stadt nicht zu halten vermochte.
Am 27. Juni wurde daher Ngaundere geräumt
und darauf vom Feinde in etwaiger Stärke von
zwei Kompagnien besetzt. Ein wenige Tage
darauf von der bisherigen Besatzung unter-
nommener Wiedereroberungsversuch ist leider miß-
lungen.
Am 18. Juli wurde das etwa 100 km west-
lich Ngaundere an der nach Banjo führenden
Straße gelegene, nur schwach besetzte Dorf
Tingere überraschend von etwa zwei feind-
lichen Kompagnien angegriffen und nach ein-
stündigem Kampfe erobert. Südwärts Tingere
vordringende feindliche Aufklärungstruppen wurden
am 20. Juli zurückgeworfen; ein darauf von
deutschen Truppen unternommener Gegenangriff
auf Tingere scheiterte. Das Dorf wurde vom
Feinde behauptet. «
Die auf der Straße Garua— Kontscha vor-
rückenden feindlichen Streitkräfte waren am
25. Juni vor Kontscha erschienen.
sich nur eine schwache Sicherung der vom Haupt-
mann a. D. Schipper geführten, mit ihren Haupt-
kräften bei Banjo stehenden Truppen. Von
ihnen war eine schwache Abteilung zur Besetzung
des an der englischen Grenze am Taraba gelegenen
Postens Karbabi vorgeschoben. Von letzterem
Orte und von Kontscha aus hatte die Abteilung
des Hauptmann Schipper manchen kühnen und
erfolgreichen Einfall in die Provinzen Yola und
Muri von Nord-Nigerien ausgeführt. So war
noch in der Zeit vom 4. bis 18. April eine
Patrouille nach Mutum-Biu am Benue vor-
gestoßen und hatte Dienstgebäude und Telegraphen=
Hier befand
linie gründlich zerstört. Eine andere Abteilung
hatte am 7. April am Mao Kalei (etwa 55 km
südwestlich Dola an der Grenze) englische Truppen
in die Flucht geschlagen. Auch an dem Angriff
auf Gurin hatte sich Hauptmann Schipper, wie
berichtet, beteiligt.
Gegen die weit stärkeren feindlichen Truppen
vermochte indessen die schwache deutsche Besatzung
Kontscha nicht zu halten. Nach kurzem Gefecht
überließ sie den Ort dem Gegner und zog sich
über Dodo auf Banjo zurück. Ihr folgten nur
schwache feindliche Vortruppen, während die
Hauptkräfte des Gegners zunächst bei Kontscha
verblieben. Am 6. Juli fand ein Vorposten-
gefecht bei Dodo statt. Das Dorf liegt am Aus-
gang eines vom Mao Deo durchströmten Tales,
das von dem 1541 m hohen Tschape= oder
Gendern-Paß nach Nordosten sich senkt und in
dem die Karawanenstraße von Banjo nach
Kontscha führt. In dieses Tal sind die deutschen
Vortruppen vorgeschoben; ihre Hauptkräfte halten
den Genderu-Paß. Sie sind inzwischen verstärkt
durch die aus Karbabi herangezogene Abteilung,
nachdem diese kurze Zeit auch Gaschaka besetzt
hatte. Dieser von Truppen entblößte Ort ist
dann am 16. August von englischen Truppen
besetzt worden. Fünf Tage darauf soll eine
Stellung unserer Truppen bei Gaschaka über-
raschend angegriffen und erobert sein. Hierüber
sowie über die laut englischen Nachrichten am
24. Oktober erfolgte Einnahme von Banjo fehlen
nähere Nachrichten. —
Auch die Bestätigung der feindlichen Meldung
von der Besetzung von Bamenda durch englische
Truppen am 22. Oktober 1915 liegt noch nicht
vor, wie auch Einzelheiten über die hierbei vor-
aussichtlich stattgehabten Kämpfe noch nicht bekannt
sind. Bislang hatten sich bedeutendere Gefechts-
handlungen im Bamenda-Bezirk nicht abgespielt.
Im Ossidinge-Bezirk fanden nur unbedeutende
Patronillengefechte im Laufe des Sommers statt.
Feindliche Vorstöße Ende Mai und Anfang
Juni auf unsere Stellungen bei Mbo und Bana
wurden unter empfindlichen Verlusten des An-
greifers zurückgewiesen.
Jabassi wurde im Juli geräumt.
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Das Küstengebiet.
Das Küstenvorland östlich Edea war weiterhin
der Schauplatz heftigster Kämpfe. Am 14. April
hatten englische und französische Truppen die
Übergänge über die Kele-Rgwe-Stellung erkämpft
und sich am Ostufer verschanzt. Ihnen mußte
auch die Stellung am Ndupe-Fluß, der wie der
Ngwe ein rechter Nebenfluß des Kele ist, über-
lassen werden; nach 16 stündigem schweren Kampfe