Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Rogalski, mußte sich am nächsten Tage ergeben. 
Leutnant d. Res. Tiede wurde beim Durchbruch 
schwer verwundet; 30 farbige Soldaten sind ge- 
sallen. 2 Maschinengewehre wurden vom Feinde 
erbeutet. Auch die Verluste des Feindes waren 
schwer; er verlor 5 Europäer und etwa 75 Farbige. 
Ein Teil der farbigen Soldaten, denen der Durch- 
bruch gelungen war, meuterte in Lomie, an- 
scheinend von drei bei ihnen befindlichen farbigen 
Gouvernements-Kanzlisten aufgehetzt. Sie wandten 
sich über den Dschah-Posten nach Akono-Linga 
und Sangmelima und wurden schließlich durch 
gegen sie entsandte Truppen zersprengt. Ein 
Teil von ihnen stellte sich freiwillig, eine Anzahl 
wurde gefangen und erschossen oder fiel in den 
Gefechten, der Rest trat in Alade-Makei oder 
Bitam zu den Franzosen üÜber. 
In einer Stellung am Moanjo-Bach, etwa 
25 km südöstlich Besam, wurde noch einmal ver- 
sucht, den feindlichen Vormarsch auf Lomie auf- 
zuhalten. Nachdem auch diese Stellung geräumt 
werden mußte, wurden wenige Tage darauf auch 
Besam und Assobam und am 25. Juni schließlich 
Lomie nach völliger Zerstörung dem Feinde über- 
lassen. Während dieser mit einem Teil seiner 
Truppen sich gegen die von Akoafim über Alade- 
Makei vorgestoßene Abteilung Liebe wandte, folgte 
er mit seinen Hauptkräften den von Lomie auf den 
Dschah-Posten sich zurückziehenden deutschen 
Truppen. Nach heftigen Kämpfen ist am 10. Juli 
dieser Posten vom Feinde besetzt worden. Auch 
am Nordufer des Dschah bei Ebal vermochten 
sich unsere Truppen nicht mehr zu halten. 
Der Osten. 
In den ersten Monaten dieses Jahres war 
es der Ostabteilung unter Hauptmann Eymael 
gelungen, den bereits bis Bertua vorgedrungenen 
Gegner trotz seiner erheblichen Übermacht über 
den Kadei zurückzuwerfen. Nach Süden verlief 
die von den Franzosen gehaltene Linie über 
Molambi am Dume—Ngangela auf Jukaduma. 
Ein durch eine deutsche Abteilung unternommener, 
weit nach Norden ausholender Vorstoß von 
Dendeng über Bagari auf Gasa zur Störung 
der feindlichen rückwärtigen Verbindungen führte 
zu keinem unmittelbaren Erfolg, wenn auch die 
moralische Wirkung dieser kühn angelegten und 
ausgeführten Unternehmung nicht zu verkennen 
war. Im April mit stärkeren Kräften unter- 
nommene feindliche Angriffe auf unsere Stellungen 
bei Gadji, Beri, Kilussu, Bimbo und im Mensime- 
Gebiet wurden zurückgewiesen. 
Nach Eintreffen von Verstärkungen über- 
schritten im Juni die Franzosen den Kadei, 
nahmen am 23. Juni Gadsi und drängten 
  
schließlich die deutschen Truppen in die allgemeine 
Linie Tschetschari (ö. Bertua) — Nijassi— Bokiesse 
(etwa 15 km 5. Ngangela) zurück. Die östlich 
dieser Linie gelegenen Ortschaften Beri und 
Ngilabe blieben zunächst von unseren Truppen 
noch besetzt. Anfang Juli fanden Geplänkel am 
Dume zwischen Ndungo und Njassi statt; ein 
Vorstoß auf der Straße Beri Bertua wurde 
zurückgewiesen. 
Bei Gadji wurde der Feind geworfen. Am 
20. Juli wurde Tschetschari vom Feinde besetzt; 
doch kostete ihm der Erfolg 2 Europäer, 
35 farbige Soldaten, während unsere Verluste 
nur aus einem schwerverwundeten Enropäer, 
vier schwer= und fünf leichtverwundeten farbigen 
Soldaten bestanden. Am 20. und 21. Juli fanden 
erbitterte Kämpfe um die Stellung am Nfsingi- 
Fluß 5. Bertua statt. Hauptmann v. Briesen fand 
in ihnen den Heldentov. Unseren nach Räumung 
der Nsingi-Stellung auf Bertug zurückgehenden 
Truppen folgten unmittelbar starke feindliche 
Kräfte, denen am 22. abends der Ort überlassen 
werden mußte. Nach vergeblichen Versuchen, bei 
Sikul, etwa 7km 5. Dume an der Straßenach Bertua, 
den nachdrängenden Gegner aufzuhalten, wurde 
die Dume-Station von den deutschen Truppen 
zerstört und geräumt. Eine Aufnahmestellung 
bei Sibita auf dem rechten Dume-Ufer sicherte 
den Abmarsch auf der Straße nach Abong-Mbang. 
Leutnant der Reserve, Assessor Hegemann fiel hier 
in französische Gefangenschaft. Der Rückzug er- 
folgte unter fortgesetzten Kämpfen mit dem hart 
nachdrängenden Gegner, weshalb auch Abong- 
Mbang von unseren Truppen nicht gehalten 
werden konnte, vielmehr in der Nacht vom 
28./29. Juli zerstört und geräumt werden mußte. 
Ein am Nachmittage des 29. Juli unternommener 
Gegenangriff brachte den Ort nur für einige 
Stunden wieder in deutschen Besitz. Der weitere 
Rückzug der deutschen Truppen scheint auf 
Akono — Linga erfolgt zu sein. Auf diesem Wege 
folgten feindliche Streitkräfte bis zum Ndunge- 
Sumpf, auf der südlich des Njong nach Westen 
führenden Straße erreichten sie Mbidolong. 
Auf der Straße Dume St.— Gele Menduka 
endlich sind französische Truppen bis Fos halb- 
wegs Gele Menduka vorgedrungen. 
All diese hartnäckigen Kämpfe sind ein Beweis 
für den unbeugsamen Willen der Verteidiger 
Kamernns, durchzuhalten bis zum äußersten. 
(Abgeschlossen 20. November 1915.) 
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